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Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Titel: Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern
Autoren: Hagen Seidel
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gute Geschäftskonzepte,
sofort suspekt. Obwohl die beiden Möchtegern-Gründer spanisch sprachen und die
Region kannten, senkte er den Daumen. Für eine Facebook-Kopie in Argentinien
und Mexiko wollte er kein Geld geben: »Schwachsinn!« Das konnte nicht
funktionieren, war er sich sicher, da steckte doch nichts Messbares dahinter.
Aber für vollkommen untalentiert hat er die beiden wohl nicht gehalten: »Meldet
euch, wenn ihr zurück seid«, hatte Samwer ihnen mit auf den Weg gegeben.
    Das tat Gentz im Jahr darauf tatsächlich. Obwohl sie noch gar
nicht zurück waren aus Lateinamerika, sondern ja gerade erst unbedingt zurück
nach Europa wollten. Nur halt leider praktisch pleite waren. Doch nach diesem
Anruf investierte Samwer in sie, wenn auch zunächst erst einmal nur in Form von
zwei Flugtickets nach Madrid. »Jetzt waren wir jedenfalls wieder zurück in
Europa«, sagt Gentz im Rückblick.
    Und in Madrid sollte dann die Idee reifen, ein Handelsgeschäft
mit so etwas Konventionellem wie Schuhen im Internet aufzuziehen. Gewissermaßen
während sie bei Samwers Tarif-Vergleichsportal ihre Ticket-Schuld abarbeiteten.
    Wer weiß: Ohne diese Bruchlandung mit dem Facebook-Klon auf
Spanisch Tausende Kilometer entfernt von zu Hause wäre Zalando vielleicht
niemals entstanden. Deshalb lohnt der genaue Blick auf die Vorgeschichte.
    »Unibicate«: Die Vorgeschichte
    Schuhhändler wollten die beiden Zalando-Gründer ursprünglich
auf keinen Fall werden. Wirklich nicht. »Als wir Zalando gegründet hatten,
musste ich mir das ein paar Mal im Spaß von meinen Freunden anhören: Na, wirst
Du jetzt Schuhhändler?«, erinnert sich David Schneider. Die Kumpels mit ihren
Elite-Hochschulabschlüssen dachten dabei wohl eher an Al Bundy, den
erfolglosesten und unfähigsten Schuhverkäufer der amerikanischen
Fernsehgeschichte, als an einen europäischen Amazon für Footware.
    Unternehmer oder Berater waren die Berufs-Optionen, die sich
für Schneider im Laufe des Studiums herauskristallisiert hatten. Doch dann
wurde ihm klar, dass der Beraterjob vielleicht doch nicht das Wahre für ihn
sein würde. »Da fehlte mir das Element, eigene Konzepte zu verwirklichen«, sagt
er heute, »ich wollte etwas schaffen, über das ich sagen konnte: Das habe ich
mit aufgebaut.«
    Für Robert Gentz war es ähnlich, die Freiheit im Beruf war ihm
schon immer wichtig, sagt er. Er wollte als Selbstständiger selber Entscheidungen
treffen – jedenfalls häufiger, als er es als Angestellter würde tun können.
Robert war auf dem elterlichen Gestüt aufgewachsen – ob seine Ausrichtung etwas
mit der Freiheit auf dem Rücken von Pferden zu tun hatte? »Meine Eltern waren
auch nicht angestellt, sie leiteten ihr eigenes Unternehmen«, sagt er. Das
allerdings wollte er nicht übernehmen, denn neben der Freiheitsliebe sei da
noch das Fernweh gewesen. Der Wunsch, etwas von der Welt zu sehen.
    Warum aber dann kein Studium in den USA, sondern Betriebswirtschaftslehre
an der WHU in einem Dorf bei Koblenz? »Es war nicht der entscheidende Grund,
dass es dort eine der besten Ausbildungen gab. Für mich war wichtiger, dass
unternehmerisches Denken, Wille zum Erfolg und Zielstrebigkeit dort anerkannt und
gelebt wurden. Es gab viele Kommilitonen, die ähnliche Ziele hatten, mit denen
man sich austauschen konnte und es wurde respektiert, wenn jemand etwas
erreicht hatte.« Eine Uni voller Streber? »Vielleicht sehen es einige so«, sagt
er. Noch etwas ist typisch für die WHU, das die Netzwerkqualität der Hochschule
erklärt, von der insbesondere die Firmen der Samwers bis heute noch
profitieren: »Bei 300 Studenten in einem kleinen Dorf kennt man nach einem
Semester jeden und weiß über dessen Hintergrund Bescheid.« Und jeder hat
zumindest einen der drei Samwers mal gesehen – etwa auf den
Rekrutierungsworkshops oder dem Gründerkongresses »Idea Lab« der Hochschule.
    Exklusive Auslandsstationen finden sich in Gentz’ Vita dennoch:
2005 studierte er sowohl im mexikanischen Monterrey als auch an der University
of Hawaii at Manoa. Schneider vermerkt als Auslandsaufenthalte auf seiner
Xing-Seite – unter einem für Zalando-Kriterien völlig untypischen
Schwiegersohn-Lichtbild mit Sakko und Krawatte – die Universidad de San Andres
in Argentinien und die Singapore Management University. Das Schöne an der
Spätphase des Studiums sei damals gewesen: »Wir hatten nichts zu verlieren. Es
gab keine Fallhöhe«.
    Da passten die beiden Kommilitonen ja schon mal gut
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