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Schurken machen Krawall

Schurken machen Krawall

Titel: Schurken machen Krawall
Autoren: Frank Schmeisser
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klar war, dass es heftigen Ärger geben würde. Dabei hatten wir doch genau das Gegenteil im Sinn! Brave Kinder wollten wir sein, um Barbaras Eltern davon abzuhalten, Barbara auf ein Internat zu schicken. Und nun sahen wir aus, als hätten wir uns mit den Schweinen um die Wette im Matsch gesuhlt und uns anschließend in einer Müllkippe gewälzt. Action-Bärbel sah auf die Uhr. Vor über zwei Stunden hätten wir zum Abendessen erscheinen müssen. Was das Chamäleon, das ja sehr für regelmäßige Mahlzeiten eintrat und Verzögerungen gar nicht leiden konnte, fix und fertig machte. Sein Magen knurrte abwechselnd wie ein Bär in Streitlaune oder gluckerte wie das Moor, dem wir eben geradeso lebend entkommen waren. Das Chamäleon litt unter einem empfindlichen Magen und so hockte es, auch ohne ein Abenteuer durchgemacht zu haben, die meiste Zeit seines Lebens entweder auf dem Klo oder vor der Hausapotheke. Ihm schwante bereits Böses, und so meldete sich das Chamäleon, während wir uns über die langen Flure zu Barbaras Zimmer schlichen, als Erster fürs Badezimmer an.
    „Erster Klositzer ohne Streit!“
    Ich hoffte, dass Martin sich nicht ewig Zeit lassen würde, denn sogar ich freute mich auf eine Dusche. Vor allem, weil Barbara so eine ganz tolle Dusche hatte, in der das Wasser nicht nur von oben auf einen niederprasselte, sondern einen auch von der Seite nass spritzte, ohne dass man auch nur seine Hand heben musste. Das war fast so super wie meine Idee, mir Putzerfische anzuschaffen, damit das elende Waschen ein für alle Mal der Geschichte angehörte. Putzerfische sind nämlich diese lustigen kleinen Fische, die an größeren Fischen kleben. Und dabei reinigen sie die großen Fische, während die großen Fische weiterhin ihren Geschäften nachgehen können. Oder ihren Hobbys. Je nachdem. Ich hatte für meine Idee sogar eine richtige Präsentation erstellt und vorgetragen. So mit Bildern, einer Rede und Krawatte um den Hals.

    Trotzdem fand meine Mutter meine Idee mal wieder total bekloppt. Obwohl ihre Lieblingsspeise Fischstäbchen sind. Versteh einer die Welt.
    Barbaras Bad war einfach der Hammer. Es war riesig und mit goldenen Wasserhähnen. Sogar die Klobrille war golden angemalt. Wenn man sich da draufsetzte, hatte man das irre Gefühl, in einen Piratenschatz zu kacken.
    Kurz bevor wir Barbaras Zimmer erreichten, ging mir der Schuh auf. Und damit ich nicht ins Stolpern geriet, stoppte ich und band die Schnürsenkel wieder zu. Kaum hatte ich die Schleife makellos verknotet, stand Barbaras Mutter auf einmal vor mir und sah mich streng an. Wieder hatte sich das Gespenst lautlos genähert. Sie begutachtete meine verschmodderten Schuhe und Klamotten und dann den ebenfalls total verschmodderten Flur. Blöderweise waren Action-Bärbel und das Chamäleon schon in Barbaras Zimmer verschwunden, sodass ich nun schon wieder als alleiniger Schmutzfink dumm dastand. Wenn auch mit links perfekt geknoteten Schnürsenkeln. Dann nahm sie mit spitzen Fingern meinen Umhang und hob ihn an.
    „Interessante Verkleidung. Was soll die bedeuten?“, fragte sie.
    „Dass ich ein Superheld bin“, sagte ich freundlich und hoffte ein bisschen auf Erstaunen und Begeisterung. Allerdings vergeblich.
    „Bist du nicht eher ein Schurke? Und zwar einer, der ständig Krawall macht?“, fragte mich Barbaras Mutter und sah aus, als würde sie gar keine Antwort erwarten. Das ist ja auch so eine Sache bei Erwachsenen. Ständig stellen sie einem Fragen, die man gar nicht beantworten soll. Manchmal, weil die Antwort schon feststeht, so wie bei der hier: „Und, hast du mal wieder eine Fünf in Mathe geschrieben?“ Oder bei der: „Musst du ausgerechnet jetzt im Garten nach Gold graben?“
    Manchmal aber auch, weil die Frage gar keine Frage, sondern in Wirklichkeit eine Aufforderung ist: „Ziehst du dich jetzt bitte mal an?“ Oder: „Hörst du bitte damit auf aufzuzählen, welche Tierkotze genauso aussieht wie unser Mittagessen?“ Sagt da mal Nein. Ich schwöre euch, das macht ihr genau ein Mal und dann nie wieder. Zumindest wenn euch eure Freiheit und euer Taschengeld lieb sind.
    Erwachsene sind komisch, aber leicht zu durchschauen. Das Gleiche galt für Barbaras Mutter, das Gespenst. Also sagte ich nichts außer „Entschuldigung“ und flitzte so schnell wie möglich in Barbaras Zimmer. Ich konnte nun wirklich genauso dringend eine Dusche gebrauchen wie der Teppich vor Barbaras Tür.
    Als ich ins Zimmer kam, war Martin schon unter der Dusche.
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