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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis
Autoren: Jens Schumacher
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Explosion umgeworfen worden. Das Gefährt stand etwa zehn Meter von Henry entfernt, die Kreatur, die einst Wayne Spyker gewesen war, sah sich mit abgeknicktem Seesternkopf nach seinen Artgenossen um, deren Angriff irgendwo in den grauen Staubbergen ins Stocken geraten war.
    Als hätte es Henrys Blick bemerkt, fuhr das Ungetüm herum. Hasserfüllt glotzte es in seine Richtung, dann setzte ein grauer Schlangenarm seinen Untersatz wieder in Bewegung. Rasch nahm der schwere Rollstuhl Fahrt auf.
    Doch er kam nicht weit.
    Mit einem peitschenden Krachen, das Henry an den Überschallknall eines Düsenjägers denken ließ, löste sich ein Felsbrocken von der Größe eines Kleiderschranks aus der Decke. Einen Wimpernschlag später lag er auf dem Boden des Korridors und begrub den Anführer der Kreaturen unter sich, als hätte es ihn nie gegeben.
    Ein vielstimmiges Kreischen erscholl aus dem dahinterliegenden Tunnelabschnitt. Die Staubwolken lichteten sich und gaben den Blick frei auf die restlichen grauen Kreaturen. Mehrere lagen am Boden, betäubt von der Druckwelle der Detonation, andere reckten schon wieder suchend ihre Tentakel in Henrys Richtung.
    Ein weiterer Donnerschlag erschütterte den Stollen. Henry sah, wie eine der Bestien ihren sternförmigen Kopf in die Höhe riss. Er bildete sich ein, einen extrem hohen, winselnden Schrei zu hören. Doch sicher ließ sich das in dem allgegenwärtigen Getöse nicht sagen.
    Was immer das Ungetüm seinen Artgenossen hatte mitteilen wollen, die Warnung kam zu spät. Bevor auch nur einer sich in Bewegung setzen konnte, stürzte die Tunneldecke auf einer Länge von mindestens zwanzig Metern in sich zusammen. Zum zweiten Mal wurde Henry von einem prasselnden Hagel aus Staub und winzigen Gesteinssplittern eingehüllt und für etliche bange Augenblicke sah er nichts mehr.
    Er hustete, versuchte, den eingeatmeten Staub aus der Lunge zu bekommen. Unter seinen Knien bildeten sich neue Risse, breiter als der vorherige. Der Boden bockte wie ein stures Pony.
    Plötzlich spürte Henry, wie eine Hand seine Schulter packte und hochzog. Taumelnd kam er auf die Knie, folgte dem Zerren mehrere Schritte weit über Felsentrümmer und Schutt. Eine zweite Hand drückte ihm etwas Raues, Biegsames in die Finger.
    Ein Seil!
    »Klettere um dein Leben«, brüllte Boris Golitzin ihm in ein halb taubes Ohr. »Der Schacht kann jeden Moment einstürzen!«
    Ohne zu merken, was er eigentlich tat, mobilisierte Henry seine letzten Kraftreserven und zog sich am Seil empor.
    Im Kanal oberhalb des Tunnels war die Sicht etwas besser. Als er die Klettersprossen ergriff und daran hochzusteigen begann, bemerkte er, dass die Wände auch hier von verästelten Rissen durchzogen waren.
    Das Seil unter ihm straffte sich, als einer seiner Gefährten ihm nachkletterte. Auch weiter oben im Schacht erahnte er eine Gestalt, möglicherweise Eileen, aber er kümmerte sich nicht darum. Mit mechanischen Bewegungen zog Henry sich weiter.
    Irgendwann erreichte er die Ausstiegsöffnung. Über die schräge Rampe, die Spykers Leute ins Eis gefräst hatten, schleppte er sich die letzten Meter hinauf.
    Er merkte erst, dass er oben angelangt war, als Eileen ihn packte und von der Öffnung fortzog. Eisige Nachtluft füllte seine Lungen. Sekundenlang genoss Henry einfach nur das Gefühl, wieder tief durchatmen zu können.
    Der weite Platz wirkte gespenstisch im kalten Licht der Sterne. Selbst hier, an der Oberfläche, war das Beben in der Tiefe zu spüren. Kurz hatte Henry den Eindruck, die Gebäude am Rand der freien Fläche, zackige Schattenrisse in der Nacht, würden sich schwankend von einer Seite auf die andere neigen. Aber das musste Einbildung sein, hervorgerufen durch seine Erschöpfung.
    Die Öffnung im Eis spuckte Dr. Lamont aus. Er hatte ein Seil in der Hand, das hinter ihm in der Tiefe verschwand. Henry begriff, was der Arzt vorhatte, und eilte zu ihm. Kaum zwei Minuten später hatten sie Donald Wilkins nach oben gezogen. Als Henry ihm aus dem Loch half und ihn aus dem Geschirr von Riemen und Haken befreite, mit dem er am Seil befestigt war, sah er, dass der Parka seines Vaters an der linken Schulter in Fetzen hing. Der Stoff war blutdurchtränkt, zwischen den Textilschichten klaffte eine frische Wunde.
    »Dad, was …?«
    »Ein Felsbrocken hat ihn getroffen, während Golitzin ihn im Geschirr fixierte.« Lamont beugte sich über den Verletzten. »Donald, können Sie mich hören? Haben Sie Schmerzen?«
    Donald Wilkins hob matt den
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