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Schurken machen Krawall

Schurken machen Krawall

Titel: Schurken machen Krawall
Autoren: Frank Schmeisser
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feines Netz gespannt, das bis zum Boden reichte.
    „Was ist das?“, fragte ich.
    „Ein Netz“, antwortete Action-Bärbel.
    „Schon klar. Aber warum hängt es da?“, fragte ich nach.
    „Keinen Schimmer“, sagte sie.
    „Um irgendwas zu fangen. Vielleicht Vögel“, meinte das Chamäleon.
    Action-Bärbel zweifelte an der Vogelfänger-Theorie. „Kann sein. Aber hängen die Netze dafür nicht etwas tief?“
    „Gibt es Tiefflieger-Vögel?“, fragte ich das Chamäleon, das ja nicht nur der beste Schüler unserer Schule, sondern auch ein Fan der Naturwissenschaften war.
    „Keine Ahnung“, bekam ich zur Antwort. „Mit Vögeln kenne ich mich nicht so aus.“
    Das Chamäleon und ich gingen ebenfalls in die Knie und sahen uns das Netz genauer an, während Barbara die Umgebung nach Spuren absuchte.
    „Meinst du, das Netz ist vom Spinnenmann?“, fragte das Chamäleon und schauderte bei dem Gedanken.
    „Möglich. Wenn es ein echter Spinnenmann ist, dann spinnt er sicherlich auch Netze“, sagte ich.
    „Ist es klebrig wie ein Spinnennetz?“, fragte das Chamäleon, und ich berührte das Netz vorsichtig.
    „Nee. Das ist Nylon, glaube ich. So wie eine Angelschnur.“
    Das Chamäleon schien erleichtert.
    „Hier ist noch eins!“, rief Action-Bärbel und winkte uns zu sich. „Da!“, sagte sie und zeigte auf ein zweites Netz, das wie das andere zwischen zwei Bäumen gespannt war.
    „Merkwürdig. Meint ihr, der fängt sich was zu essen?“, fragte ich. Meine Superhelden-Kollegen zuckten gleichzeitig die Schultern.
    „Ich will es nicht hoffen, die armen Vögel“, sagte Action-Bärbel.
    Gerade als wir vor dem komischen Netz knieten, fiel ein Schatten auf uns. Die Nylonfäden, die gerade noch silbrig in den Sonnenstrahlen geschimmert hatten, wurden fast unsichtbar und waren vor dem Graugrün des Waldes nicht mehr zu erkennen. Ich sah hinauf, um ein Stück vom Himmel zu entdecken. Nicht dass es gleich in Strömen regnen würde. Und dann sah ich ihn. Der Spinnenmann stand direkt hinter uns und starrte zu uns runter.

Der Spinnenmann
    Er war wirklich riesig. Die Gerüchte waren nicht übertrieben gewesen. Er war ein Gigant. Mindestens zwei Meter groß. Ein Netz, gespickt mit Blättern, hing über seinem Kopf und reichte ihm bis zu den Knien. Ein schwerer Leinensack, in den er uns alle drei hätte packen können, hing ihm über der Schulter. Es war Furcht einflößend. Am schlimmsten waren aber seine roten, blutunterlaufenen Augen, die uns aus seinem grün-braun-schwarz bemalten Gesicht anfunkelten. Mein Herz raste und ich begann zu hecheln wie bei einem Sprint, dabei konnte ich mich nicht bewegen. Ich war wie gelähmt. Ich starrte den Spinnenmann an und er starrte zurück. Dann bemerkte auch das Chamäleon, dass irgendwas nicht stimmte, und folgte meinem Blick. Als es den Spinnenmann sah, stand das Chamäleon ruhig auf, klopfte sich die Hose ab und schlenderte pfeifend weg. Kaum hatte es ein paar Meter zurückgelegt, sprintete es los und schrie, als wäre ein wütendes Wildschwein hinter ihm her, ein zorniges Huhn, ein stinkiges Stinktier, ein fuchsteufelwildes Eichhörnchen oder eine schlecht gelaunte Amsel. Das Chamäleon fürchtete sich vor allen Tieren. Aber am meisten vor denen mit mieser Laune.
    Dann erhob ich mich und klopfte Action-Bärbel, die offensichtlich ganz vertieft in ihre Spurensuche war, auf die Schulter. Klopf, klopf.
    „Was ist?“, fragte Action-Bärbel und drehte sich um. „Oh“, machte sie bloß, als sie den Spinnenmann sah. So wortkarg erlebte man Action-Bärbel selten.
    „Wir gehen dann mal“, sagte ich und zog Action-Bärbel am Ärmel, ohne den Spinnenmann aus den Augen zu lassen. Der warf bereits seinen Sack auf die Erde und begann, mit beiden dicken Armen darin herumzuwühlen. Wahrscheinlich suchte er ein Netz, um uns gefangen zu nehmen. So cool wie möglich traten Action-Bärbel und ich den Rückzug an. Eine Grundregel für Superhelden lautet nämlich: Sei immer cool und würdevoll und zeige keine Angst!

    Auf einer kleinen Lichtung ließen wir uns erschöpft zu Boden sinken und ich gratulierte dem Chamäleon zu seinem Spurt. So schnell hatte ich Martin noch nie laufen sehen. Angst verleiht vielleicht keine Flügel, aber schnelle Beine macht sie schon. Wie gesagt: Normalerweise ist das Chamäleon alles andere als sportlich. Es hat quasi gar keine Kondition, ist ungeschickt und kommt nur dann an die Marmelade dran, wenn jemand ihm den Deckel aufschraubt, egal wie locker er schon ist.
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