Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis
Autoren: Jens Schumacher
Vom Netzwerk:
er herum.
    Einen Steinwurf entfernt rollte eine Wand aus grauen Leibern heran, mindestens ein Dutzend graue Bestien mit sternförmigen

Köpfen, dicht an dicht gedrängt, den ganzen Tunnel ausfüllend. Angeführt wurden die Mutationen von einer schmächtigen, auf absonderliche Weise verwachsen wirkenden Gestalt. Auch sie war grau, mit sternförmigem Kopf, doch ihre untere Hälfte schien merkwürdig missgestaltet. Die platten, fünfzehigen Extremitäten waren verkümmert auf eine Weise, die es dem Monstrum unmöglich machte, sich aufrecht fortzubewegen. Das hinderte es jedoch nicht, seine Artgenossen zum Angriff gegen Henry und seine Freunde zu führen.
    Denn das Monstrum saß in einem hochmodernen All-Terrain-Rollstuhl aus mattschwarzem Stahl!
    Sekundenlang starrte Henry fassungslos in das runzlige Knorpelgewebe im Zentrum des seesternartigen Kopfes. Jetzt, da es keinen Zweifel mehr gab, wer dieses Geschöpf einst gewesen war, glaubte er, die fürchterlich entstellten Reste von Wayne Spykers Gesichtszügen in der schwammigen Masse zu erkennen. Und die Andeutung eines siegessicheren, durch und durch unmenschlichen Grinsens!
    Gelähmt vor Entsetzen standen Henry und die anderen da, während die Übermacht der Feinde unaufhaltsam auf sie zuglitt. Noch dreißig Meter … zwanzig … fünfzehn …
    Sie konnten nicht mehr fliehen. Den rettenden Ausstiegsschacht aufzugeben, bedeutete den sicheren Tod, denn in wenigen Sekunden musste die Bombe detonieren und das Stollensystem in Schutt und Asche legen. Überdies hätte keiner von ihnen noch mehr als zehn Schritte geschafft, bevor er erschöpft zusammengebrochen wäre.
    Eine seltsame Ruhe überkam Henry, während er in die fremdartigen Augen der verkrüppelten Kreatur im Rollstuhl starrte und sich das fanatische Geheul der grauen Ungeheuer in seine Gehörgänge schraubte wie hundert Kreissägen. Ohne hinzusehen, streckte er einen Arm in Richtung seines Vaters aus. Donald Wilkins ergriff seine Hand und drückte sie.
    So standen sie da, warteten auf das Unvermeidliche.
    Plötzlich zischte Boris Golitzin zwischen zusammengebissenen Zähnen: »Brutproklat!«
    Im selben Moment ließ eine dumpfe Vibration den Boden unter Henrys Stiefelsohlen erbeben. Ein Rumoren, urtümlicher als alles, was er je gehört hatte, rollte aus weiter Ferne heran. Es wurde lauter und mächtiger, bis Henry das Gefühl hatte, im Zentrum eines Orkans zu stehen. Es dauerte mehrere Herzschläge, bis er begriff, was das bedeutete.
    Die Bombe war explodiert!

38
     
    AM RAND DER RUINENSTADT, 18. APRIL 2013
     
    Eine deckenhohe Woge aus grauem Nebel wälzte sich den Korridor entlang. Bevor Henry realisierte, dass es sich um Felsstaub handelte, aufgewirbelt von der ungeheuren Wucht der Explosion, hatte die Druckwelle ihn bereits erreicht. Er wurde von den Beinen gefegt wie ein Blatt und fand sich einen Sekundenbruchteil später auf dem harten Boden wieder. Seine Ohren klingelten, zwischen seinen Zähnen knirschte es. Er schmeckte Blut auf seiner Zunge.
    Dicht neben sich nahm er zwei undeutliche Schemen wahr -Eileen und seinen Vater, die unter der Wucht der Explosion ebenfalls zu Boden gegangen waren. Henry schauderte, als er sich vorzustellen versuchte, wie stark die Detonation unten in der Höhle gewesen sein musste, mehrere Kilometer entfernt.
    Er hob den Kopf, doch in dem wirbelnden Staub konnte er kaum die Hand vor Augen erkennen. Und es schien, als würden die grauen Wolken immer dichter. Als Henry den Strahl seiner Lampe zur Decke emporrichtete, erkannte er, warum: Zackige Risse fraßen sich wie im Zeitraffer durch das Gestein, Felsstaub rieselte unablässig aus den frischen Spalten herab. Henry spürte eine Vibration unter sich. Als er hinschaute, konnte er mitansehen, wie sich ein fingerbreiter Riss im Gestein bildete, direkt unter seiner Hand.
    Obwohl die eigentliche Explosion längst verhallt war, herrschte ohrenbetäubender Lärm. Aus allen Richtungen donnerte und krachte es, dazwischen konnte man das Winseln der grauen Kreaturen vernehmen. Es war noch immer unangenehm nah, allerdings hatte sich der Klang irgendwie gewandelt. Das Geheul klang jetzt nicht mehr triumphierend und vorfreudig, sondern … ängstlich?
    Henry peilte durch den wirbelnden Staub in jene Richtung, in der er die Monster zuletzt gesehen hatte. Der Strahl seiner Helmlampe schnitt durch den dicken Nebel wie ein Lasereffekt in der Disco und erfasste den Anführer der Meute. Erstaunlicherweise war sein Rollstuhl nicht von der Wucht der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher