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Schule der Liebe

Schule der Liebe

Titel: Schule der Liebe
Autoren: Diane Gaston
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Schleier. Ihre Augen waren nicht blau, doch im schwachen Licht der untergehenden Sonne konnte er nicht genau erkennen, welche Farbe sie hatten.
      Sie strahlte eine gewisse Reife aus, die nicht recht zu ihren jugendlichen, klaren Augen und ihrem frischen, faltenlosen Gesicht passte. Sloane konnte noch nicht einmal ihren gesellschaftlichen Rang bestimmen, nicht anhand ihrer Kleidung und ganz gewiss nicht anhand ihres Auftretens. Sie war anders als alle anderen Frauen, denen er je begegnet war.
      „Sind Sie verletzt, Ma'am?"
      Sie schüttelte den Kopf. „Nicht der Rede wert." Sie streckte die Hand ans. „Ich danke Ihnen, Sir, dass Sie uns zu Hilfe gekommen sind."
      Ihr Händedruck war erstaunlich fest. „Ich fürchte, ich bin derjenige, der zu danken hat", erwiderte Sloane mit einem ironischen Lächeln. „Schließlich haben Sie den Halunken besiegt. Darf ich fragen, was hier vor sich ging?"
      „Sie haben diese junge Frau vor dem Verderben bewahrt." Miss Hart wies auf Lucy. „Er hätte sie mit Sicherheit entführt"
      „Er wollte mich nicht entführen, Miss", protestierte das Mädchen. „Ich hatte mit ihm eine Vereinbarung getroffen."
      „Du kannst diesem schrecklichen Mann doch nicht freiwillig gefolgt sein! ", rief Miss Hart fassungslos.
      Das Mädchen rieb sich die Arme. „Doch."
      „Unsinn, Lucy! ", meldete sich ihre Schwester zu Wort. „Du hast immerhin eine ehrenwerte Arbeit. Hat er dir dieses abscheuliche Kleid gegeben? Du siehst aus wie eine Dirne!"
      Genau das, dachte Sloane, ist sie wahrscheinlich auch ... oder wollte es werden.
      Statt einer Antwort setzte Lucy eine rebellische Miene auf.
      „Das werden wir später besprechen", mischte sich Miss Hart mit einem kurzen Seitenblick auf Sloane ein. An Lucy gewandt, fuhr sie fort: „Wir werden irgendeine bessere Lösung finden, als dass du mit diesem. Scheusal davonläufst. Versprich mir, dass du Geduld haben wirst."
      Die junge Frau funkelte sie trotzig an, nickte jedoch schließlich.
      Sloane räusperte sich. „Ich bin froh, dass dies nun geklärt ist. Darf ich vorschlagen, dass wir den Park verlassen, bevor besagtes Scheusal wieder zu sich kommt?" Er hob das Messer des Bewusstlosen auf und warf es ins dichte Gebüsch. „Ich werde Sie wohlbehalten nach Hause bringen, meine Damen, aber dann muss ich gehen."
      Miss Hart warf würdevoll den Kopf zurück. „Bemühen Sie sich nicht, Sir. Wir haben es nicht weit."
      Sloane runzelte die Stirn. „Ich werde dennoch mitkommen. Dieser Park ist kein sicherer Ort für Frauen ohne Geleit."
      „Also schön." Tüchtig wie eine Gouvernante winkte Miss Hart, die eindeutig der Kopf der ungleichen Gruppe war, die beiden Schwestern zu sich.
      Sloane folgte den dreien auf den Pfad zurück. Rasch verließen sie den Park und erreichten die ruhige Gegend des Mayfair-Viertels.
      „Weiter brauchen Sie uns nicht zu begleiten."
      Sie wollte also nicht, dass er ihre Adresse erfuhr. Vielleicht wirkte er doch nicht ganz so respektabel, wie er dachte. Aber das spielte keine Rolle. Je weniger er mit dieser bunt gemischten Gruppe zu tun hatte, desto besser.
      Nichtsdestotrotz war er ein wenig enttäuscht. Diese damenhafte und doch streitbare junge Frau, die sich ebenso bereitwillig auf einen Kampf einließ wie die zäheste Waise aus dem Elendsviertel, erregte seine Neugier.
      „Nochmals vielen Dank für Ihren ritterlichen Beistand." Sie streckte erneut die Hand aus. Sloane sah ihr ins Gesicht, während er ihre Hand schüttelte, doch er konnte ihre Augenfarbe immer noch nicht erkennen.
      Er zögerte, ihre Hand loszulassen. „Guten Abend, Miss Hart."
      „Guten Abend", sagte sie leise, dann drehte sie sich zu den anderen um und führte sie rasch davon.

                                           
    Morgana Hart eilte mit ihren beiden Schützlingen an den gediegenen Stadtresidenzen der Culross Street vorbei.
      „Morgen früh wollen wir besprechen, was wir tun werden, Lucy", sagte sie. In deren gegenwärtiger Stimmung wäre es sinnlos, mit ihr zu reden.
      Zu Hause angekommen, lotste sie die beiden Schwestern durch den Dienstboteneingang ins Haus. Tränen standen auf Lucys Wangen. Tröstend legte Morgana den Arm um die junge Frau und strich ihr das Haar aus der Stirn. „Wie wäre es, wenn du dir jetzt das Gesicht waschen gehst? Danach kannst du, wenn du magst, auf mein Zimmer kommen, während deine Schwester mir beim
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