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Schule der Liebe

Schule der Liebe

Titel: Schule der Liebe
Autoren: Diane Gaston
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Wendung, dass Lady Hannahs Cousine niemand anders als die streitbare Amazone aus dem Hyde Park war, reizte ihn zum Lachen. Er beherrschte sich, doch er musste feststellen, dass es ihm Spaß machte, dieses Geheimnis mit Miss Hart zu teilen. Bei dieser Vertraulichkeit kam er sich ... herrlich verrucht vor.
      Als sie aus ihrem Haus getreten war, hatte er zuerst nur ein Rascheln grüner Seide wahrgenommen, bevor er sie wiedererkannte. Sie sah nun nicht mehr wie eine tüchtige Gouvernante aus, sondern wirkte geradezu majestätisch, als ob die kunstvolle Frisur auf ihrem Kopf eine Krone sei.
      Das Licht der Laterne an ihrer Haustür war auf ihr Antlitz gefallen, als er ihr seinen Arm geboten hatte, und er hatte endlich das Geheimnis ihrer Augen gelüftet. Sie waren hellbraun - nein, diese Beschreibung war nicht anschaulich genug -, sie waren ingwerfarben, Ingwer mit schokoladenbraunen Sprenkeln. Von langen dunklen Wimpern umrahmt, waren sie bemerkenswert schon. Doch was noch wichtiger war, sie funkelten voller Wachheit und Intelligenz. Einen kurzen Augenblick lang hatte er das Gefühl gehabt, in ihnen gefangen zu sein.
      Miss Hart verkörperte das genaue Gegenteil der klassischen Schönheit Lady Hannahs, die üppige blonde Locken, blassblaue Augen und einen rosigen Teint besaß. Die zierliche, kurvenreiche Lady Hannah war wie ein süßes Stück Konfekt, während ihre größere, schlankere Cousine eher an einen würzigeren Leckerbissen denken ließ - etwa an Ingwer.
      „Mr. Sloane spielt mit dem Gedanken, ein Anwesen in Mayfair zu erwerben", erzählte Lady Hannah ihrer Cousine. „Ist das nicht großartig?"
      „Sehr schön", bestätigte Miss Hart.
      „Wir werden Nachbarn sein!" Lady Hannah lachte und berührte Sloane leicht am Arm.
      „Mayfair ist groß", ließ sich Lord Cowdlin vernehmen.
      Sloane wusste, dass Cowdlin über den Kontakt zwischen Sloane und seiner Tochter ganz und gar nicht glücklich war.
      „So groß auch wieder nicht", warf Lady Cowdlin ein. „Er wird wohl kaum mehr als ein paar Straßen von uns entfernt wohnen." Sie warf ihm ein liebedienerisches Lächeln zu. „Wir werden ihm sicherlich häufig begegnen."
      Offensichtlich befürwortete Lady Cowdlin sein Werben, doch sie kannte wahrscheinlich auch nicht die Geschichten, die in den Clubs und den Spielhöllen über ihn kursierten. Dennoch war Sloane zuversichtlich, dass Cowdlins Vorbehalte mit der Zeit schwinden würden, zum einen wegen seines Vermögens und zum anderen, weil er sich um ein einwandfreies Betragen bemühte.
      Lady Hannah lehnte sich an ihn. „Das wird herrlich", säuselte sie.
      Auch Lady Hannah machte kein Geheimnis daraus, dass sein Werben ihr willkommen war. Allerdings ärgerte er sich plötzlich über die zunehmend besitzergreifende Art, wie sie mit ihm flirtete, obwohl er sich am Nachmittag bei ihrer Spazierfahrt noch sehr darüber gefreut hatte. Noch habe ich nicht offiziell um ihre Hand angehalten, wollte er vor ihrer kühlen Cousine mit den ingwerfarbenen Augen protestieren.
      „Haben Sie schon ein bestimmtes Haus ins Auge gefasst, Mr. Sloane?", erkundigte sich Miss Hart. Eine höfliche Frage, wie jeder sie gestellt hätte, doch ihr Blick wanderte dabei zwischen ihm und ihrer Cousine hin und her.
      „Mein Sekretär sieht sich nach etwas Passendem um. Ein sehr gescheiter junger Mann.
      „Wer ist er, Sloane?", unterbrach ihn Lord Cowdlin.
      Cowdlin dachte wahrscheinlich, er habe einen Mann aus einem zwielichtigen Viertel angeheuert. Selbstverständlich kannte Sloane solche Männer, aber er müsste schon ein großer Dummkopf sein, um diesen Teil seines Lebens mit seinem neuen, ehrbaren Dasein zu vermischen.
      „Er heißt Elliot. Er ist äußerst tüchtig." Cowdlin würde wahrscheinlich missbilligend die Stirn runzeln, wenn er von Elliots Herkunft wüsste. Er war der Sohn des Mannes, der einst die raffiniertesten Schmuggelgeschäfte in ganz London betrieben hatte. Mittlerweile hatte er sich aus dem Gewerbe zurückgezogen und erreicht, dass sein Sohn eine gute Ausbildung erhielt. Indem Elliot für Sloane arbeitete, eröffnete sich ihm die Chance, sich ehrbaren Kreisen anzuschließen. Insofern hatten er und Sloane viel gemeinsam.
      „Ach so", meinte Cowdlin ohne echtes Interesse. 
      Bald hielt die Kutsche vor dem Eingang des King's Theatres. Sloane half den Damen aus dem Gefährt: Lady Cowdlin, die linkisch und füllig war, Lady Hannah, die sich sehr weich anfühlte und
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