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Schrecken der Nacht

Schrecken der Nacht

Titel: Schrecken der Nacht
Autoren: Jason Dark
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unter seiner Kutte versteckt und stellte sich das Bild vor, das ihn schon in vielen Nächten begleitet hatte.
    Er sah Eros am Boden liegen.
    Er sah sich selbst, wie er über ihm kniete. Wie er den Arm anhob und den Pfahl so kraftvoll und tief wie möglich in die Brust dieser Bestie stieß.
    Das war immer sein Traum gewesen, und dieser Traum sollte endlich Wirklichkeit werden.
    Noch war Eros nicht da. Aber er befand sich auf dem Weg. Er mußte kommen, er hielt sich vielleicht schon in der Nähe auf. Dieser Gedanke ließ den Mönch seine Träume vergessen. Er stand auf und hob auch das schwere Holzkreuz an, das er gegen den Fels lehnte, wo es griffbereit stehenblieb.
    Eros war ein Vampir. Und Vampire brachte der Mönch auch mit riesigen Fledermäusen in Verbindung. Aber er wußte nicht, ob der Schrecken der Nacht auch in der Lage war, sich in eine Fledermaus zu verwandeln. Wenn nicht, dann würde er ebenfalls den mühseligen Weg in Kauf nehmen, wie es auch Radescu getan hatte.
    Die Welt hatte sich für den Mönch auf diese eine Stelle reduziert. Hier genau würde es zur Entscheidung kommen, und nur einer von ihnen blieb zurück.
    Gebetet hatte er in der letzten Zeit genug. Nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht. Immer wieder hatte er den Allmächtigen um Hilfe angefleht, doch jetzt war die Zeit der Gebete vorbei. Ab nun mußte gehandelt werden.
    Das Feuer mit den lodernden Flammen schuf immer wieder neue Figuren aus Licht und Schatten, die wie kleine schnelle Monster aussahen. Sie entstanden, sie verschwanden wieder, sie wurden zu neuen Wesen und brachten eine gewisse Unruhe. Hin und wieder streifte auch ein Windzug die Flammen und fachte sie erneut an, aber er war nie so stark, um sie löschen zu können.
    Wie lange noch? Wie lange würde ihn der Schrecken der Nacht noch auf die Folter spannen?
    Der Mönch konnte nur hoffen, daß er sich so bald wie möglich zeigte und nicht erst bis Mitternacht wartete.
    Etwas hatte sich verändert. Es war nicht zu sehen, aber für einen sensiblen Menschen zu spüren. Radescu spürte die kalte unsichtbare Klaue, die an seinem Rücken entlang nach unten glitt. Es war das Gefühl für die Gefahr, das ihn überkommen hatte. Zwar sah alles noch so aus wie vor wenigen Minuten, aber die Luft hatte sich verändert. In ihr schwebte etwas, das nur ein Mensch wie Radescu so überdeutlich spüren konnte.
    Er blieb an seinem Platz. Die Wand gab ihm Rückendeckung. Doch er hatte den rechten Arm zur Seite gestreckt und die Hand um das Holzkreuz geklammert. Die Berührung gab ihm die Ruhe zurück, die er brauchte.
    Ein Schatten war da.
    Jenseits des Feuers zeichnete er sich ab. Allerdings nicht starr und bewegungslos. Er tanzte, er bewegte sich auf der Stelle. Was der Mönch auf eine optische Täuschung schob, denn das Feuer verzerrte schon seinen Blickbereich.
    Dann hörte er das scharfe Lachen!
    Radescu zuckte zusammen. Nicht wegen des Lachens. Allein die Tatsache, daß Eros gekommen war, ließ ihn so handeln. Er war noch nicht richtig zu sehen, weil er seinen Platz hinter dem Feuer nicht verlassen hatte, doch es dauerte nicht lange, da schob er sich heran. Er war nicht zu hören, und Radescu hatte auch nicht gehört, wie er den Berg heraufgestiegen war.
    Jetzt tauchte er auf.
    Das Feuer gab ihn frei. Es malte seine Gestalt an der rechten Seite rot an, als sich Eros mit schleichenden Bewegungen um die Flammen herum bewegte.
    Radescu wartete, ohne etwas zu sagen. Auch er mußte sich an diesen Moment gewöhnen, obwohl er ihn so lange herbeigesehnt hatte. Was nun folgte, war neu für ihn.
    Eros blieb nicht stehen, wo er zuerst erschienen war. Er bewegte sich mit der Sicherheit eines Siegesgewissen. Für ihn stand längst fest, wer den Kampf gewinnen und wer ihn verlieren würde.
    Er ging so weit vor, daß das Feuer hinter seinem Rücken brannte. Von hinten her wurde er angestrahlt, und seine Gestalt war wieder dabei, sich zu verwandeln. Durch die Unruhe der Flammen wirkte er jedesmal anders, doch Radescu ließ sich durch diesen ständigen Wechsel nicht irritieren. Er wußte genau, was er tat und was er noch tun mußte.
    »Ich bin da!« sagte der Vampir. »Genau so wie du es dir gewünscht hast...«
    ***
    Da hatte er recht, aber Radescu gab ihm keine Antwort. Er wollte sich einfach nicht ablenken lassen und sich zunächst auf seinen Todfeind konzentrieren.
    Wichtig war für ihn, daß er ihn sah, und zwar genau. Wer ihm zum erstenmal gegenüberstand, der hielt Eros nicht für einen Vampir. Er war
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