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Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Titel: Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern
Autoren: Hagen Seidel
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Tochter, Mutter und
Sohn bestellen Stöckel, Kleid und Hose – und Papa kauft die Aktie.
    Die Bewertungen bei einem Börsengang und die Nachfrage nach den
Papieren wären der bisher beste Indikator, wenn man die Frage beantworten will,
ob die »Jungs« in der Geschäftsführung ihre Hausaufgaben wirklich gemacht
haben. Ob sie 2013 und in den Vorjahren die Saat für die Gewinne vieler Jahre
gelegt oder nur Zeit verloren und Geld verbrannt haben.
    Es wäre hoch interessant zu erfahren, wie insbesondere die
Samwers über das Thema Ausstieg wirklich denken: Denn auf der einen Seite würde
ein langfristiges Engagement bei Zalando ihrem Image nützen. Könnten sie doch
dadurch untermauern, dass es ihnen tatsächlich nicht nur um kurzfristiges
Hochpäppeln, sondern um langfristiges Begleiten eines jungen Unternehmens geht.
Auf der anderen Seite könnten sie die Millionen, die ihnen bei einem Ausstieg
in die Hände fielen, gut für ihre anderen – defizitären – Projekte in
Südamerika, Asien oder Afrika gebrauchen. Denn die dürften mutmaßlich noch
besser und schneller »skalieren« als Zalando im trägen und Eurokrisen geplagten
Europa. Doch ein Ausstieg der Samwers vor allen anderen Investoren wäre der
Öffentlichkeit wohl kaum zu verkaufen. Sie können kaum als erste aussteigen.
Wenn sie es doch täten, dürfte klar sein, wie die Samwer- und Zalando-Skeptiker
das interpretieren würden: Die Ratten verlassen das sinkende Schiff …
    Doch es gibt noch ein Szenario, das bisher öffentlich kaum
diskutiert worden ist: Die Samwers könnten zweigleisig planen und neben der
Ausstiegs-Option überlegen, Zalando zu einem wesentlichen Bestandteil eines
weltumspannenden, operativ viel stärker als bisher vernetzten Handelshauses zu
machen. Zusammen mit den Rocket-Internet-Händlern in Brasilien, Russland,
Asien, Südafrika, Nigeria und vielen anderen Staaten. Diese Super-Skalierung ergäbe
einen Riesenladen mit enormem Wachstums- und Synergiepotenzial. Es wäre eine
echte Macht im globalen Konsum für Mode, Technik, Möbel, vielleicht bald auch
Lebensmittel. Es könnte das größte Handelsunternehmen der Welt werden, das
Wal-Mart entthronen würde – und Amazon gleich mit. Zum Credo des Oliver Samwer
würde eine solche Vision passen: »Hauptsache groß«. Allerdings dürften die
übrigen Spieler im globalen Handelspoker alles einsetzen, um die
Konsum-Weltherrschaft der Samwers zu verhindern.
    Dieses Szenario mag nicht das wahrscheinlichste sein. Aber es
ist ein weiterer Grund, solch spannende und außergewöhnliche Phänomene wie
Zalando und den weltweiten Onlinehandel weiter zu beobachten. Und die Menschen,
die dahinter stehen.
    Fazit
    Schrei vor Glück
Oder: Das Phänomen Zalando
    Robert Gentz und David Scheider haben den Onlinehandel nicht
erfunden. Nicht einmal den E-Commerce mit Schuhen. Sie haben perfektioniert,
was vor ihnen schon andere gemacht haben. Aber sie haben mit Zalando das
europäische Unternehmen erfunden, das bisher maßgeblich dazu beigetragen hat,
dass wir unsere Einkaufsgewohnheiten für Schuhe und Textilen in den vergangenen
Jahren radikal verändert haben. Damit haben sie ihre Branche in einem Ausmaß
erschüttert wie kaum eine Veränderung seit der Einführung der industriellen
Schuhproduktion. Und das in einem Lebensalter, in dem andere als »Assistent der
Geschäftsführung« gerade erste Managementerfahrungen sammeln.
    Trotz einiger Schwachstellen spricht vieles dafür, dass das
Unternehmen die Verbraucher in Europa in den kommenden Jahren begleiten wird.
Zu gut haben Gentz, Schröder, Ritter und all die anderen Führungskräfte den
Onlinehandel – zumindest den, den wir heute kennen – verstanden, als dass sie
übermorgen ein neuer Konkurrent vom Markt fegen könnte. Durch ihre
Zahlenorientierung, ihre Kultur des Ausprobierens, Kontrollierens und weiteren
Verbesserns haben sie eine Verkaufsmaschine gebaut, die sich nicht mehr so
schnell wird stoppen lassen.
    Das Unternehmen hat sich mit dieser Maschine eine zentrale
Rolle im Mega-Konsumtrend des frühen 21. Jahrhunderts erarbeitet. Alles spricht
dafür, dass der Onlinehandel in den kommenden Jahrzehnten noch deutlich an
Bedeutung zunehmen wird. Denn jene Konsumenten, zu deren Leben das Internet
einfach immer schon dazugehörte – und damit auch das Einkaufen am Computer –,
werden immer mehr. Und jene, für die das Shoppen im Laden das
Selbstverständlichste der Welt war, werden mit den Jahren weniger. Die Zeit
spielt für Unternehmen wie
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