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Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)

Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)

Titel: Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)
Autoren: Jay S.
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Eingangsbereich ankomme, will ich gerade Richtung Ausgang gehen, als mein Blick an einem alten Holzschrank haften bleibt.

Kapitel 8
    Es ist ein Strich an der Wand hinter dem Schrank, der sich bei näherem Betrachten als hauchdünner Spalt entpuppt. Der Spalt ist gerade, peinlich gerade, wahrscheinlich abgemessen. Feuchtigkeitsbedingte Risse in der Wand sehen definitiv anders aus. Ich strecke vorsichtig den Finger aus, so vorsichtig als würde ich ein schlafendes Tier anfassen. Als mein Finger den Spalt berührt, glaube ich einen kühlen Lufthauch zu spüren. Meine Neugier ist vollends geweckt, ich beginne zu vergessen, dass ich nicht alleine in dem Haus bin und greife nach dem Schrank, um ihn von der Wand wegzuziehen. Meine Hand liegt bereits auf der Rückseite des Schrankes, als ich aus dem Obergeschoss das Geräusch einer sich öffnenden Türe höre. Ich schrecke zurück, werfe einen letzten Blick auf die seltsame Wand und erkenne, dass der Spalt über ein ganzes, etwa türgroßes Rechteck erstreckt ist.
     
    Das laute Knarzen der Holztreppe, es kommt immer näher. Ich wende mich schnell von der Wand ab, drehe mich Richtung Eingangstüre und versuche dabei, möglichst unauffällig zu wirken. Einen Moment lang bin ich versucht, mich umzudrehen. Doch ich entscheide mich, weiterhin so zu tun, als wäre nichts und gehe roboterhaft gerade, nicht zu schnell und nicht zu langsam, weiter Richtung Ausgang.
    „Die Wahrheit macht Ihnen Angst.“, höre ich plötzlich eine Stimme dicht hinter mir. Es ist die Stimme einer Frau, sie spricht leise, so leise dass es fast schon an ein Flüstern grenzt. Ich drehe mich langsam um und blicke in das stark geschminkte Gesicht einer schwarzhaarigen Frau. Ihr Alter ist unheimlich schwer einzuschätzen, sie könnte in meinem Alter sein, gerade so gut aber auch schon auf die fünfzig zugehen. Die dicke Mascaraschicht lässt ihre grünen Augen oder Kontaktlinsen regelrecht aufleuchten. Was ich dieser Frau gegenüber innerhalb der fünf Sekunden, seit ich sie anstarre empfinde, ist schwer in Worte zu fassen. Ist es Faszination, Verachtung oder Angst? Vielleicht ist es auch von allem ein Bisschen, jedenfalls beschließe ich, so schnell wie möglich von diesem Ort zu verschwinden.
     
    Ohne auch nur nach den richtigen Worten zu suchen, drehe ich mich wieder um, als wäre sie nur ein Geist und gehe, diesmal mit schnellen Schritten weiter. Nach zwei Schritten lässt mich eine Berührung zusammenzucken. Die Frau hat ihre Hand auf meine Schulter gelegt. Wie kann sie sich nur dermaßen geräuschlos auf diesem alten, knarzenden Holzboden fortbewegen? 
    „Wenn Sie mich brauchen, ich bin im ersten Stock, direkt neben seinem Büro.“, sagt sie, noch immer so leise wie vorhin, aber mit einem hörbar mitfühlenden Unterton.
    Ich nicke, weil ich das Gefühl habe, nicken zu müssen, damit sie mich in Ruhe lässt und drehe mich wieder Richtung Ausgang.

Kapitel 9
    Das Gefühl, das mich überkommt, als ich die Türklinke hinunterdrücke und hinaus ans Tageslicht zurückkehre, erinnert mich an den Moment, als ich als kleines Kind nach endlosen Minuten verlorenem Umherirren im dunklen Keller meines Elternhauses, endlich den Lichtschalter gefunden hatte.
    Ich wünschte, ich könnte mir das Unbehagen gegenüber diesem Haus, das ich schon vor der mysteriösen Begegnung mit dem Medium hatte, auf irgendeine Weise erklären. 
    Ohne zurückzublicken, entferne ich mich in zügigen Schritten von diesem Ort. Was zur Hölle war da hinter dem Schrank? Eine Art Geheimtüre? Ein Verließ, oder vielleicht doch nur ein Lagerraum?
    Vor der Treppe zur Unterführung bleibe ich stehen. Ich bin nicht in der Stimmung, jetzt auch noch durch diese übelriechende, stockfinstere Höhle zu spazieren. Also drehe ich mich um, gehe ein Stück weit zurück und nehme den längeren Weg zum Stadtzentrum.
    Dabei komme ich am alten Schulhaus vorbei, das schon seit Jahren nicht mehr benutzt wird und für welches die Stadt wohl nicht einmal das Geld für den Abriss genehmigen wollte. Die Fassade ist von künstlerisch gesprühten Bildern und Schriftzügen sowie weniger künstlerischen Schmierereien überdeckt, ein Teil der Fenster ist eingeschlagen, was mich zur Frage führt, was sich die Leute in einem längst verlassenen Schulhaus eigentlich zu finden erhoffen.
     
    Meine Faszination galt seit Kindesalter dem Vergangenen. Dinge, die eine Geschichte erzählen, alte Münzen, Ruinen. Und verlassene Gebäude.
     
    Dass ich mich bereits auf das
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