Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schule der Liebe

Schule der Liebe

Titel: Schule der Liebe
Autoren: Diane Gaston
Vom Netzwerk:
Ankleiden hilft."
      Als Lucy die Hintertreppe hinaufstieg, ging die Tür zur Eingangshalle auf. Cripps, der Butler, blickte, die Nase emporgereckt, zuerst auf Lucys sich entfernende Gestalt, dann auf Morgana.
      „Amy, bitte geh auf mein Zimmer, und lege. mir meinen Morgenmantel zurecht", sagte Morgana zu ihrer Zofe. „Ich werde gleich nachkommen."
      Amy sah ängstlich zu Cripps hinüber. ,,Jawohl, Miss." Sie knickste flüchtig und hastete ihrer Schwester hinterher die Treppe hinauf.
      Morgana war verdrossen. Als sie vor einem Monat den kühlen, reservierten Cripps und seine beinahe ebenso schweigsame Frau als Butler und Haushälterin in ihre Dienste nahm, hatte sie gehofft, es würde ihr mit der Zeit gelingen, das Eis zu brechen, doch ihr freundliches Lächeln und ihre fürsorglichen Fragen nach dem Wohlbefinden der Cripps' und nach ihrer Zufriedenheit mit ihrer neuen Stellung hatten nichts gefruchtet.
      Er würde es ihr wahrscheinlich verübeln, wenn sie sich in seine Pflichten einmischte, doch sie durfte nicht riskieren, dass er Lucy die Leviten las. Dann würde das Mädchen unter Umständen erneut davonlaufen. „Ich habe die Angelegenheit zu meiner vollsten Zufriedenheit gelöst, Cripps", sagte sie ruhig. „Sie brauchen nichts mehr zu unternehmen."
      „Sehr wohl, Miss." Er verneigte sich.
      Sie bemühte sich um ein Lächeln. „Das Abendessen wird sich meinetwegen wohl verzögert haben? Haben Lady Hart und Miss Moore schon gespeist?" Morgana hatte ihrer verwitweten Großmutter und deren Gesellschafterin in Lady Harts Salon eine leichte Mahlzeit servieren lassen.
      ,,Ja, Miss", antwortete Cripps höflich, doch, wie Morgana argwöhnte, missbilligend. „Ich habe die Köchin angewiesen, Ihr Abendessen warm zu halten."
      Morgana zwang sich, weiterzulächeln. „Sehr gut, Cripps. Sie können es in mein Zimmer hinaufbringen lassen."
      Er verneigte sich ein zweites Mal und zog sich in die Küche zurück. Morgana seufzte. Wenn sie mehr über den Menschen hinter Cripps' strengem Äußeren wüsste, hätte sie vielleicht ihn Lucy hinterhergeschickt, anstatt sich selbst auf die Suche nach ihr zu begeben.
      Doch dann wäre sie niemals dem großartigen Mann begegnet, der ihnen zu Hilfe gekommen war. Sie sah ihn immer noch vor sich - er bewegte sich mit der Anmut eines Tänzers und mit der todbringenden Angriffsbereitschaft eines Löwen.
      Sie presste eine Hand auf die Brust, um sich zusammenzureißen. Dann stieg sie die Treppe hinauf und begab sich in ihr Schlafzimmer, wo Amy gerade ihren Morgenrock glatt strich.
      Morgana ging zum Toilettentisch hinüber und erhaschte im Spiegel einen Blick auf ihr Antlitz. „Oh, ich sehe ja schrecklich aus!" Ihr Haar hatte sich vollständig aus den Nadeln gelöst, und ihr Gesicht war schmutzig. Sie verbiss sich ein Lachen. Was musste Cripps wohl von ihr denken?
      Oder, was noch wichtiger war, was hatte der Gentleman im Park von ihr gedacht?
      Sie goss Wasser in die Schüssel und nahm einen Waschlappen, um sich das Gesicht zu säubern. Dann half Amy ihr aus dem Kleid.
      Wieso hatten die aufregenden Erlebnisse dieses Abends sich nicht an einem der vielen entsetzlich langweiligen Tage ereignen können, die sie im vergangenen Monat erdulden musste, während sie auf ihre neue Garderobe wartete? Heute Abend hatte sie zum ersten Mal die Gelegenheit, an einer der zahlreichen Vergnügungen Londons teilzunehmen. Sie würde mit ihrer Tante, ihrem Onkel und ihrer Cousine in die Oper gehen, da der Gentleman, den ihre Cousine zu ehelichen gedachte, sie mit ihren Verwandten in seine Loge eingeladen hatte. Die Oper würde ihr gewiss recht fade vorkommen, nachdem sie einen Mann einen Degen hatte schwingen sehen, als sei er eine Verlängerung seines Armes.
      Amy half ihr beim Auskleiden. „Ich weiß nicht, was in Lucy gefahren ist, Miss. Es tut mir leid, dass ich Sie mit unseren Problemen belästigt habe, aber was hätten wir ohne Sie tun sollen?"
      „Dein Dank gebührt dem Gentleman, der uns geholfen hat." Morgana lächelte. „Falls er überhaupt ein Gentleman war."
      Im Spiegel konnte sie beobachten, wie das Gesicht ihrer Zofe einen verträumten Ausdruck annahm. „Für mich sah er eher wie ein Pirat aus, Miss, und zwar ein gut aussehender Pirat."
      „Sehr gut aussehend! ", bestätigte Morgana lachend. „Ist es nicht das reinste Vergnügen, sich von solch einem Mann retten zu lassen?"
      Amy zuliebe spielte sie den Vorfall herunter,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher