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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie
Autoren: M Bomm
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und eine große Klappe haben. Nein, Klinsi
ist ein echter Schwabe. Ärmel aufkrempeln, zupacken.« Und er fügte hinzu: »Einer,
genau wie du, Leonhard. Wir freuen uns, dass auch du es zu was gebracht hast.«
    Leonhard Lanski nahm ebenfalls einen Schluck
Mineralwasser. »Danke für das Kompliment, liebe Freunde. Ich fühl mich hier nach
wie vor zu Hause.« Dann wandte er sich an Heimerle: »Ich hab dir am Telefon gesagt,
dass ich in Stuttgart zu tun hatte und mal wieder einen Abstecher hierher machen
wollte …«
    »Du wolltest aber nur mich sprechen …« stellte der Ex-Funktionär vorsichtig fest,
»… mich und Dieter.«
    Lanski lehnte sich auf dem gepolsterten Stuhl
zurück. »Den Dieter auch deshalb, weil er sich in der Branche auskennt«, erklärte
er zögernd und schaute seinen beiden Gegenüber fest in die Augen.
    »Du meinst den Fußball?«
    Lanski lächelte und nickte. »Ja, was sonst
auch – und dich, Heini, hab ich als ehrlichen Kumpel geschätzt. Das heißt, ich tu’s
noch immer.« Und an Funke gewandt, meinte er: »Dich kenn ich noch, als du in der
A-Jugend gespielt hast. Inzwischen hab ich viel von dir gehört.« Der Angesprochene
fühlte sich geschmeichelt.
    Lanski schaute zur geschlossenen Tür hinüber,
um sich zu vergewissern, dass niemand mithören konnte. »Freunde, ich hab mir lange
überlegt, was ich tun soll. Sehr lange. Soll ich zu einem Rechtsanwalt gehen? Oder
stillhalten? Dann hab ich mich entschieden, meine Freunde zurate zu ziehen. Auch
wenn ich euch damit womöglich in Gefahr bringe.«
    Heini Heimerle schluckte. Instinktiv griff
er nach einem Bierdeckel, um ihn nervös zwischen den Fingern zu drehen. Funke schenkte
sich noch ein Glas Mineralwasser ein.
    »Ich bin gekommen, weil ich jemanden brauche,
mit dem ich darüber reden kann. Ihr müsst mir allerdings schwören, versteht ihr:
schwören, dass nichts davon an die Öffentlichkeit dringt.«
    Die beiden Männer hörten schweigend zu und
spürten, welche Bedeutung das kurzfristig anberaumte Treffen haben würde. Lanski
hatte erst gestern bei Heimerle angerufen und ihn um ein Gespräch gebeten, das unter
sechs Augen stattfinden sollte, ohne zu sagen, worum es ging.
    »Wir sind hier abhörsicher?«, fragte Lanski
und blickte sich um.
    Heimerle, in dessen Glatze sich das Licht der
schweren, sechsflammigen Lampe über dem Tisch spiegelte, war irritiert. Mit so einer
Frage war er noch nie konfrontiert worden. Funke nahm sie zum Anlass, das Fenster
zu schließen und die Vorhänge zuzuziehen. Ehe er zum Tisch zurückkam, öffnete er
die Tür und vergewisserte sich, ob draußen im Treppenhaus jemand lauschte. Doch
da war niemand.
    »Wir sind ganz unter uns«, stellte Heimerle
dann fest. »Ach ja, wollt ihr jetzt lieber ein Bier?«
    Die beiden Männer nickten und verlangten ein
Weizen.
    Funke holte es aus dem großen Kühlschrank und
mühte sich ab, das stark schäumende Getränk in die Weizenbiergläser zu gießen.
    »Wir können in aller Ruhe sprechen«, meinte
Heimerle.
    Lanski war froh, auf verständnisvolle Zuhörer
getroffen zu sein. Er hatte auch nichts anderes erwartet.
    »Ich weiß nicht, was wir tun können, aber wenn
keiner was tut, findet die größte Sauerei statt, die es in diesem Land jemals gegeben
hat.«
    Heimerle und Funke saßen wie elektrisiert auf
ihren Stühlen.
    »Naja«, räumte Lanski mit einem gezwungenen
Lächeln ein, »zumindest, was bisher bekannt geworden ist. Was sonst so hinter den
Kulissen läuft und nie an die Öffentlichkeit kommt, wissen wir ja nicht.«
    »Wir können dir schwören, dass alles, was hier
drin heut Abend gesprochen wird, unter uns bleibt«, versprach Heimerle.
    »Ich danke euch. Dann will ich erzählen, was
mich belastet. Aber, wenn die, um die es hier geht, auch nur den geringsten Verdacht
hegen, was ich euch erzähle, dann könnten wir alle sehr in Gefahr kommen. Wisst
ihr, was mir Sorge bereitet?« Die Zuhörer schwiegen, sodass sich Lanski selbst die
Antwort gab: »Ich hab wirklich Angst, dass auch Klinsi da reingerät.«
     
    Das Hotel ›Slovan‹ war das größte in der Stadt, auch, was die Zahl
der Stockwerke anbelangte. Es markierte den Beginn der Hauptgeschäftsstraße in Košice,
die Hlavnaulicá, und stammte noch aus jenen Zeiten, als der Ostblock als ›Reich
des Bösen‹ abgetan worden war. Nach der Wende hatte sich in dieser slowakischen
Stadt, unweit der Hohen Tatra und der Grenze zur Ukraine, gleich reges Geschäftsleben
gerührt. Und wie überall hatten auch hier sofort die
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