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Schönesding!

Schönesding!

Titel: Schönesding!
Autoren: Peter Boehm
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geschalten.
    „Die Deutschen sind manchmal einfach so scheiß-ehrlich, dass es wehtut. Ungefragt fühlen sie sich genötigt, dir zu erzählen, dass sie ein Furunkel am Hintern haben, und zwar ein großes, rotes.“
    „ Komm schon!“
    „ Guck mal. Wenn ich schon arm bin, dann plaudere ich es ganz sicher nicht aus. Die meisten Touristen kommen nach Berlin, bleiben drei Tage, sind in Mitte, vielleicht in Postdam, dann fahren sie wieder weg. Außer dass es hier so billig ist wie in einem Kosaken-Kaff in der kasachischen Taiga, und nur dort, merken die gar nichts. Außer wenn ich sie mit der Nase reinstoße.“
    „ Na ja, vielleicht schon. Aber über kurz oder lang merken sie es doch.“
    „ Ja, aber sie haben es nicht von mir.“ Felder rutschte nach vorne. „Oder hier. Gerade haben wir es uns im Zaubernetz angeschaut.“ Felder streckte die Hand in Hubsis Richtung. Der gab ihm den Rechner, und Felder setzte sich damit neben mich aufs Sofa. „Bestes Beispiel. Hier, schau dir doch einfach den Diddan an.“
    „ Wen?“
    „ Den Bob-Diddan oder heißt es Didaan?“ Dabei dehnte er die zweite Silbe so lang, dass es einfach nur lächerlich klang.
    Auf dem Bildschirm sah ich ein Foto von Dieter Bohlen. „Meinst du Dieter Bohlen?“
    „Genau den. Hier, das ist seine offizielle Seite im Zaubernetz.“ Felder hatte eine Adresse in den Rechner geklackert und ging jetzt mit der Nase näher an den Bildschirm. „Ich zitiere: ,Seit meiner Pubertät leide ich unter starker Schweißbildung, besonders an den Füßen. Deshalb kann ich nur Lederschuhe tragen. Normalerweise zerstört mein Fußschweiß meine Schuhe immer schnell. Vor allem, wenn ich ohne Socken unterwegs bin.'“
    „ Unsinn, das ist ein Witz. Du bist einer Satire-Seite auf den Leim gegangen.“ Ich musste ein bisschen schmunzeln.
    „ Ich wünschte, es wäre so. Ich wünschte, es wäre so.“ Das war wieder Felder. „Ich zitiere weiter: ,Die Schuhe von Deichmann halten aber immer lange und sind erst nach 1 bis 2 Jahren aufgetragen. Habe mir gerade für Mallorca ein paar neue schöne weiße Slipper zugelegt. Und das für einen Traumpreis von sage und schreibe €19,90 statt €49,-. Die Schuhe sind sogar echte Markenschuhe (Manhatten).“ Felder guckte mich triumphierend an. „Herzliche Grüße, Dieter.'“
    „ Ach, Quatsch, da hat jemand einen Witz gemacht.“
    „ Guck einfach selbst.“
    Ich habe geguckt. Felder hatte wirklich recht. Ich habe mir die Seite später noch einmal in Ruhe angeschaut, www.dieter-bohlen.net. Es war seine. Ein
O-Ton gefällig: „Dieter Bohlen – ein Markenzeichen für ausgezeichnetes Musikwissen und Talentfindung.“
    Unter einer Werbung für Titan-Poker fand ich die Stelle, die Felder vorgelesen hatte. Dort grüßten ein paar Firmenlogos. Nur zwei Plätze waren noch frei. Deshalb stand dort der Hinweis, „Hier könnte Ihre Werbung stehen
1500 Euro“. Was Felder vorgelesen hatte, war Bohlens „Persönliche Anmerkung zu Deichmann“, unter dem Logo der Schuhgeschäfte-Kette.
    Gleich daneben war seine „Persönliche Anmerkung zu Kik Textil Diskont“. Und die ging so: „Ich selbst kaufe zwar hin und wieder das ein oder andere Designer Stück, stehe aber der Mode von Kik offen gegenüber. So manches schöne Teil in meinem Schrank habe ich hier erstanden. Ganz besonders gut gefällt mir die fachliche und sehr persönliche Beratung bei Kik. Es muss nicht immer teuer sein. Hier ein Beispiel: Ich habe bei meinem letzten Thailandurlaub eine wunderschöne nachgemachte Rolex gekauft, die dem Original in nichts nachsteht. Bis heute geht diese Uhr genau und ich freue mich jeden Tag wieder sie umzumachen. Es lohnt sich immer mal wieder, Preise zu vergleichen. Herzliche Grüße, Dieter.“
    Felder hatte mir inzwischen seine nackten Füße hingestreckt. „Das Problem habe ich nicht.“
    Dazu sagte ich nichts.
    „Verstehst du jetzt, was ich meine? Der genaue Befund des Diddan-Gestells ist möglicherweise ein bisschen viel Information für andere Leute, seinen Arzt mal ausgenommen. Information obendrein, die ich nicht wirklich brauche. Ja, man könnte sogar argumentieren, die ich nicht wirklich haben will.“ Felder grinste mich an, als hätte ich das Zeug geschrieben. „Und genau so ist es mit Berlin.“
    Wir redeten immer noch über arm aber sexy .
    „ Hüte dich davor Sachen auszuplaudern, die andere Leute nicht zu wissen brauchen, und die sie, in den meisten Fällen, gar nicht wissen wollen.“
    „ Na ja, schon. Aber weißt
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