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Schule der Liebe

Schule der Liebe

Titel: Schule der Liebe
Autoren: Diane Gaston
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sogar die Magd, die das Waschwasser brachte. Morgana beugte sich zu ihr hinab und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dann nickte sie der Gesellschafterin ihrer Großmutter zu, der treuen Miss Moore, die die sechzig schon weit überschritten hatte, und nahm auf einem Stuhl Platz.
      „Wie war dein Tag, Großmama?”
      „Oh, sehr schön, meine Liebe."
      Morgana lächelte. Für ihre Großmutter war jeder Tag schön.
      Sie dachte nicht im Traum daran, ihrer Großmutter von dem Vorfall mit Lucy zu erzählen. Nicht, dass es etwas ausgemacht hätte. In dem Moment, da sie das Zimmer verließ, würde ihre Großmutter sich ohnehin an kein einziges Wort ihrer Unterhaltung mehr erinnern können. Stattdessen plauderte Morgana, über ihren anstehenden Opernbesuch. Lady Hart lächelte und warf an den richtigen Stellen „Oh!" oder „Wie schön!" ein.
      Es war ein Segen, dass ihr Vater mit seiner frischangetrauten zweiten Gattin direkt nach Neapel gereist war, um seinen neuen Posten anzutreten, anstatt mit Morgana nach England zurückzukehren. Ihr Vater wusste nicht, dass das Gedächtnis seiner Mutter immer stärker nachließ und dass sie zunehmend gebrechlich wurde. Morgana würde diese Tatsache von ihm fernhalten, bis er etwas Zeit gehabt hatte, fernab von familiären Sorgen sein junges Eheglück zu genießen.
      In der Zwischenzeit stellte Lady Hart für Morgana die denkbar beste Anstandsdame dar, da durch ihre Gegenwart der Anstand scheinbar gewahrt wurde, ohne dass die entsprechenden Einschränkungen galten. Morgana hatte sich mittlerweile an ihre Freiheit gewöhnt. Wenn sie gezwungen wäre, bei der Schwester ihrer Mutter zu leben, mit ihrem langweiligen Onkel und ihrer leichtfertigen Cousine, würde sie mit Sicherheit den Verstand verlieren.
      Lady Harts Blick schweifte ab, und Morgana wurde klar, dass sie dem Gespräch nicht mehr folgte. Die gute Miss Moore stellte hin und wieder Fragen, um ihr Interesse zu bekunden. Wenige Minuten später küsste Morgana ihre Großmutter zum Abschied und kehrte in ihr. Schlafzimmer zurück.
      Amy war bereits dort und legte Morganas neues. meergrünes Seidenkleid zurecht. Während sie Morgana in das Untergewand half, erkundigte sie sich: „Was glauben Sie, wer der Gentleman im Park war, Miss?"
      Amy fiel es anscheinend ebenso schwer wie Morgana, diesen Mann aus ihren Gedanken zu verbannen. „Ich weiß es nicht. Vielleicht werden wir es auch nie erfahren."
      Morgana setzte sich an ihren Frisiertisch.
      „Versuche gar nicht erst, mein Haar zu Locken zu drehen", schärfte sie der Zofe ein.
      Stattdessen flocht Amy passende grüne Bänder in ein paar Strähnen und Perlenschnüre in andere. Sie steckte die Zöpfe in Kreisen fest, sodass sie sich wie Locken ausmachten.
      Morgana lächelte entzückt. „Großartig!"
      Während sie sich ein paar Tropfen ihres französischen Parfums hinter beide Ohren und auf ihr Handgelenk tupfte, klopfte es an die Tür, und Lucy trat ein. Sie trug nun ihren grauen Dienstmädchenkittel, und ihre Miene gemahnte immer noch an ein Sommergewitter.
      Morgana zog die Stirn kraus, bemühte sich jedoch um einen fröhlichen Ton. „Ah, Lucy, nun bist du wieder du selbst. Komm, bring mir mein Kleid."
      Lucy holte das meergrüne Seidengewand und half Morgana, es anzuziehen. Bald hatte sie das Mieder zugehakt, und Morgana drehte sich vor dem Standspiegel in der Ecke des Zimmers.
      Die Seide hatte einen schönen Faltenwurf, und die kleinen, glänzenden Perlen am Ausschnitt sowie die Spitze, die das Mieder und den Rocksaum schmückte, verliehen dem Kleid eine gewisse Eleganz.
      Ihre Tante hatte gut daran getan, ihr Madam Emerauds neues Geschäft in der Bond Street zu empfehlen. Das Kleid war von erlesener Schlichtheit, ein Stil, der vielleicht nicht der neuesten Mode entsprach, der Morgana jedoch viel besser stand als üppige Verzierungen. Zu ihrem Glück waren sämtliche Gewänder aus Paris, zu deren Kauf die junge Gemahlin ihres Vaters sie gedrängt hatte, irgendwo auf der Reise nach London verloren gegangen. Morgana hoffte, dass sie auf dem Grund des Ärmelkanals lagen..
      Dieses Kleid war es wert, dass sie einen Monat lang auf eine angemessene Garderobe hatte warten müssen. „Sieht es nicht wundervoll aus?", rief sie, indem sie sich wieder Lucy zuwandte.
      Lucy nickte nur, und in ihren Augen lag erneut jener rastlose Ausdruck.
      Morgana runzelte die Stirn. „Denk an dein Versprechen, Lucy. Du wirst nie mehr
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