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Schon wieder Greta!

Schon wieder Greta!

Titel: Schon wieder Greta!
Autoren: Marya Stones
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Frauen aber auch immer so einen besonderen Schick haben, dachte Greta . Wirklich kein Wunder, dass so viel tolle Mode aus Italien kommt. Allein die Frauen zu beobachten, bringt schon gute Laune, macht Lust sich selbst schick zu machen und ist eine echte Inspiration. Mal sehen, was ich mir heute alles aussuchen werde.
    So in Gedanken marschierte sie einfach los. Sie hatte zwar nicht den totalen Durchblick, was die Orientierung anbelangte, aber sie konnte sich wenigstens an den Schildern Richtung Markusplatz halten. Außerdem war Venedig ja ein bisschen international und viele sprachen Englisch.
    Greta fand sich schneller zurecht, als sie erwartet hatte und stöberte rasch in den ersten kleinen Boutiquen. Die großen Designermarken wollte sie erst ganz zum Schluss angehen. Im Grunde war es ihr fast ein wenig unheimlich, mit Mikes Kreditkarte zu shoppen. Sie wollte auf keinen Fall zu viel Geld ausgeben. So ein Outfit von Gucci oder Prada würde sicherlich mehrere tausend Euro kosten. Entschieden zu viel. Andererseits hatte Mike sie ja losgeschickt.
    Nein, es fühlt sich nicht richtig an. Aber warum eigentlich nicht?!
    Greta war hin- und hergerissen. Wie schon so oft, wenn es um Mike ging. Warum fand sie bei ihm keine Ruhe? War es einfach noch zu früh dazu? Kannten sie sich zu wenig? Dann war es erst recht nicht okay, seine Kreditkarte so schamlos auszubeuten ... oder?
    Oder bin ich so was wie eine »Hostess«, eine »gehobene Schlampe«, die sich zwar nicht mit Bargeld bezahlen, aber mit anderen Gütern verwöhnen lässt? Oh Mann, warum kann es nicht einfach okay sein!
    Greta schlenderte von Laden zu Laden, fand aber nicht das Richtige. Sie kaufte Kleinigkeiten, Souvenirs für Marcel, ihren Nachbarn, eine schöne Seife von Aqua di Parma und für Nathalie einen Paschminaschal ... ach, Nathalie! Wie es ihr wohl in Südafrika erging? Greta entschied, eine Shoppingpause einzulegen. Sie betrat ein kleines Café, bestellte sich Cappuccino und eine Brioche: ein unglaublich leckeres Croissant gefüllt mit Aprikosenmarmelade. Göttlich. Während sie ihren kleinen Snack genoss, schickte sie Nathalie eine SMS:
    »Alles okay bei dir? Denk an dich. Bin immer noch verwirrt, aber happy. Knutsch G.«
    War sie das wirklich, fragte sich Greta: happy? So ganz tief innen drin war sie sich nicht sicher. Ihre Gefühle spielten mal wieder Pingpong und ihre Gedanken waren ein absolutes Wirrwarr. Ich glaub, ich muss mit ihm reden. Das ist doch eine gute Idee, entschied Greta. Vielleicht noch heute vor der Party am Abend. Sicherlich geht es mir dann viel besser. Ja, so mache ich es. Ich werde ihm ein schönes Geschenk kaufen, mit »meiner« Kreditkarte - und dann reden wir.
    Greta spürte allerdings, dass dies nicht wirklich der goldene Schlüssel zu ihrem Gefühlschaos sein konnte. Vielleicht war es sogar naiv, zu glauben, das ein einfaches Gespräch ihren inneren Zwiespalt aufhob. Dennoch wusste sie sich jetzt nicht anders zu helfen. Es kommt doch immer etwas danach, beruhigte sie sich selbst.
    Nach weiteren drei Läden und Teilerfolgen beim Shopping überquerte sie, mit den ersten Einkaufstüten in der Hand, eine weitere der unzähligen Brücken. Am Ende der Brücke, dort, wo sie auf die Gasse traf, stand eine Sinti und Roma-Frau. Ihr Alter war schlecht zu schätzen. Sie hätte Ende zwanzig sein können, aber auch schon Ende fünfzig. Kopftuch, Kittel und langer Rock, alles in dunkel-gemusterten Farben. Die Frau war  etwas kleiner als Greta.
    Als Greta die letzten paar Stufen hinabstieg, spürte sie den intensiven Blick der Frau. Sie fühlte sich fast durchleuchtet, wie bei den Röntgenstrahlen der Sicherheitskontrollen am Flughafen.
    » Signorina, scusi! Uno momento per favore ! ...«
    Was die Frau dann noch sagte, konnte Greta nicht genau verstehen. Ein Schwall aus Worten - und manche davon auf Deutsch und auf Englisch, ein Kauderwelsch, das keinen Sinn ergab. Die Frau lief ihr ein paar Schritte nach, plapperte pausenlos weiter, doch allmählich erschien das, was sie sagte, einen Sinn zu ergeben. Für Greta hörte es sich fast so an, als hätte die Frau damit begonnen, ihr Dinge aus ihrem eigenen, aus Gretas Leben zu erzählen.
    Greta stockte.
    Kann doch nicht sein, dass die Frau jetzt von mir erzählt. Nein, ich spinne jetzt komplett.
    Sie ging ein paar Schritte, dann stockte sie erneut und wandte sich um.
    Da stand sie vor ihr.
    Ihr Gesicht hatte einen liebevollen Ausdruck, ihre Haut war dunkel und ihre Falten erzählten von einem
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