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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis
Autoren: Jens Schumacher
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auf.
    Trotz aller Beschreibungen sowie der unscharfen Videoaufnahme war Henry auf das Bild, das sich ihm im grellen Licht der Lampen bot, nicht vorbereitet.
    Das Wesen war viel massiger, als er erwartet hatte. An der dicksten Stelle hatte sein Leib den Umfang eines Fasses, während er sich nach oben und unten verjüngte, bis er kaum dicker war als ein menschlicher Brustkorb. Die dunkelgraue Haut war von Runzeln und Falten durchzogen wie die eines Elefanten. Aus taschenartigen Vertiefungen in der Körpermitte ragten fünf grässliche, biegsame Arme sowie vier halb gefaltete, ledrige Schwingen hervor. Als das Monstrum sein Gleichgewicht wiedererlangt hatte, bog sich sein sternförmiger Kopf zur Seite und schwang suchend hin und her. In der Mitte des schwammigen Gewebes erkannte Henry eine formlose, zerdrückt wirkende Fläche, aus der ihm zwei winzige, in tiefen Höhlen liegende Augen entgegenstarrten. Ein Stück darunter klaffte ein formloses schwarzes Loch.
    Übelkeit drohte Henry zu überwältigen, als ihm klar wurde, dass er in die Überreste eines menschlichen Gesichts blickte -das Einzige, was von dem bemitleidenswerten Mann geblieben war. Ein durchdringender Geruch nach Moder und verfaultem Hähnchenfleisch stieg ihm in die Nase, derselbe Geruch, der ihm in der Felskammer entgegengeschlagen war, wo sie seinen Vater entdeckt hatten.
    Neben ihm streifte Eileen den Arm seines Vaters von ihrer Schulter und riss sich die mitgebrachte Maschinenpistole vom Rücken. Eine Sekunde später zuckten grelle Mündungsblitze aus dem Lauf der Waffe.
    Unter ohrenbetäubendem Donnern jagte die Wissenschaftlerin Feuerstoß um Feuerstoß in den unförmigen Leib des Monstrums. Die Wucht der Geschosse trieb das Geschöpf rückwärts, es wankte gegen die hintere Wand der Kammer. Doch kaum hielt Eileen mit dem Schießen inne, um das Magazin zu wechseln, wurde klar, dass die Kugeln ihm nicht wirklich geschadet hatten: Die Kreatur schüttelte sich wie ein nasser Eisbär, stieß einen gellenden Pfeiflaut aus und kam, äußerlich unverletzt, von Neuem auf sie zu.
    Da donnerte eine weitere Salve los, diesmal aus dem Gang zu ihrer Linken. Henry fuhr herum und sah Boris Golitzin breitbeinig in der Tunnelöffnung stehen, die MP mit beiden Händen umklammert, das bärtige Gesicht verzerrt vor grimmiger Entschlossenheit.
    Kugel um Kugel klatschte in den grauen Leib der Kreatur. Manche Projektile gingen vorbei, schlugen in die Wände der Kammer ein, ließen Steinsplitter und Staub durch die Luft fliegen. Doch bei aller Wucht, die hinter den Schüssen steckte, schienen sie die runzlige Haut des Monstrums nicht zu durchdringen. Henry sah, wie das Gewebe rings um die Aufschlagstellen erzitterte wie Wackelpudding. Sonst geschah nichts – kein Blut, keine aus der Wunde quellenden Eingeweide. Allein der Rückstoß trieb das Biest erneut mehrere Schritte nach hinten. Sein sternförmiger Kopf schnellte in die Höhe und es stieß einen schmerzhaft hohen Pfeiflaut aus.
    »Es ist zwecklos!«, brüllte Golitzin, als er sein Magazin leer gefeuert hatte. »Kleinkalibrige Munition richtet nichts gegen die Biester aus. Wir müssen zusehen, dass wir …«
    Aus der Tunnelöffnung, von wo das Monstrum aufgetaucht war, ertönte ein Kreischen, durchdringend wie ein Turbinentriebwerk. Zwei deckenhohe Schatten lösten sich aus der Finsternis und glitten in die Kammer. Graue, verwachsene Gesichter pendelten suchend in die Runde. Fauliger Hähnchengeruch schien überall zu sein.
    »Die Bestie hat Verstärkung gerufen«, schrie Golitzin gegen den Lärm an. »Wenn das so weitergeht, haben wir gleich die ganze Meute hier!«
    »Oder auch nicht!«
    Henry nahm eine Bewegung dicht neben sich wahr. Dann war Morten Gray an ihm vorbeigetreten, in seiner Rechten die armdicke Flinte, die er aus dem Munitionslager mitgebracht hatte. Mit einer eckigen Handbewegung lud er eine Patrone in den Lauf und drückte, ohne zu zögern, ab.
    Ein Knall, bedeutend lauter als das Knattern der MPs, füllte die enge Kammer. Kurz fürchtete Henry, seine Trommelfelle müssten platzen. Was immer Gray sich da im S1 gegriffen hatte, es war ganz gewiss keine gewöhnliche Schrotflinte!
    Der rechte der beiden Neuankömmlinge klappte zusammen wie eine Marionette mit gekappten Fäden. Wogend schlug seine gummiartige Körpermasse auf dem Boden auf.
    »Na, wie schmeckt euch Drecksäcken das?« Gray lud durch und feuerte erneut, diesmal auf die erste Kreatur, die sich von Golitzins Beschuss erholt hatte und vom
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