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Schrei in der Nacht

Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht
Autoren: Jack Higgins
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Schulter sinken und dann
schnell unter das Kinn des Alten hochschnellen, wodurch er ihn hart
traf. Dann duckte er sich unter Conroys Arm und wirbelte ihn herum, so
daß dieser jetzt mit dem Rücken gegen das Geländer
kämpfte.
      Sein linker Arm begann so stark zu schmerzen,
daß er nicht mehr zu gebrauchen war. Er fing mit ihm einen wilden
Schlag auf und stieß dann Conroy mit der rechten Faust in die
Magengrube. Was darauf folgte, war nichts als Zufall. Conroy schluckte
auf, und ein Sprudel von Flüssigkeit spritzte aus seinem Mund, als
er sich übergab. Dann taumelte er gegen das Geländer
zurück; es splitterte und krachte, und das ganze Geländer
polterte mit Conroy in das Treppenhaus hinunter.
      Fallon stand schwankend am Rand des Treppenabsatzes
und schaute hinab auf den alten Mann. Dieser lag mit offenem Mund da;
das eine Bein war unter seinem Körper verdreht, und ein kleiner
verirrter Sonnenstrahl lag auf seinen halboffenen Augen. Jetzt tauchte
das Mädchen auf und starrte entsetzt auf den Alten; dann schrie
sie: »Um Himmels willen, bleiben Sie, wo Sie sind! Sie werden
sich den Hals brechen!« Fallon trat vom Rand zurück, das
Mädchen eilte die Treppe herauf und führte ihn dann
vorsichtig hinunter.
      Neben dem Alten blieben sie stehen; Fallon schaute
hinab zu ihm und flüsterte: »Ich wollte ihn nicht
töten!«
      Sie verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse. »Nicht
das Schlimmste, was Sie jemals getan haben!« Dann zog sie ihn
weiter. »Kommen Sie schnell in die Küche, ich werde Sie
verbinden!«
      Sie streifte ihm das Jackett ab und schnitt dann mit
einer Schere sein Hemd auf. Die Kugel war ihm gerade unter dem
Schlüsselbein in die linke Brust gedrungen. Die Wunde blutete
stark. Er stöhnte und murmelte: »Was für ein elender
Dummkopf war ich nur. Ich hätte doch ahnen müssen, daß
Rogan noch einen Trumpf versteckt hielt! Immer schon hatte er vor mir
Furcht gehabt, und diesmal war er besonders wachsam!«
    »Haben Sie ihn erledigt?« fragte sie flüsternd.
    Er nickte. »Die Welt ist ihn los. Er war ein tollwütiger Hund.«
    Plötzlich wurde ihm bewußt, daß Anne Murray jetzt
gerettet war, und er fluchte erleichtert. Wenn er doch nur ein Mittel
wüßte, ihr diese Nachricht zukommen zu lassen!
      Rose tupfte mit einem Lappen, den sie aus dem
Spülbecken holte, das Blut weg und sagte: »Es sieht schlimm
aus, Mr. Fallon. Sie brauchen einen Arzt. Ihre Haut hat hier neben dem
Verband eine merkwürdige Farbe angenommen; es riecht auch ganz
faulig!«
      Er erhob sich, ging zum Spiegel über dem Herd und
besah sich seine Brust. An der linken Seite war das Fleisch entlang dem
alten Verband angeschwollen und sah schlimm aus. Entsetzt starrte er
darauf, und die Bedeutung dessen dämmerte ihm. Er ging zurück
zum Stuhl und setzte sich. »Flick mich nur zurecht, so gut du
kannst!« sagte er. »Nimm Baumwolle dazu und ein Laken.
Reiß es in Streifen und verbinde mich damit sehr fest.«
      Aus einem Schrank brachte sie Baumwollstoff herbei,
und vom Hängeboden holte sie ein Bettlaken herunter. Während
sie all dies besorgte, überlegte Fallon. Er hatte nur noch ein
paar Stunden zur Verfügung. Wenn er alles überstehen wollte,
brauchte er unbedingt Krankenhausbehandlung. Böse mußte er
auflachen. Ihn wunderte jetzt nicht mehr, woher diese Anfälle von
rasendem Schmerz kamen; das Gift aus der ersten Wunde durchsetzte
unaufhaltsam seinen ganzen Körper. Unbedingt mußte er am
Abend noch über die Grenze gelangen; und dafür gab es nur
eine Möglichkeit – er mußte den Zug benutzen.
      Rose wickelte ihm den Verband kreuzweise um die
Schulter. In der Form einer Acht wand sie ihn um den Hals und unter dem
Arm hindurch. Als sie damit fertig war, konnte Fallon kaum noch den Arm
bewegen. Er versuchte zu lächeln und meinte: »Sehr gut
gemacht. Kannst du mir jetzt ein sauberes Hemd und ein neues Jackett
geben?«
    Sie nickte. »Ich glaube schon. Ich will sehen, was ich finde.«
    Dann verschwand sie für einige Minuten, und als sie
zurückkehrte, brachte sie ein weißes, kragenloses Hemd und
ein anständiges graues Jackett an. »Dieses Jackett stammt
von seinem besten Anzug«, erklärte sie. Das Hemd war vorn
durchzuknöpfen und brauchte nicht über den Kopf gezogen zu
werden; so gelang es ihr, den Ärmel leicht und ohne
Schwierigkeiten über den Verband zu ziehen. Dann knöpfte sie
es zu und holte eine grüne Seidenkrawatte herbei, die sie ihm um
den Hals knotete. Nachdem sie ihm noch in das Jackett
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