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Schrei in der Nacht

Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht
Autoren: Jack Higgins
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werde ich
sagen, ich hätte dich mit der Pistole durch das Fenster bedroht,
verstanden?«
      »Gut, Mr. Fallon. Aber sie werden Sie nicht
finden, keine Angst!« Damit schloß sie die Tür und
verriegelte sie. Er hörte sie auf den Fahrersitz klettern;
rüttelnd und hustend fuhr der Wagen auf den Platz hinaus.
      Fallon kroch in eine Ecke des Wagens und lehnte sich
an die Wand. Er fühlte sich sehr schlecht – seine Wunde
brannte, und in Abständen von einigen Minuten überfluteten
ihn Wellen furchtbaren Schmerzes, die ihn nach ihrem Abklingen jedesmal
schwach und nach Atem ringend zurückließen.
    Sie brauchten etwa zehn Minuten bis zum
Bahnhof, und ein oder zweimal mußte der Wagen in dem starken
Verkehr langsam fahren; aber sie wurden nicht gestoppt. Endlich
spürte er, wie die Räder über das Kopfsteinpflaster des
BahnhofsVorplatzes holperten, und dann hielt der Wagen an. Leise
klopfte es an die Wand der Fahrerkabine, und er kroch zum Fenster.
»Ich hole jetzt Ihre Fahrkarte«, sagte Rose vorsichtig.
»Verhalten Sie sich ganz ruhig! Es wimmelt wieder von
Polizeibeamten!«
      Er blieb in der gleichen Stellung am Fenster knien,
aber sein Blick drang nicht weit, sondern wurde durch andere parkende
Wagen behindert. Rose blieb jedoch nur für wenige Minuten fort.
Als sie zurückkam und wieder auf ihren Sitz kletterte, tat sie
zunächst so, als ob sie einen Fahrplan studiere; dabei berichtete
sie leise: »Sie haben zwei Leute am Haupteingang postiert und je
einen an jeder Sperre. Ich fahre jetzt auf den Güterbahnhof. Der
Mann am Tor kennt mich; ich war schon manches Mal hier; aber bestimmt
steht da auch ein Polizist; geben Sie also keinen Laut von sich!«
      »In Ordnung!« erwiderte er. »Aber
wenn irgend etwas schiefgehen sollte, denk daran, was ich gesagt habe:
Ich hielt immer eine Pistole auf dich gerichtet!«
      Sie gab keine Antwort, und gleich darauf wendete der
Wagen und fuhr weiter. Fallon ließ sich auf den Boden gleiten und
rutschte zur rückwärtigen Tür. Kaum hatte er sie
erreicht, als der Wagen wieder langsamer fuhr und schließlich
anhielt. Atemlos wartete Fallon. Dem Wagen näherten sich Schritte,
und dann hörte er Rose rufen: »Na, los schon, Tommy, machen
Sie das Tor auf! Ich muß ein paar Pakete an den Mittagszug nach
Carlington bringen!«
      Eine Männerstimme entgegnete: »Ah, du bist
das, Rose!« Dann folgte eine kleine Unterhaltung, die Fallon
nicht verstehen konnte, und schließlich gesellte sich noch eine
dritte Stimme hinzu. Plötzlich erscholl lautes Gelächter, und
Rose rief: »Hören Sie doch auf mit Ihren Dummheiten, Tommy,
und öffnen Sie endlich das Tor!« – Einen Augenblick
später fuhr der Wagen wieder an, und mit einem tiefen Seufzer der
Erleichterung stieß Fallon die angehaltene Luft aus.
    Bald darauf hielt der Wagen erneut an, und Fallon hörte, wie
    das Mädchen zur Rückseite ging. Gedämpft drang das
schrille Heulen einer Dampfpfeife zu ihm, und irgendwo in der Nähe
ließ eine Maschine Dampf ab. Rose legte den Riegel zurück,
der die Tür verschlossen hatte, und sagte dabei leise:
»Halten Sie sich bereit, Mr. Fallon! Hier sind nur noch ein oder
zwei Packer in der Nähe! Wenn ich die Tür aufreiße,
springen Sie sofort heraus, drehen sich um und helfen mir, die Pakete
herauszuziehen!«
      »Ich bin bereit«, entgegnete Fallon. In
diesem Augenblick überfiel ihn wieder der unerträgliche
Schmerz; er schloß die Augen, grub die Nägel in die
Handfläche und versuchte ruhig und tief zu atmen. Kaum hatte er
sich etwas gefaßt, da wurde die Tür aufgerissen.
      Er sprang sofort auf die Erde, drehte sich um und
begann, eines der Pakete aus dem Wagen zu ziehen. »Ist jemand
aufmerksam geworden?« fragte er dabei, ohne den Kopf zu heben.
Rose schaute sich wie zufällig um. »Nein, es scheint
geklappt zu haben«, sagte sie dann. »Nehmen Sie jetzt eines
der Pakete und folgen Sie mir!«
      Das Paket war nicht sehr schwer, und doch trat der
Schweiß in dicken Tropfen auf Fallons Stirn, als er dem
Mädchen die Rampe hinauf und dann den schmutzigen Bahnsteig
entlang folgte. Der Zug wartete in Dampfwolken gehüllt auf seine
Abfahrt. Rose ging geradewegs auf den Packwagen zu. Im Augenblick
befand sich kein Mensch dort; so setzten sie die Pakete ab und gingen
den Bahnsteig wieder zurück.
      Im Zug befanden sich nur wenig Leute. Fallon
öffnete die Tür eines leeren Waggons am Ende des Zuges, und
beide stiegen ein. Auf dem Gang blieben sie stehen, und Fallon
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