Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schokolade des Schreckens

Schokolade des Schreckens

Titel: Schokolade des Schreckens
Autoren: Thomas Brezina
Vom Netzwerk:
Flaschenöffner vom Nachttisch. Den Mann ließ er dabei nicht aus den Augen. Er hatte unfaßbare Angst, daß der Typ in seiner Panik abdrücken könnte.
    Axel entfernte die Kronenkorken und blickte dann fragend zu dem nächtlichen Besucher.
    „Einschenken“, war das nächste Kommando. „In vier Gläser gleich viel einschenken!“
    Axel erfüllte auch diesen Auftrag. Der Mann fischte etwas aus der Hosentasche und warf in jedes Glas eine Tablette, die sich zischend und sprudelnd auflöste.
    „Trinken! AUSTRINKEN!“ ordnete der Agent an.
    „Nein, das werden wir nicht tun“, widersprach Lieselotte. „Das könnte Gift sein!“
    „Austrinken“, wiederholte der Mann. Wieder hatte seine Stimme diesen eisigen, drohenden Klang, der jeden Einwand unmöglich machte. „Wird’s bald?“ fuhr er die Knickerbocker-Bande an.
    Im Zeitlupentempo erhoben sich die vier und griffen nach den Colas. Der Mann machte eine Bewegung mit der Pistole, worauf sie gleichzeitig die Gläser an die Lippen setzten. Sie blickten einander ratlos an.
    Lieselotte war die erste, die die Augen schloß und die Flüssigkeit schluckte. Die anderen folgten ihrem Beispiel.
    „Nein... nein... ich... ich sterbe... nein!“ jammerte Dominik und verlor das Gleichgewicht. Er faßte sich an den Hals und würgte. Auch Axel wurde schlagartig übel, und seine Beine sackten zusammen.
    Im nächsten Moment taumelten schon die Mädchen, und eine Sekunde später lagen alle vier regungslos kreuz und quer auf dem Boden.
    Sie boten ein schreckliches Bild, das den Mann im schwarz-weiß karierten Hemd nicht zu rühren schien. Er fingerte hastig an Dominiks Bananentasche herum, die dieser stets um seinen Bauch gebunden hatte. Danach versperrte er das Zimmer und ließ den Schlüssel innen stecken.
    Der Agent selbst flüchtete durch das Fenster und kletterte über die Feuerleiter auf das Dach. Unbemerkt konnte er in der Dunkelheit untertauchen.

Wer in die Schreckens-Schokolade beißt
     
     
    Rosa! Alles war rosa! Rosa Fransen, rosa Lichter, rosa Stoff. Doch die Dinge wirkten alle, als wären sie hinter einer nassen Fensterscheibe, über die Regentropfen rinnen.
    „Fräulein Poppi!“ Eine bekannte Stimme drang an das Ohr des Mädchens. Es hatte das Gefühl, daß die Stimme irgendwo weit entfernt war und nach ihr rief.
    „Fräulein Poppi, keine Angst! Sie sind gesund und in Sicherheit!“ sagte die Stimme beruhigend.
    Das Mädchen verzerrte sein Gesicht und spannte die Muskeln rund um die Augen an. Mühsam schaffte es Poppi, die Lider aufzuklappen. Die nasse Fensterscheibe entpuppte sich nun als der Vorhang, den ihre Wimpern gebildet hatten.
    Ein freundliches Gesicht mit einem buschigen, schwarzen Schnauzbart und lustig blitzenden Augen tauchte über ihr auf.
    „M... M... Max“, hauchte das Mädchen und wollte die Hand nach dem Chauffeur ausstrecken. Doch ihre Finger wogen schwer wie Blei. Nur unter größter Anstrengung konnte sie den Arm ein kleines Stück in die Höhe heben.
    „Endlich... endlich ist sie wach“, seufzte Lieselotte erleichtert. Sie saß im Nachbarbett und hatte mehr als zwei Stunden lang ihre Freundin besorgt beobachtet.
    In den weiteren Betten des Zimmers kauerten Axel und Dominik und versuchten krampfhaft munter zu bleiben. Doch immer wieder rollte eine Schlafwelle durch ihren Körper und ließ ihre Augen zufallen.
    „Wo... wo sind wir hier eigentlich? Wieso ist alles rosa? Die Tapeten, die Bettbezüge, die Lampenschirme? Sind wir hier in einem Bonbon-Laden mit Betten?“ witzelte Axel.
    Max setzte sich zu ihm und erklärte: „Nein, nein, die Herrschaften befinden sich in einer Privatklinik für Kinder. Es war aber leider nur das Mädchenzimmer frei.“
    „Wieso sind wir da?“ wollte Lieselotte wissen. In ihrem Kopf herrschte noch immer das totale Chaos, und sie konnte sich an nichts mehr richtig erinnern.
    „Das Zimmermädchen im Hotel ,Eulenhof’ hat sich gewundert, daß eines eurer Zimmer leer stand und das andere von innen versperrt war. Es hat den Portier anrufen lassen, und als ihr euch bis Mittag nicht gemeldet habt, wurde die Tür aufgebrochen“, berichtete der Fahrer. „Man hat euch schlafend auf dem Fußboden gefunden. Ihr wart nicht zu wecken, und deshalb hat die Hotelleitung sofort einen Arzt verständigt. Dieser mußte nur an den Gläsern riechen, die neben euch lagen. Danach stand für ihn fest, daß ihr betäubt worden seid. Im Cola hat sich Schlafmittel befunden, das ungefährlich, aber dennoch äußerst wirksam
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher