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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis
Autoren: Jens Schumacher
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Kopf. Im Licht von Henrys Helmlampe huschte ein schiefes Lächeln über sein verunstaltetes Gesicht. »Die Antwort lautet nein, wie üblich.« Er kicherte leise, doch sein Lachen ging rasch in einen Hustenanfall über. »Ich glaube, so oft wie während dieser Reise war ich noch nie dankbar für meinen verdammten Gendefekt«, stieß er hervor.
    Hinter ihnen hievte sich Golitzin aus dem Loch und half Professor Albrecht, augenscheinlich am Ende seiner Kräfte, die letzten Meter hinauf. »Wir müssen weg hier«, verkündete er. »Hier ist es nicht sicher.«
    »Aber die Explosion ist doch vorbei. Oder etwa nicht?«, wollte Henry wissen.
    Der Russe nickte zustimmend. »Aber die Detonation hat eine verheerende Kettenreaktion ausgelöst. Ein Tunnel nach dem anderen stürzt ein. Wenn das so weitergeht, werden die Fundamente das Gewicht der Stadt nicht mehr lange tragen können!«
    Mit letzter Kraft rappelten sie sich vom Boden hoch. Lamont und Golitzin stützten Henrys Vater, dann machten sie sich auf den Weg.
    Während sie der breiten Straße zum Stadtrand folgten, ertönten aus der Tiefe alle paar Sekunden neue, dumpfe Schläge. Der Boden vibrierte so stark, dass erst Professor Albrecht, dann auch Henry auf dem eisbedeckten Boden den Halt verlor und sich der Länge nach hinlegte.
    Als sie den schwarzen Steinwall erreichten, die Grenze des bebauten Stadtgebiets, stürzte das erste Gebäude am Straßenrand mit einem seufzenden Geräusch in sich zusammen. Es schien beinahe dankbar, sich mit seiner widersinnigen Statik endlich der Erdanziehungskraft ergeben zu dürfen.
    Ohne anzuhalten, hetzten sie durch den tunnelartigen Durchgang auf das Lager zu.
    Die grellen Scheinwerfer des S1 waren bereits von Weitem zu erkennen. Das riesige Polarfahrzeug stand allerdings anders da, als sie es zurückgelassen hatten. Seine Schnauze zielte jetzt auf den steilen Hang, der zum Gebirgspass hinaufführte.
    »Bim! Was hat das zu …« Golitzin blinzelte verwirrt.
    In diesem Moment öffnete sich die Außenschleuse des riesigen Fahrzeugs, und eine einzelne Gestalt kam über den festgetrampelten Schnee auf sie zugerannt.
    »Shit, bin ich froh, dass ihr endlich kommt!« Lincoln umarmte der Reihe nach Henry, Eileen und den Professor. Vor Erleichterung schien er kurz davor loszuheulen. »Als der Boden anfing zu beben, dachte ich schon, jetzt wäre alles …« Sein Blick fiel auf Donald Wilkins und er wich entsetzt einen Schritt zurück. »Was in aller Welt …?«
    »Später!« Golitzin eilte an ihm vorbei. »Hast du den SnoCat klargemacht wie besprochen?«
    »Nun, äh … ich hab damit begonnen«, erwiderte Lincoln zögernd. »Aber dann habe ich mir die Kontrolleinheit von Spykers Höllenmaschine mal genauer angesehen.«
    »Wie bitte?« Der Russe drehte sich unwirsch um.
    »Die Steuerung unterscheidet sich kaum von der unserer Fahrzeuge. Und weil das Ding stärker und besser ausgestattet ist als unsere ollen Scherbein da drüben …« Er machte eine einladende Geste in Richtung des S1. »Wenn die Herrschaften sich an Bord begeben würden? Wir sind abfahrbereit!«
    Golitzin verzog unwillig das Gesicht, setzte zu einer scharfen Erwiderung an. Doch Eileen kam ihm zuvor.
    »Spyker hat gesagt, der S1 hätte genug Treibstoff für den Rückweg an Bord. Und schneller als unsere Fahrzeuge ist er allemal.«
    »Außerdem ist medizinisches Equipment an Bord«, fügte Dr. Lamont mit einem raschen Seitenblick auf Donald Wilkins’ blutende Schulter hinzu.
    Damit war die Entscheidung gefallen. Hintereinander rannten sie die Rampe des Polarmobils hinauf, das sich wenige Augenblicke später rumpelnd in Bewegung setzte.
    Der Boden des Talkessels bebte mittlerweile so stark, dass man sich selbst in dem schweren, gut gedämmten Fahrzeug vorkam wie in einer Nussschale auf hoher See. Lamont und Eileen betteten Henrys Vater auf eine Sitzgruppe im Heck des S1 und kümmerten sich um seine verletzte Schulter, während Lincoln und Golitzin das riesige Vehikel ohne Rücksicht auf Verluste den steilen Pass hinaufpeitschten.
    Restlos außer Atem sank Henry vor einer der hinteren Panoramascheiben auf einen gepolsterten Sitz und sah ungläubig in den sternenerhellten Talkessel hinab.
    Tief unter ihm kollabierten mehr und mehr der gigantischen Albtraumgebäude. Ganze Straßenzüge fielen wie Dominosteine, Türme kippten, Wehranlagen und Mauern verwandelten sich in Schutt und Trümmer. Der Anblick hatte etwas Apokalyptisches. Henry bezweifelte, dass vor ihnen je ein Mensch etwas
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