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Schokolade des Schreckens

Schokolade des Schreckens

Titel: Schokolade des Schreckens
Autoren: Thomas Brezina
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Stimme. „Raymond“ stand auf dem Messingschild, das auf der Brusttasche seines Jacketts prangte.
    „Tagchen Raymond“, begrüßten ihn die vier Knickerbocker im Chor und lümmelten sich auf die Holztheke. Lilo zog einige Banknoten heraus und fuchtelte dem Mann damit unter der Nase herum. „Wir haben genügend Mäuse, um die Buden zu bezahlen“, versicherte sie ihm.
    „Ihr könnt die Zimmer auch gerne haben“, sprach der Portier und blieb weiterhin korrekt und freundlich.
    „Allerdings muß ich euch bitten, daß ihr euer Benehmen den Bedürfnissen und dem Stil der anderen Gäste anpaßt. Ist das möglich?“
    „Wir werden unser Bestes geben“, näselte Dominik und verneigte sich tief. Dummerweise übersah er die Kante des Holztresen und knallte mit der Stirn dagegen.
    Die anderen kicherten, und der Portier unterdrückte krampfhaft ein Schmunzeln.
    „Ich hoffe, du hast dich nicht verletzt“, meinte er besorgt.
    „Aua... nein“, knurrte Dominik. „Und jetzt möchte ich endlich die Schlüssel, damit ich ein Bad nehmen kann“, fügte er wütend hinzu. In Wirklichkeit war seine Sehnsucht nach dem Telefon viel größer.
    Im Hotelzimmer angekommen, warf sich Dominik auf das Bett, schnappte den Telefonapparat und kramte die Serviette heraus. Mit zitternden Fingern begann er zu wählen.
    „Du spinnst hochgradig“, lautete Poppis Kommentar dazu. „Wieso sollen diese Ziffern eine Telefonnummer sein? Warum? Kannst du mir das erklären?“
    „Sie sehen so aus“, meinte Dominik. „Ich habe selbst keine Ahnung, ob es stimmt, aber wir müssen es versuchen.“
    Am anderen Ende der Leitung ertönte das Freizeichen. „Hallo?“ meldete sich eine leise Männerstimme. Dominik warf den Hörer auf die Gabel und blickte die anderen fragend an. „Es hat sich jemand gemeldet“, berichtete er.
    „Das kann Zufall sein“, meinte Axel.
    Lilo war allerdings nicht dieser Meinung. Dominik hatte seinen Freunden im Lift die Ereignisse in der Damentoilette in Stichworten geschildert. Das Superhirn der Bande vermutete mehrere Zusammenhänge: „Diese Ziffern sind bestimmt nicht einfach so verkehrt auf den Kontrollzettel geschrieben worden“, lautete ihre Überlegung. „Falls es wirklich eine Telefonnummer zu einem Verbindungsmann ist, müssen wir herausfinden, um wen es sich handelt und was der Mann im blauen Mantel damit zu tun hat.“
    „Und wie willst du das schaffen?“ fragte Axel. Lieselotte gab ihm keine Antwort, sie wählte ganz einfach.
    „Hallo?“ meldete sich wieder die Männerstimme. Diesmal klang sie ungeduldig und genervt.
    „Wir melden uns – wie vereinbart“, flüsterte das Superhirn in den Hörer. Das Flüstern hatte einen Sinn. Auf diese Art war nicht so einfach zu erkennen, wie die Stimme in Wirklichkeit klang.
    „Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?“, brauste der Mann auf, und Lilo zuckte zusammen. Doch schlagartig beruhigte er sich wieder und flötete freundlich: „Ich dachte, wir hätten alles besprochen.“
    „Jaja, nur zur Sicherheit“, wisperte das Mädchen und lauschte angespannt. Wie lange konnte es den Mann noch an der Nase herumführen?
    „Es bleibt aber schon dabei: Morgen steht eine Schachtel KATZLER-SCHOKOLADE bereit. Unter der Venus, ab 17 Uhr!“
    „Venus? Welcher Venus?“ stieß Lilo hervor.
    „Hören Sie, was soll das? Das war IHR Vorschlag“, schimpfte der Mann. „Zuerst haben Sie den Mars vorgeschlagen und danach die Venus. Erinnern Sie sich nicht? Sie können das doch nicht in zwanzig Minuten vergessen haben.“
    „Nein, nein, ich wollte Sie nur prüfen“, flüsterte Lieselotte. „Dann bis morgen!“
    „Bis morgen ist gut!“ lachte der Mann. „Sehen werden wir uns nicht, wie abgemacht!“
    Lieselotte legte auf und begann ihre Nasenspitze wild zu kneten. Ein Zeichen, daß sie äußerst angestrengt nachdachte.
    „Wenn sie sich treffen, wird unter der Venus etwas übergeben“, sagte sie schließlich laut „Aber wer oder was ist ,die Venus’?“
    „Entweder eine Frauenstatue oder ein Planet“, belehrte sie Dominik.
    „Sehr schlau“, brummte Lieselotte. „Dann zieht die Raumfahrer-Anzüge an, wir fliegen zur Venus! Gleich morgen!“
    Sie war mißmutig. Die einzelnen Ereignisse wirbelten durch ihr Gehirn, ließen sich aber nicht zusammensetzen. Alles kam ihr wie ein Puzzle vor, bei dem kein einziger Stein hineinpaßte.
    An diesem Abend hatten alle vier Knickerbocker nur noch einen Wunsch: so schnell wie möglich ins Bett und schlafen. Sie nahmen noch einen
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