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Schuldige Gelueste

Schuldige Gelueste

Titel: Schuldige Gelueste
Autoren: Marlene Meyer
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sie fast schon bläulich wirkten. Sie sah ein paar silbrig
glänzender Strähnen an seinen Schläfen. Irgendwie witzig, sie hatte nie über
den Altersunterschied zwischen ihnen nachgedacht. David war fast zehn Jahre
älter als sie, aber er schien immer irgendwie ewig jung zu sein.
    David
wandte sich beim Klang ihrer Stimme um. Er lächelte, ging über den Hof, sein
Körper sah heißer aus, als es ihr lieb war... Oder benötigte... Gerade jetzt.
Er war lässig in leichte Baumwollhosen und ein weißes Hemd gekleidet, sah
schlank und fit aus.
    „Ann...Ich
hätte mir denken können, dass ich Dich in der Scheune finde.“ Er hielt nicht
weit entfernt von ihr an. „Wie geht’s Dir?“
    „Ich
bin... Okay. Gut...“ Sie rang nach Wörtern. Und sie war nicht wirklich bereit,
um mit David zu reden. Sie hatte ihn das letzte Mal vor einem Jahr gesehen; sie
glaubte nicht wirklich, dass das ein reiner Freundschaftsbesuch war.
    „Du
bist wegen der Papiere hier? Sie sind im Haus.“ Sie ging an ihm vorbei, roch
den Duft seines Eau de Cologne, nahm einen tiefen Atemzug. Sie schloss ihre
Augen, in der Hoffnung, dass er es nicht bemerkt hatte. Der schwere Duft rief
jede Erinnerung, die sie von ihm, von ihnen zusammen hatte, wieder hervor. Und machte
ihr die Knie schwach. Verflucht, das trägt er wahrscheinlich mit Absicht.
    „Wirst
Du sie diesmal unterschreiben, Ann?“ Sie hörte seinen Schritt hinter ihr auf
der Veranda. Seine Frage war harmlos, irritierte sie aber dennoch.
    Ihre
Finger lagen auf dem Türgriff. Sie zögerte, schaute einen Moment zu Boden,
bevor sie sich zu David drehte. Sie traf seinen Blick auf Augenhöhe, den Kopf hoch
gehalten.
    „Ja,
das werde ich, David.“
    „Warum
hast Du auf einmal Deine Meinung geändert?“ Eine gewisse Schärfe lag in seiner
Stimme, etwas Herausforderndes. In Ann stach etwas durch diesen Klang, sie
blickte ihn finster an.
    „Ich
denke, es ist Zeit. Kein anderer Grund. Zeit für einen Wechsel.“ Es gibt
einen Grund. Und sein Name ist Jason.
    Sie
öffnete mit einem großen Ruck die Tür und ließ sie gegen die Wand krachen. Er
folgte ihr in die Küche und sie gestikulierte mit den Händen in Richtung
Küchentisch. „Nimm Platz. Ich hole die Papiere.“
    David
nahm sich einen Stuhl. Ann wühlte in ihrem Schreibtisch im Wohnzimmer und kam
mit dem neuesten dicken Umschlag von Davids Anwalt zurück. Sie warf einen
düsteren Blick auf David, vage verärgert, dass er so sexy aussah und in ihrer
Küche herumlungerte, als ob er hier noch zu Hause wäre.
    Sie
ergriff einen Stift von ihrem Schreibtisch, setzte sich David gegenüber und zog
dann die Papiere aus dem Umschlag. Sie blätterte durch den dicken Stapel und
unterschrieb auf jeder der Seiten, die bequemerweise mit einem kleinen,
farbigen Aufkleber gekennzeichnet waren. Sie fühlte eine Kombination aus
Traurigkeit, Verlust... ein Gefühl des Aufgebens, obwohl sie wusste, dass es
nichts mehr gab, worum sie zu kämpfen hätte.
    Als
sie fertig war, schob sie sie harsch über den Tisch zu David.
    „Alle
unterschrieben.“ Ihre Stimme war mit Emotion gefärbt, sie war plötzlich am
Rande der Tränen, und das machte sie wütend. Das war nicht das, was sie
wollte... Gewollt hatte für ihr Leben. Sie hatte sich immer, egal wie, ein
Leben mit David vorgestellt. Aber er hatte klargestellt, dass das nicht das
Leben war, das er wollte, und indem er dieses Leben wegwarf, hatte er auch sie
weggeworfen.
    „Ann...
Ich weiß, das ist hart, aber du hattest lange genug Zeit, darüber nachzudenken.
Das kommt jetzt bestimmt nicht überraschend.“ Er schüttelte seine Hand, ihre
Gefühle wegwischend.
    „Das
ist es nicht, bestimmt nicht. Du verstehst es nicht, oder? Das war nicht meine
Idee, David. War es noch nie. Immer nur Du, sonst nichts.“ Ihre Stimme wurde
schärfer, die Tränen liefen unbeachtet über ihre Wangen. „Du verlässt mich und
bist jetzt verärgert, weil ich weine?“ Sie drückte sich so heftig vom Tisch
weg, dass ihr Stuhl umkippte. Er stürzte auf den Boden, während sie aufsprang.
    „Ann,
beruhig Dich... Es ist ein schmerzhafter Prozess.“
    Sie
stützte sich mit beiden Händen auf dem Tisch ab. „Sag mir nicht, dass ich mich
beruhigen soll! Ich liebe dich, David. Ich habe nie aufgehört, Dich zu lieben,
obwohl Du mich verlassen hast!“
    David
machte einen Schritt um den Tisch näher an sie heran, sagte ihren Namen wieder.
Genauso hatte er ihn tausendmal gesagt, während sie zusammen waren, wenn sie
über etwas verärgert
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