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Schuldlos ohne Schuld

Schuldlos ohne Schuld

Titel: Schuldlos ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell-Olof Bornemark
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in Begleitung eines hageren, mürrischen Mannes, der einen Koffer in der Hand trug.
    Martin wusste, dass dieser Mann das Wiesel genannt wurde, nicht nur aufgrund seines Aussehens, sondern auch weil man von ihm sagte, dass er die seltene Fähigkeit besaß, zu verschwinden und sich unsichtbar zu machen, sobald dies erforderlich war. Ein Gerücht sagte, dass er nie von der Polizei geschnappt worden sei. Martin hatte nie zuvor irgendwelche Geschäfte mit ihm gemacht.
    Der Schnaps war im Koffer, und das Wiesel stellte zwei große Flaschen Wodka auf den Küchentisch.
    »Ich kann das hier lassen«, sagte er, »unter bestimmten Bedingungen.«
    »Leonard und ich gelten nicht als absolut kreditwürdig«, verdeutlichte der Spatz mit einem Grinsen. »Das ist etwas ganz anderes mit dir.«
    Martin begriff sofort, und sein Impuls war, alle drei sofort hinauszuwerfen. Auf solche Bauernfängertricks wollte er nicht eingehen.
    Dann überlegt er es sich anders. Vielleicht war es dieser Moment, in dem er seine Idee bekam, oder besser die Vorahnung einer Idee, da er nie zu Ende dachte, oder nie wagte, zu Ende zu denken.
    »Wann brauchst du das Geld?«, fragte Martin deshalb, nachdem er eine Weile vor sich hin gemurmelt und sein Kinn gerieben hatte. »Im Augenblick habe ich nichts im Haus.« Damit hatte Martin seine Wahl getroffen, und er spürte, dass sie bedeutungsvoll für seine Zukunft sein würde.
    »Wann bekommst du deine Rente?«, wollte das Wiesel wissen.
    »Am Dienstag«, antwortete Martin.
    »Hast du noch einen Abschnitt von der vorherigen Benachrichtigung?«
    Während Martin nach dem Bescheid der Versicherungskasse suchte, führte das Wiesel eine Schnellinspektion der Wohnung durch. Er war nicht unzufrieden mit dem, was er sah. Zu diesem Zeitpunkt wirkte die Wohnung richtig anständig. Das Wiesel hatte viele Junggesellenbuden gesehen, die viel ungepflegter als diese hier waren.
    Als Schmuggler war das Wiesel ein vorsichtiger Mann, der nie etwas für selbstverständlich hielt. Er tat seinen Dienst als Handlanger von bedeutenden Männern, die auch seine Geldgeber waren. Das Wiesel handelte mit allem, nicht nur mit Schnaps, sondern auch mit Drogen. Es gab nichts auf diesem Gebiet, was er nicht beschaffen konnte. Der Koffer war von Nutzen, wenn er Diebesgut als Bezahlung entgegennahm. Der Spitzname hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem Nachnamen. Das Wiesel war Kroate, und diese Sprache ist für ehrliche Schweden immer unaussprechlich gewesen.
    »Du musst einen Schuldschein unterschreiben«, sagte das Wiesel, nachdem er den Abschnitt von der Versicherungskasse studiert und sowohl den Betrag wie den Tag der Auszahlung notiert hatte.
    Martin nickte.
    »Die Flaschen kosten dreihundert Kronen pro Stück.«
    Das war teuer, aber letztlich nicht teurer als in einer Gaststätte.
    Der Schuldschein war von derselben Art, wie Banken ihn verwenden, und juristisch gesehen war die geschäftliche Transaktion völlig korrekt. Martin versicherte, dass er die volle Summe am nächstfolgenden Dienstag bezahlen würde, und sie legten drei Uhr nachmittags fest. Zuletzt bezeugten der Spatz und Leonard Martins Unterschrift. Er gab auch seine Passnummer an.
    »Viel Spaß«, wünschte das Wiesel.
    Dann wurden seine Gesichtszüge hart.
    »Du weißt, was passiert, wenn du mich übers Ohr hauen willst«, fuhr er fort, und er deutete unmissverständlich die für Martin daraus entstehenden Folgen an, in dem er seine Hand sanft vor die Gurgel platzierte.
    »Du kannst dich auf mich verlassen«, antwortete Martin. »Ich hab was gegen Unglücksfälle.«
    Es gab die Andeutung eines Lächelns auf dem Gesicht des Wiesels.
    »Wir sind uns einig«, sagte er und ging.
    Das Wiesel kam am nächsten Tag wieder und auch am Tag darauf. Jedes Mal brachte er zwei Flaschen Branntwein mit. Da es Wochenende geworden war, stieg auch der Preis um hundert Kronen pro Flasche. Martin unterschrieb weiter Schuldscheine mit einem immer zittrigeren Namenszug. Er wusste genauso gut wie das Wiesel, dass bereits die halbe Rente versoffen war. Das Wiesel verstand sich gut auf Zahlen, war aber schwach in Schwedisch. Deshalb war ihm entgangen, dass auch die Staatsanwaltschaft Einblick in Martins Rente hatte und jeden Monat eine ansehnliche Summe einzog.

20
    Der Ungar gleicht niemand anderem. Die Leute, die ihn näher kennen – und es sind nur wenige –, wissen, dass seine Abstammung einzigartig ist. Er scheint Ahnen aus all den Stämmen zu haben, die in den vergangenen Jahrtausenden in

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