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Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)

Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)

Titel: Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)
Autoren: Jay S.
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geschlossen wurde? Ich knie mich hin und hebe das Foto auf.
    Plötzlich lässt mich ein Geräusch zusammenschrecken. Es ist ein lautes Klicken, das vermutlich von der Eingangstüre stammt. Anscheinend kümmert doch jemanden meine Anwesenheit, aber wer hat schon den Schlüssel eines verlassenen Schulhauses?
    Obwohl ich eigentlich keinen Grund habe, eine Klage wegen Einbruchs oder sonst etwas zu befürchten, stecke ich in Windeseile das Klassenfoto in meine Jackentasche, stehe auf und verlasse das Zimmer. Ich habe keine Lust, mich irgendjemandem gegenüber rechtfertigen zu müssen. Nach einem Blick auf den Haupteingang wende ich mich wieder Richtung Mensa und renne durch den Korridor bis zur Kellertüre.

Kapitel 11
    Ich reiße die Tür auf und renne die Kellertreppe runter, während ich hinter mir hallende Schritte und Gesprächsfetzen höre. Ich verstehe auch bei genauem Hinhören nicht, worüber sie reden, alles was ich erkenne ist, dass es zwei Männer, anscheinend mit ziemlich lautem Schuhwerk sein müssen. Seltsamerweise scheinen sie es nicht eilig zu haben. Vielleicht hat ihr Erscheinen ja gar nichts mit mir zu tun…
     
    Doch als ich das Gebäude über die andere Kellerseite wieder verlasse, werde ich eines Besseren belehrt. Vor mir stehen breitbeinig zwei blau uniformierte Polizisten, beide mit kurzgeschorenen Haaren, einer dunkelblond, der andere schwarzhaarig. Der Schwarzhaarige ist um einiges dünner als sein blonder Kollege, was wohl auch der Grund ist, wieso er noch breitbeiniger dasteht. Es fehlt nur noch, dass Sie ihre Pistolen auf mich halten und mich auffordern, die Hände auf den Kopf zu legen. Doch stattdessen starren Sie mich einen kurzen Augenblick, der mir wie eine Ewigkeit erscheint, durchdringlich an, bis der blonde sein Funkgerät zur Hand nimmt und seinen Kollegen im Schulhaus kurz zu verstehen gibt, dass sie „ihn haben“.
    Ok, sie haben mich also dabei erwischt, wie ich durch ein längst geschlossenes Schulhaus geschlichen bin. Na und? Die Blicke, die die beiden miteinander wechseln, verraten mir, dass sie es nicht ganz so gelassen zu nehmen scheinen.
    Ich will gerade fragen, was ich denn nun schlimmes verbrochen habe, als sich wie aus dem Nichts zwei weitere, von der Statur her fast identische, aber etwas ältere Polizisten, gefolgt von einem ziemlich gut beleibten, grauhaarigen Mann mit Schnauz und Hosenträgern aus dem letzten Jahrhundert dazugesellen. Der Mann ist mindestens ein Kopf kleiner als die Polizisten und wirkt neben ihnen ein bisschen wie ein Gartenzwerg.
    Er ist mir auf Anhieb unsympathisch, noch unsympathischer als die Polizisten, die sich nun erwartungsvoll an ihn wenden. Der blonde übernimmt das Wort und fragt ihn mit dem Kopf auf mich deutend: „Ist er das?“
    Er nickt und hält einem der älteren Polizisten die Handfläche entgegen, worauf dieser in seiner Jackentasche einen überdimensionalen Schlüssel herausfischt und ihn dem kleinen Dicken zurückgibt. Dieser nickt zufrieden, grummelt „Meine Herrschaften“ durch seinen Schnauz hindurch, dreht sich um und geht. 
    „Mitkommen!“, herrscht mich das blonde Alphatier an, die zwei älteren Kollegen treten vor mich, er selbst und sein dünner Kollege bilden das Schlusslicht.
    Ich komme mir vor wie ein Schwerverbrecher in einem billigen Krimi und bin kurz versucht, zu fragen, was das ganze eigentlich soll, doch dann stoppt mich meine Vernunft. Irgendwann habe ich gelernt, dass es manchmal besser ist, gar nichts zu fragen und dies scheint definitiv eine jener Situationen zu sein.

Kapitel 12
    Die vier Polizisten wechseln ein paar Worte miteinander, bevor sich schließlich die jungen von den alten trennen und mich die jüngeren in ihren Streifenwagen, den sie unweit vom Schulhaus parkiert haben, einsteigen lassen. Wie ich schon geahnt hatte, ist der Blonde der Fahrer. Die Türen verriegeln sich automatisch, nachdem sie sein Kollege mit leicht übertriebenem Schwung zugeknallt hat. Ich bin froh, dass sie mir nicht auch noch Handschellen angelegt haben, was ich mir auch beim besten Willen nicht hätte erklären können. Während die grauen Gebäude der Stadt an mir vorbeiziehen, muss ich unentwegt an Amy denken. Bestimmt ist sie jetzt wach und wartet darauf, dass ich nach Hause komme. 
    „Darf ich einen Anruf machen?“, durchbreche ich die Stille.
    „Sobald wir auf dem Posten sind.“, antwortet der Blonde.
    Ich belasse es dabei und überlege mir stattdessen, was ich auf dem Polizeiposten eigentlich sagen will.
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