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Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Titel: Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern
Autoren: Hagen Seidel
Vom Netzwerk:
000 Mitarbeiter an mehreren Standorten
    Logistik: Großbeeren/Brandenburg: Seit Sommer 2010. 25 000
Quadratmeter Fläche, 1 000 Mitarbeiter (betrieben vom Dienstleister DocData)
    Brieselang/Brandenburg: Seit Sommer 2011. 25 000
Quadratmeter Fläche, 1000 Mitarbeiter
    Erfurt/Thüringen: Seit Winter 2012. 110 000 Quadratmeter,
2000 Mitarbeiter
    Mönchengladbach/Nordrhein-Westfalen: Start zweites Halbjahr
2013.
    75 000 Quadratmeter plus Erweiterungsfläche. Planziel 1000
Mitarbeiter
    Einkaufsbüros in Stockholm, London, Paris, Mailand
    Vertreten in Deutschland (seit 2008), Österreich (2009),
Holland, Frankreich (2010), Italien, Großbritannien, Schweiz (2011), Belgien,
Spanien, Finnland, Norwegen, Polen, Dänemark, Schweden (2012/13)
    Geschäftsführer Robert Gentz, David Schneider, Rubin Ritter
     
Einführung
Oder:
Welche Boygroup ist das?
    Die Herren in ihren gehobenen Stadtverwaltungs-Outfits – Anzug,
Krawatte, Mantel – wirken etwas verloren, wie sie da so auf dem freien Feld
herum stehen. Sie warten. Der Oberbürgermeister von Mönchengladbach, sein Mann
für die Wirtschaftsförderung und der für die Stadtplanung harren an diesem
Frühjahrstag 2012 im matschigen, kaum erschlossenen Gewerbegebiet an der
Autobahn 61 der potenziellen Investoren.
    Irgendwann, endlich, fahren statt dunkler Vorstands-Limousinen
zwei schlichte, beigefarbene Großraumtaxis vor. Und jetzt kommt es zu einer
dieser skurrilen Begegnungen, die so typisch sind für die Verwirrungen, die der
Onlinehändler Zalando in die Welt der Wirtschaft gebracht hat. Denn den Autos
entsteigen nicht gesetzte Herren mit Haifischblick, gekleidet in der
businessmäßigen Entsprechung des Stadtverwaltungs-Outfits, sondern lockere,
junge Männer in etwas, das der Herr Oberbürgermeister für die Freizeitkluft der
Jugend von heute halten muss. »Mein erster Gedanke war: Wer kommt da denn?«,
erinnert sich Stadtoberhaupt Norbert Bude, »welche Boygroup ist das?«
    Diese Jünglinge wollen sich wirklich in seiner Stadt ansiedeln
und hier Millionen investieren? Die Geschäftsführer und die führenden
Mitarbeiter der jungen Kultmarke Zalando, die in den ersten vier Jahren ihres
Bestehens schneller gewachsen ist als jedes andere Unternehmen in Europa,
hatten sich die Herren der Stadtverwaltung irgendwie ganz anders vorgestellt.
    Doch im Gespräch merken die Rathaus-Leute sehr schnell, was für
Manager in Freizeitkleidung sie da vor sich haben: »Die waren extrem gut
vorbereitet, stellten die wichtigen Fragen und bestanden auf vernünftigen
Antworten«, erinnert sich Bude. Gleich in diesem allerersten Gespräch werden
sich beide Seiten einig und stellen einen Zeitplan für den Bau eines riesigen
Logistikzentrums auf. Das soll nicht nur Nordrhein-Westfalen und die
angrenzenden Bundesländer, sondern gleich auch noch Holland, Belgien und
Frankreichs künftig mit Schuhen und Mode versorgen und die Kundinnen vor Glück
schreien lassen. Genauso wie in den inzwischen legendären Werbespots.
    »Wir gaben uns den Handschlag und bisher haben sich beide
Seiten an alle Abmachungen gehalten«, staunt Mönchengladbachs Oberbürgermeister
noch ein Dreivierteljahr später bei der Grundsteinlegung des Betriebes, der 1
000 Menschen Arbeit geben soll. Dabei hatte er schon befürchtet, die Sache mit
dem Handschlag, der tatsächlich noch etwas gilt, sei aus der Mode gekommen. Und
dass Investoren per SMS statt in einem förmlichen Brief nachfragen, wie weit es
mit der besprochenen Änderung des Bebauungsplanes denn nun sei, haben sie in
deutschen Stadtverwaltungen auch noch nicht so häufig erlebt.
    Bei Zalando geben sie halt nicht viel auf herkömmliche
Formalien, sie haben keine Zeit, sie haben eine Vision und wollen Fakten. Hier
sind keine halbwüchsigen Möchtegern-Unternehmer am Werk, sondern Macher, die
klotzen statt zu kleckern. »Hauptsache groß«, umschreibt Oliver Samwer,
mythenumrankter Serien-Firmengründer und Zalando-Geldgeber der ersten Stunde,
diese Marschrichtung.
    Bisher funktioniert es blendend, die junge Marke aus Berlin hat
– Stand Mai 2013 – 15 Millionen Kunden, die schon mehrfach bestellt haben. Pro
Monat kommen noch 500 000 Neukunden hinzu, von denen viele ebenfalls bleiben.
Eine Million Pakete verschickt Zalando jeden Monat nach Deutschland,
Österreich, in die Schweiz und elf weitere europäische Länder. Die Kunden haben
die Auswahl aus 150 000 verschiedenen Mode- und Schuh-Produkten von 1500 Marken
– das sind so viele Artikel, wie sie in 60 oder 70
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