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Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Titel: Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern
Autoren: Hagen Seidel
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und unterstützt zu werden: Sie schaffen Unternehmen und
Arbeitsplätze und zahlen – jedenfalls diejenigen, die profitabel werden –
irgendwann auch Steuern. Dass viele so weit niemals kommen werden und ihre
Firmen wieder schließen müssen, ist kein Grund, die aktuelle Gründerwelle in
Deutschland – und insbesondere in Berlin – nicht trotzdem zu begrüßen. Einige,
vielleicht sogar viele dieser erwachsen werdenden Start-ups werden überleben
und zu den wichtigen Unternehmen der kommenden Jahre gehören. Es spricht
einiges dafür, dass Zalando dabei sein kann.
    Doch selbst wenn nicht, so hat doch dieses Unternehmen schon
jetzt viel für die Akzeptanz des Onlinehandels in Deutschland getan. Und auch
für die Mentalität, jeden Tag zunächst die Chance zu sehen und nicht in erster
Linie das Problem. Ein neues Geschäftsmodell und eine neue Unternehmenskultur
zu versuchen, hat schon einen Wert an sich, auch wenn man den Ausgang des
Projektes noch nicht kennt. Ein bisschen »zalandöser« könnte der Standort
Deutschland in dieser Hinsicht schon werden. Es würde ihm nicht schaden.
    1
 
Irgendwas mit Online
Oder:
Wie aus einer Idee Zalando wurde
     
    Da saßen sie nun im Garten von Roberts Eltern in der Nähe
von Düsseldorf. Robert Gentz und David Schneider, die nach ersten
unternehmerischen Erfahrungen in Mexiko, Argentinien und Spanien wieder in
Deutschland und zudem ziemlich brutal auf dem Boden der Realität angekommen
waren. Reicher waren sie durch die kurze Zeit als Firmengründer und Chefs
allenfalls an Erfahrung geworden. Ihr Geld war weg, aber der unternehmerische
Geist der beiden Mittzwanziger, die sich seit dem Studium kannten, war noch da.
Nach dem kurzlebigen Sozialen Netzwerk, das sie verwegenerweise gleich in
mehreren lateinamerikanischen Ländern aufzubauen versucht hatten, wollten sie
jetzt etwas viel Bodenständigeres machen. Robert Gentz und David Scheider
würden einen Schuhhandel im Internet aufziehen. Wahrscheinlich jedenfalls. So
etwas gab es zwar schon damals – etwa unter der Marke Zappos in den USA und in
Deutschland von Otto oder Görtz – aber sie würden es besser als diese können,
meinten die beiden jungen Männer. Viel besser und kundenfreundlicher.
    Doch die Sache drohte bereits jetzt an 50 Euro zu scheitern.
Sollten sie sich für diesen Betrag dieses Buch nun kaufen oder nicht? »Der
Schuhhandel in Deutschland« hieß der Wälzer, den Gentz und Schneider sich vor
ihrer ersten Unternehmensgründung in Europa eigentlich gönnen wollten. Nach dem
finanziellen Reinfall in Lateinamerika war das schon verdammt viel Geld. Ihre
Eltern um finanzielle Hilfe zu bitten, dafür waren sie zu stolz. Im Rückblick
ist es kaum zu glauben, von welchen Kleinigkeiten der Erfolg von etwas Großem
manchmal abhängen kann. »Wir haben hin und her diskutiert, ob wir uns das
leisten können. Letztlich haben wir uns entschieden, das Buch zu kaufen. Trotz
des ansehnlichen Preises von 50 Euro«. sagt Gentz heute, »wir haben es als
Investition ins Unternehmen gesehen«. Und das war wohl eine der erfolgreichsten
Zalando-Investitionen überhaupt.
    Ein paar Wochen zuvor hatten sie nicht einmal mehr das Geld für
den Rückflug von Lateinamerika nach Europa gehabt. Oliver Samwer, erfolgreicher
Investor, Verkäufer des Klingeltonanbieters Jamba und genau wie Gentz und
Schneider Absolvent der Elite-Hochschule Otto-Beisheim WHU im Örtchen Vallendar
bei Koblenz, hat ihnen schließlich geholfen und das Ticket bezahlt. Dafür
sollten sie bei Samwers Tarifportal tarifas24 in Madrid aushelfen, über das der
Nutzer Online Preise von Versicherungen vergleichen konnte.
    Die drei kannten sich flüchtig. Gentz und Schneider hatten
während des Studiums ein paar Auftritte des WHU-Absolventen Samwer miterlebt.
Der hatte dort bereits einen Namen als Kopierkünstler, Firmengründer,
Geldeintreiber und Start-up-Verkäufer. Vor Jamba hatten die Samwers bereits
Alando gegründet, diese Kopie der amerikanischen Versteigerungsplattform ebay
und sie schon wenige Monate später an das Original verkauft – für einen Preis
von angeblich 40 bis 50 Millionen Dollar. Das wusste jeder am Campus. Wenn auch
noch nicht jeder ahnte, dass Oliver Samwer und seine beiden Brüder mit dieser
Copycat-Masche in den nächsten Jahren so viel Geld verdienen würden, dass sie
schon bald in der Liste der reichsten Deutschen auftauchen.
    Das Lateinamerika-Projekt von Gentz und Schneider im Jahr 2007
dagegen war Samwer, dem Mann mit der guten Nase für
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