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Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Titel: Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern
Autoren: Hagen Seidel
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Anteile bezahlt
hatten. Rocket Internet, Holtzbrink und Haub werden somit die Hauptgewinner sein.
    Für den Ausstieg gibt es vor allem zwei Möglichkeiten: den
Komplettverkauf an andere Investoren oder den Börsengang. Aber wer könnte
Zalando kaufen? Immerhin dürfte für das Unternehmen ein Preis von mindestens
drei Milliarden Euro aufgerufen werden. Vielleicht, wenn die Goldmänner mit
ihrer Prognose recht haben sollten, auch noch viel mehr.
    Immer wieder fällt der Name Amazon. Das Urmeter des
Onlinehandels hatte mit dem Schuh- und Modeverkauf in Europa bisher noch keinen
so großen Erfolg. Zalando in der alten Welt als Pendant zur Tochter Zappos in
der neuen Welt hätte einen gewissen Reiz. Bezahlen könnte Amazon Zalando wohl
ohne Schwierigkeiten. Allerdings hätte Firmenguru Jeff Bezos wohl einiges zu
tun, seinen Aktionären diesen teuren Kauf schmackhaft zu machen. Die Milliarden
wären möglicherweise in den Schwellenländern besser eingesetzt. Von diesen
Superwachstumsmärkten käme das Geld mutmaßlich schneller in die Taschen der
Amazon-Investoren zurück als bei einem europabezogenen Zalando-Deal.
    Auch die Hamburger Otto-Gruppe wird immer wieder zumindest als
theoretischer Zalando-Interessent genannt. Es wäre eine perfekte Ergänzung, die
zudem noch weiteren operativen und kulturellen Sachverstand in das
Traditionsunternehmen bringen würde. Nähme man allerdings das
offiziell-inoffizielle Naserümpfen über die hohen Retourenquoten und Verluste
bei Zalando ernst, wäre das Berliner Unternehmen kein Kauf für die Hamburger,
sondern eher ein Klotz am Bein. Hinzu kommt der mutmaßlich hohe Kaufpreis.
    Die wahrscheinlichste Variante ist der Zalando-Verkauf an einem
Stück damit wohl nicht. »Für einen Komplettverkauf an einen Investor oder eine
Investorengruppe ist Zalando vielleicht schon zu groß«, bringt Haub zum
Ausdruck, was man in der Branche sehr oft hört. Ausschließen möchte Haub jedoch
nichts: »In dieser Branche gibt es immer wieder Überraschungen: Wer hätte
gedacht, dass Yahoo 1,1 Milliarden Dollar für Tumblr auf den Tisch legen
würde?«
    Deutlich mehr spricht allerdings für den Austausch einiger der
bisherigen Geldgeber durch andere oder – und das hat es zuletzt ja bereits
gegeben – die Ergänzung durch zusätzliche Investoren. Ganz oben auf der
Wahrscheinlichkeitsliste steht derzeit jedoch der Börsengang. Dass es
irgendwann eine »Schrei-vor-Glück-Aktie« oder »Z-Aktie« geben wird, glauben
wohl die meisten Beobachter. Über diesen Weg ließe sich der Ausstieg gut
dosieren. Vielleicht gäben die Alt-Eigentümer dabei zunächst nur 30, 40 oder 50
Prozent der Anteile an die Börse.
    Einer, der an der Entscheidung darüber einmal teilhaben wird,
könnte sich damit anfreunden: »Ich halte es für möglich, dass es irgendwann auf
einen Börsengang hinausläuft«, sagt Karl-Erivan Haub. Wobei er den Begriff
»Exit« nicht so verstanden wissen will, dass er das Kapitel Zalando komplett
hinter sich lassen will: »Selbstverständlich könnten wir uns vorstellen, bei
einem Teil-Börsengang bei Zalando investiert zu bleiben.« Ähnlich könnten es
andere Investoren ebenfalls vorhaben, insbesondere Kinnevik. Ein solcher
Teil-Börsengang könnte zudem zumindest einen Teil der Nörgler verstummen
lassen, hofft Haub: »Im Silicon Valley gilt eine Gründung erst dann als Erfolg,
wenn sie in einem Milliarden-Börsengang mündet. Vielleicht ist das in Europa ja
auch so.«
    Den richtigen Zeitpunkt zum Ausstieg zu finden wird für die
Investoren allerdings immer schwieriger. Solange die Samwers immer noch neue
Geldgeber außerhalb der Börse finden, dürften die Eigentümer keine Eile mit dem
Ausstieg haben. Denn mit jedem neu hinzukommenden Investor steigt der Preis der
Anteile, wenn das Konzept aufgeht. Dennoch dürfen sie den Zeitpunkt nicht
verpassen und müssen überlegen: Wann ist der geeignete Reifegrad des
Unternehmens erreicht, während gleichzeitig noch genügend
Entwicklungsperspektive für die nächsten Jahre vorhanden ist? Auf jeden Fall
müssen dazu Gewinne her – und eine Story, diese in den folgenden Jahren noch zu
steigern. Dass das Gesamtunternehmen im Jahr 2013 über die Gewinnschwelle
kommen wird, ist angesichts der hohen Investitionen sehr unwahrscheinlich. Das
hieße: Ab 2014, vielleicht erst ab 2015, könnte es interessant werden für
diejenigen, die gerne »Schrei-vor-Glück-Aktien« zeichnen wollen. Dann wäre
Zalando auf dem Weg zum Unternehmen für die ganze Familie:
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