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Schuldlos ohne Schuld

Schuldlos ohne Schuld

Titel: Schuldlos ohne Schuld
Autoren: Kjell-Olof Bornemark
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war, sich möglichst weit von Martins Wohnung zu entfernen.
    Deshalb war Martin bereits zehn Minuten später zum ersten Mal seit fast einer Woche allein in seiner Wohnung. Da weder der Spatz noch Leonard von irgendwelchem Gepäck belastet waren, geschahen Auszug und Abschied rasch und schmerzlos. Zwar boten sie zuerst etwas halbherzig an, Martin beim groben Aufräumen der Wohnung zu helfen, aber als Martin ihr Angebot ablehnte, erachteten sie es für gut, die Gelegenheit zu ergreifen und zu verschwinden.
    Erst jetzt, als er allein war, kam Martin seine Idee wieder in den Sinn, die er bei der Kündigung seiner Wohnung gehabt und die er noch nicht zu Ende gedacht hatte. Zu ihrer Ausführung war es von Nutzen, dass die beiden Saufbrüder ihn verlassen hatten, bevor der Briefträger kam. Martin wusste, dass er sich nicht auf sie verlassen konnte, sondern dass ihre Loyalität ebenso zerbrechlich war wie ihr Charakter. Leonard und der Spatz gehörten zu den Menschen, die nie zögern würden, jemanden zu verraten, wenn es ihnen nur etwas einbrachte oder sie zumindest ihre eigene Haut retten konnten.
    Der Ruf des Wiesels, ein sorgfältiger Mann zu sein, der nie einen Reinfall erlebte, auch wenn er Kredite an Leute vergab, die nicht einmal daran denken konnten, irgendwo eine Kreditkarte ausgestellt zu bekommen, sollte diesmal einen ersten Stoß erhalten. Martin wusste, dass es ihm gelungen war, ihn an der Nase herumzuführen.
    Als das Wiesel Martins letzte Zahlungsanweisung der Rentenversicherung überprüfte, hatte er sorgfältig das Datum notiert. Er wusste seit langem, dass die Auszahlung immer am selben Tag in jedem Monat stattfindet. Deshalb würde sich das Wiesel eine ganze Zeit vor dem Briefträger einfinden, Martin zur Post begleiten und ihn nicht verlassen, bis die Schulden beglichen waren. Er hatte aber nicht an die Ausnahme gedacht, die bekanntlich die Regel bestätigt. Da am Wochenende keine Post ausgetragen wird, hat die Versicherungskasse in ihrer Weisheit bestimmt, falls der Auszahlungstag mit einem Sonntag zusammenfiele, solle erst der nachfolgende Montag als Tag der Auszahlung angegeben werden.
    Auf diese vom Wiesel nicht beachtete Abweichung baute Martin seinen Plan. Schon eine halbe Stunde, nachdem der Spatz und Leonard Martins Wohnung verlassen hatten, lag der Auszahlungsschein im Briefkasten. Die Staatsanwaltschaft hatte wie gewohnt ihren Anteil abgezogen, und wenn Martin die Absicht gehabt hätte, seine Miete zu zahlen, würde der Rest des Geldes zwar den Betrag, auf den das Wiesel Anspruch erhob, decken, es bliebe aber nicht mehr viel für Lebensmittel, Bier oder Zigaretten übrig.
    Bevor Martin zur Post ging, um seine Rente abzuholen, säuberte er das Badezimmer und beseitigte die schlimmsten Spuren der Saufwoche. Dann öffnete er die Fenster, um den Qualm und den Gestank hinausziehen zu lassen. Er wählte das kleinere Postamt, das er einmal hatte ausrauben wollen, und hatte keine Schwierigkeiten, sein Geld zu bekommen. Er bezahlte keine Rechnungen, sondern konnte mit fast dreitausend Kronen in der Brieftasche nach Hause gehen. Er achtete die ganze Zeit sehr sorgfältig darauf, dass niemand ihn beobachtete. Dann ging er ins Bett und schlief zwölf Stunden. Danach badete er, rasierte sich und zog seine beste Kleidung an. Schließlich stopfte er Wäsche in eine Reisetasche und holte den Revolver aus dem Putzschrank. Als er sah, dass dieser geladen war, wickelte er ihn in einen Schal und legte ihn dazu.
    Martin sperrte nie die Wohnung hinter sich ab. Er nahm nicht einmal den Schlüssel mit. Als er auf die Straße trat, war es drei Uhr nachts.
     
    Der Ungar scheint immer zu wissen, was auf ihn zukommt. Dieser Instinkt hat ihm bei mehreren Gelegenheiten das Leben gerettet. Der Mann, der dort in der Ecke sitzt und vor sich hin brummt, ist gefährlich. Auf welche Weise, ist es schwer zu entscheiden. Es ist nicht nur der Ungar, der sich unbehaglich fühlt. Der Finne und seine beiden Frauen gehen bald, und die jungen Männer am Flipperautomaten überlassen die Raumarmada ihrem Schicksal. Auch die Theke leert sich allmählich. Bald ist nur noch der Taxifahrer übrig. Martin wendet ihm noch immer den Rücken zu.
    Dann kommt ein neuer Gast, ein Hufschmied, der einen Bummel gemacht hat und sein Leben genießt. Es ist ein sympathischer Mann, den der Ungar gern mag und dem sein Beruf außerdem ansehnliche Muskeln verliehen hat. Er ist nicht laut, aber etwas angeheitert, und er schließt alle in seine Begrüßung mit
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