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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis
Autoren: Jens Schumacher
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das Sie mir geschrieben haben, bin ich in Collingwood auf unbestimmte Zeit beurlaubt. Ich könnte Dad also versorgen, ihn zu Kontrolluntersuchungen bringen, die Einkäufe erledigen …«
    »Henry, mein Junge!« Dr. Wilkins winkte ihn mit einem seiner mumienhaft eingewickelten Arme näher. In verschwörerischem Ton fuhr er fort: »Du bist noch jung. Zu den vielen Dingen, die du für dein späteres Leben lernen musst, gehört Folgendes: Wenn eine hübsche Frau dir anbietet, in dein Haus zu kommen und für eine Weile deine Privatkrankenschwester zu mimen, lehne niemals ab!«
    »Zu Befehl, Sir.« Henry salutierte grinsend. An Eileen gewandt, fügte er hinzu: »Unser Gästezimmer ist ziemlich mickrig, aber Sie können mein Zimmer haben. Für mich und meinen Laptop reicht die Kammer unter dem Dach völlig.«
    »Braver Junge.« Donald Wilkins ließ sich in sein Kissen zurücksinken. »Sagen Sie, Duncan: Haben Sie in den letzten Wochen etwas von unseren Kameraden gehört?«
    »Gerade heute Morgen kam diese Mail von Dr. Golitzin.« Der Mediziner hob einen Papierausdruck in die Höhe. »Er hat seinen Job in der Antarktis aufgegeben und ist nach Moskau zurückgekehrt, wo er sich auf einen Dozentenposten an der Universität beworben hat. Falls das hinhaut, sollen wir ihn besuchen kommen, sobald Sie wieder auf dem Damm sind.« Er legte das Blatt auf Donalds Nachttisch. »Hilmar Albrecht hat sich für heute Nachmittag zum Besuch angekündigt. Er deutete an, seine Frau habe Ihnen einen Rotweinkuchen gebacken, größer als Spykers S1.«
    »Sapperlot!«, imitierte Dr. Wilkins den Professor und lachte.
    »Und Lincoln?«, wollte Henry wissen.
    »Mit dem habe ich vorgestern kurz telefoniert. Er hat seinen Job in McMurdo geschmissen und ist zu seiner Familie nach Vermont zurückgekehrt. Wie er sagte, bleibt er dort allerdings nur bis zum Ende des Sommers. Wenn es kälter wird, will er in den Süden gehen, eventuell nach Mexiko. Er sagte, selbst wenn er bei Taco Bell am Autoschalter aushelfen müsse, um sich über Wasser zu halten – Schnee und Eis wolle er nie wieder sehen.« Lamont fischte einen Zettel aus der Brusttasche seines Kittels und reichte ihn Henry. »Hier, ich soll dir seine E-Mail-Adresse geben.«
    »Danke.«
    Ein kurzes Schweigen trat ein, in dem jeder seinen eigenen Gedanken nachhing. Durch das geöffnete Fenster drangen die Geräusche von Kindern herein, die auf dem Spielplatz hinter dem Krankenhaus herumtollten.
    »Spyker, dieser arme Irre«, hauchte Eileen schließlich und schüttelte langsam den Kopf. »Wenn er gewusst hätte, dass es unter der Ruinenstadt gar keine außerirdischen Apparate zu entdecken gab, keine Raumschiffe, keine Superwaffen …«
    »Die gab es tatsächlich nicht«, bestätigte Donald Wilkins. »Die Alten Wesen waren so hoch entwickelt, dass sie Technik, wie wir sie kennen, längst hinter sich gelassen hatten. Stattdessen hatten sie sich ein anderes, mindestens ebenso effektives Hilfsmittel nutzbar gemacht: die Genetik.« Nachdenklich betrachtete er seine bandagierten Hände. »Bedenkt man, dass mein Zustand nur eine unbedeutende Vorstufe in einem komplexen biologischen Prozess darstellte, kann man erahnen, wie weit sie es auf diesem Gebiet gebracht haben müssen.«
    Dr. Lamont nickte beinahe ehrfürchtig. »Totale korporale Umstrukturierung, unabhängig vom genetischen Ausgangsmaterial. Nach unseren Maßstäben eine unvorstellbare Leistung.« Er runzelte die Stirn. »Und zugleich eine schreckliche Waffe! Gottlob hat Spyker nichts von der Macht der reaktiven Substanz geahnt. Nicht auszudenken, wenn es ihm irgendwie gelungen wäre, den Stoff zu isolieren! Mit seinen Mitteln hätte er ihn möglicherweise kultiviert und für seine egomanischen Zwecke eingesetzt – gegen die Menschheit. Dann wäre sein größenwahnsinniger Traum von absoluter Macht vielleicht doch noch wahr geworden.«
    Eileen lächelte erleichtert.. »Darüber müssen wir uns zum Glück keine Gedanken mehr machen. Spyker ist nicht mehr und die Hinterlassenschaften der Alten Wesen liegen am unwirtlichsten Ort des Planeten unter Abermillionen Tonnen Stein sicher begraben. Für immer und ewig.«
    »Wir wollen dennoch kein Risiko eingehen.« Donald Wilkins blickte Henry, Eileen und Lamont der Reihe nach ernst an. »Lasst uns an der Vereinbarung festhalten, die wir auf dem Rückweg getroffen haben: Niemand soll auch nur ein Sterbenswörtchen darüber erfahren, was wir im Eis gefunden haben. Einverstanden?«
    Alle nickten.
    In diesem
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