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Schule der Hexen

Schule der Hexen

Titel: Schule der Hexen
Autoren: Horst Hoffmann
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Boden.
    »Hierbleiben!« kreischte Gerrek. »Habe ich euch Wegelagerer! He, und du da! Bleib auf der Stelle stehen, oder ich brenne dir die Kleider vom Leib!«
    Mythor und Scida waren heran. Die Amazone seufzte erleichtert, als sie sah, daß es sich bei den »Wegelagerern« nur um Männer handelte. Der dritte blieb tatsächlich stehen und drehte sich langsam um.
    »Gehört dieses Tier euch?« schrie einer der beiden, die Gerrek noch umklammert hielt. »Sagt ihm, es soll uns loslassen! Wir sind keine Wegelagerer!«
    »Laß sie los«, knurrte Scida. Es bedurfte der Aufforderung nicht mehr. Gerrek gab die Männer frei, stand für zwei, drei Herzschläge mit hängenden Schultern vor ihnen, um sich dann kopfschüttelnd ein paar Schritte weiter entfernt ins Gras zu setzen.
    Mythor war so verblüfft, daß er erst einmal auf seine Proteste wartete, ehe er sich wieder den Fremden zuwandte.
    »Wurzelsucher«, stellte Scida fest. Sie trat gegen einen geflochtenen Korb mit allerlei Kräutern und Pilzen darin. »Harmlose Kräutermännchen. Es gibt sie in jeder größeren Stadt. Die Amazonen lassen sie weitgehend gewähren, weil sie nicht auf ihre Kenntnisse verzichten können.«
    Die beiden Männer standen auf und streiften sich das Gras von der einfachen, grauen Kluft. Einer von ihnen nickte.
    »Wir sind freie Männer aus Bantalon. Und ihr wärt gut beraten, wenn ihr uns in Ruhe ließet. Die Amazonen in Bantalon sehen es nicht gerne, wenn Fremde sich in ihre Angelegenheiten mischen.«
    »Und du hast ein verdammt loses Mundwerk!« herrschte Scida ihn an.
    Tatsächlich waren die drei kaum größer als fünf Fuß. Sie waren alt und trugen lange Barte. Sie erinnerten Mythor an alte Weiber, die in Tainnia ihr täglich Brot damit verdienten, daß sie aus Pilzen, Pflanzen und Wurzeln Heiltränke brauten. Auch dort wurden sie eher geduldet als geachtet. Doch sie wußten um die geheimnisvollen Kräfte, die manchen Kräutern innewohnten, und das machte sie unentbehrlich.
    »Sie scheinen wenig Respekt vor dir zu haben«, sagte Mythor schmunzelnd.
    Scida fluchte.
    »Du hast es ja gehört. Sie haben starke Beschützerinnen. Und wenn sie in der Stadt den Mund aufmachen, haben wir Ärger.«
    »Warum seid ihr dann vor uns davongelaufen?« fragte Mythor.
    »Wegen dem da!« rief der Sprecher der drei und deutete anklagend auf Gerrek.
    Der rührte sich nicht. Gerrek hatte den Kopf in beide Hände gelegt und gab nur einen Seufzer von sich. Allmählich begann Mythor, sich ernste Sorgen um ihn zu machen.
    »Es ist ein Beuteldrache«, erklärte Scida. »Ein gutmütiger Beuteldrache. Vor ihm hättet ihr keine Angst zu haben brauchen.« Ihr Ton war nun viel versöhnlicher. »Es tut uns leid, daß er euch für Wegelagerer hielt, aber ihr hättet eben nicht weglaufen sollen. Aus Bantalon kommt ihr also. Wie sieht es augenblicklich in der Stadt aus?«
    Die Männchen sahen sich an. Einer tippte sich gegen die Stirn.
    »Wie soll es dort aussehen?« fragte er. »Wie immer.«
    Scida beherrschte sich mustergültig.
    »Ich meine – sind in den letzten Tagen neue Amazonen eingetroffen?«
    »Nicht, daß wir wüßten«, antwortete das Wurzelmännchen ungeduldig. »Hört zu, wenn ihr zum erstenmal nach Bantalon kommt, so solltet ihr euch beeilen. Es gibt ein Fest diese Nacht.«
    »Welches?« wollte Mythor wissen.
    Der Kräutersammler sah ihn prüfend an. Zu Scida sagte er:
    »Redet dein Sklave immer für dich? Ein Fest. Es gibt jede Nacht ein Fest in Bantalon.«
    Jener, der Gerreks Zugriff entkommen war, biß in einen Pilz, den er aus seinem Korb holte.
    Scida erkundigte sich noch nach einigen Dingen, mit denen Mythor nicht viel anzufangen wußte. Er beobachtete den Zwerg, der von dem Pilz gegessen hatte, und zog eine Braue in die Höhe, als er die Veränderung bemerkte, die mit ihm vorging.
    Er machte die Amazone darauf aufmerksam.
    »Warum tut er das?« fragte sie die beiden anderen.
    »Was?«
    Sie drehten sich nach ihm um, als er gerade begann, auf einem Bein hüpfend nach kleinen Leuchtkäfern zu schlagen.
    »Oh, er hat vom Königspilz gegessen«, erhielt sie zur Auskunft. »Das werden wir gleich alle tun. Nur die ganz jungen Pilze, die um Mitternacht bei Aasenmond aus dem Boden kommen, machen froh und glücklich.« Er kniff die Augen zusammen. »Darum wird es für euch höchste Zeit, von hier zu verschwinden. Wir haben noch längst nicht genug Pilze gefunden, und die Amazonen bezahlen gut dafür.«
    » Ich nehme sie euch ab, alle!« rief der Käferfänger.
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