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Schurken machen Krawall

Schurken machen Krawall

Titel: Schurken machen Krawall
Autoren: Frank Schmeisser
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du eigentlich“, flüsterte mir das Chamäleon ins Ohr, „dass so Tausende von Horrorfilmen anfangen?“ Dafür, dass es kreidebleich war, klang das Chamäleon erstaunlich gefasst.
    Mir lief ein eiskalter Schauer den Rücken runter. So eine Art von Schauer, wie er einen überfällt, wenn man sich in einer ausweglosen Situation befindet und ganz genau weiß, dass es noch viel schlimmer kommen wird. So in etwa wie bei der Zeugnisausgabe, wenn unsere Klassenlehrerin mit meinem Zeugnis in der Hand kopfschüttelnd auf mich zukommt. Furchtbar.
    Auf einmal sah ich ein Licht. Es blitzte nur kurz auf. Ich dachte schon, dass ich mir das nur eingebildet hätte. Doch dann sah ich es wieder. Es war der Strahl einer Taschenlampe. Und der Strahl kam näher.
    „Runter!“, zischte ich dem Chamäleon zu und wir versteckten uns blitzschnell hinter dem Stamm.
    „Was ist das?“, fragte das Chamäleon leise und mit großen Augen.
    „Ich glaub, ’ne Taschenlampe“, antwortete ich.
    „Von Action-Bärbel?“, fragte das Chamäleon hoffnungsvoll.
    Ich schüttelte den Kopf. „Action-Bärbel hat keine dabei. Außerdem ist sie in die andere Richtung gelaufen.“ Vorsichtig hob ich den Kopf. Das Licht kam näher. Auf einmal verharrte es und dann tastete der Strahl die Gegend um uns herum ab. So als würde er uns suchen. Als wüsste er, dass wir in der Nähe sind.
    „Unten bleiben“, flüsterte ich, während der Strahl der Lampe unseren Baumstamm aufleuchten ließ.
    „Wer ist das?“, flüsterte plötzlich Action-Bärbel hinter mir und kniete sich neben uns.
    „Keine Ahnung“, sagte das Chamäleon bibbernd. „Geh du mal nachgucken. Wir bleiben so lange hier“, schlug es vor und glotzte mich an. Für wie blöd hielt es mich denn? Gut, ich habe in meiner Superhelden-Karriere schon einige Aktionen gestartet, die im Nachhinein betrachtet vollkommen unsinnig waren. Aber so irre, einer dubiosen Lampe ins Moor zu folgen, war selbst ich nicht. Und ich hatte mich sogar mal mit einer selbst gebauten Rakete ins Krankenhaus geschossen!
    „Vergiss es! Geh du doch, oder frag Dieter, den Hosenscheißer!“, patzte ich das Chamäleon an.
    „Dieter traut sich nicht“, erklärte das Chamäleon überflüssigerweise. Es war ja schon ein Wunder, dass der Hosenscheißer überhaupt noch da war und nicht längst nach Hause gegangen oder auf einen Baum geflohen.
    Auf einmal wurde es wieder dunkel und die Taschenlampe entfernte sich.
    Action-Bärbel richtete sich auf. „Los, steht auf! Wir folgen der Lampe.“
    „Bist du bekloppt geworden?“, fragte das Chamäleon eher besorgt als beleidigend.
    „Wir haben uns verlaufen, und wenn die Lampe nicht im Moor haust, wird sie uns aus dem Moor rausführen. Ist doch logisch“, fand Action-Bärbel und schwang sich über den Stamm. „Kommt“, flüsterte sie. Und wir schlichen tatsächlich der wahnsinnigen Action-Bärbel hinterher, die einer zweifelhaften Taschenlampe tiefer ins Moor folgte.
    Wir wateten durch kniehohes Wasser, kletterten über umgestürzte Bäume und sprangen von einem kleinen Erdhügel zum nächsten. Immer wenn wir die Taschenlampe zu verlieren drohten, weil das Chamäleon oder ich im Modder stecken geblieben waren, schien es, als wartete die Lampe auf uns. Schließlich erreichten wir nach einer halben Ewigkeit den Waldrand, und das Licht, das uns geführt hatte, erlosch und verschwand.
    „Wir haben es geschafft!“, jubelte Action-Bärbel, und das Chamäleon, das nicht einmal gejammert hatte, selbst als es kopfüber in die stinkende Brühe gekippt war, sackte auf die Knie und begann zu glucksen.
    Wir gönnten uns eine Verschnaufpause. Wir waren erschöpft, aber das Glück, dem Moor, dem Spinnenmann und dem sicheren Untergang entkommen zu sein, machte uns euphorisch. Wir lachten hysterisch los, als würden wir von Hunderten Federn gleichzeitig gekitzelt werden. Laut und mit kreidebleichen Gesichtern. Das war knapp gewesen und das wussten wir alle.
    Allerdings war es schon spät. Und auch wenn wir den Spinnenmann hinter uns gelassen hatten – Barbaras Eltern standen uns noch bevor.
    „Wir müssen uns ins Haus schleichen und waschen, bevor uns meine Eltern erwischen. Zu spät kommen ist schon blöd, aber total verdreckt zu spät kommen, ist noch viel schlimmer!“, sagte Action-Bärbel, und wir nickten nur. Eltern mögen Dreck nur in Blumentöpfen. Das ist ja bekannt.

Zimmerservice, ein Schwur und ein Piratenschatz
    Wir schwiegen den ganzen Weg zurück zum Haus, weil uns allen dreien
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