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Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe
Autoren: Eric Malpass
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»Was ist denn los?«
    »Oh, Charles. Was bist du für ein taktloser Kerl!«
    Er war beleidigt. Taktlos hatte ihn noch keiner genannt. Er dachte nach und sagte entsetzt: »Mein Gott, du meinst, Renate könne es vielleicht übelnehmen, daß ich ausgerechnet dich das Bild enthüllen ließ. Daran hab ich gar nicht gedacht.«
    Sie lachte immer noch. Unsicher fragte er: »Das meinst du doch - oder?«
    »Ja, das auch«, sagte sie spöttisch.
    »Was denn noch?«
    »Nichts«, sagte sie. »Gar nichts weiter, Charlie-Boy.«
    Er war sichtlich erleichtert. Doch in diesem Augenblick kamen drei weitere Gäste in den Saal: Liz Bunting, die May mit einem unsicheren Lächeln begrüßte, Christine, die May sehr selbstbewußt zulächelte, und Mrs. Haldt, eine glanzvolle Erscheinung.
    Und in dem Augenblick, in dem Mrs. Haldt den Saal betrat, war es offensichtlich, daß sie nur Augen für Charles Bunting hatte - und er nur Augen für sie. Sie gingen aufeinander zu wie zwei Liebende an einem einsamen Strand, die weder Meer noch Himmel, noch Sonne sehen, sondern nur das Licht in den Augen des anderen. Mrs. Haldt hob die Hand. Charles murmelte »Renate!« und küßte ihr die Hand. Dann sahen sie einander strahlend an.
    Die kleine überraschende Szene hatte etwas Rührendes. Niemand sagte ein Wort. Dann, nach einer Pause, folgte ein etwas verlegener Applaus.
    Mrs. Haldt faßte sich schnell und fragte kühl: »Wer hat mein Bild enthüllt?«
    »Angefangen habe ich«, sagte Amanda mutig. »Und Mummy hat’s dann zu Ende gemacht.«
    »Ach, du warst es!« sagte Mrs. Haldt ebenso belustigt wie damals, als Amanda sie an der Haustür empfangen hatte. »Du scheinst jemand zu sein, der die Dinge gern in Bewegung setzt.«
    Mrs. Haldt wandte sich May zu: »Mrs. Pentecost, das kleine Bild, das Charles von Ihnen angefangen hat, Sie wissen, das hausfrauliche...«
    May warf einen Blick auf das rote Ballkleid, das von der Staffelei aus den Saal beherrschte. »Sie meinen, wo ich wie eine Brueghelsche Bäuerin aussehe?« meinte sie.
    »Nein, nein, meine Liebe. Sie sehen sehr englisch aus und sehr - gemütlich. Ich wollte nur sagen, Charles darf das nicht vergessen. Ich werde dafür sorgen, daß er es fertigmalt. Sie können sich auf mich verlassen.«
    »Sehr freundlich-, murmelte May.
    Mrs. Haldt neigte überaus liebenswürdig den Kopf und ging weiter. May nickte zurück. Sie war sprachlos. So war das also. Charles hatte keine Zeit verschwendet! Sie hat mir viele, viele Stunden gesessen. Und sicher hatte sie ihm keine Ohrfeige runtergehauen, wenn er zudringlich wurde.
    May ging zu Jocelyn hinüber, der ihr mit einem stillen Lächeln entgegenkam. Jocelyn! Ihn unter den fremden Menschen wiederzufinden, das war, wie wenn man nach einer langen Reise über die eigene Schwelle trat.
    »Eine schöne Frau, diese Mrs. - wie heißt sie doch?« sagte er. »Aber weißt du was, May«, fügte er leise hinzu, »ich habe das Gefühl, er hat sich in sie verliebt.«
    »Und wie!« erwiderte sie. »Bis über beide Ohren.«
    »Großer Gott!« sagte Jocelyn.
    Dann sah May weiter hinten Liz Bunting, die hoffnungsvoll zu ihr herüberblickte. Das kleine Gesicht sah so traurig aus, daß May zu ihr hinging und sagte: »Liz, Gaylord muß morgen abreisen. Willst du nicht mit uns nach Hause kommen? Wir essen zusammen, und morgen früh kann mein Mann dich nach Hause bringen.«
    »Vielen Dank, Mrs. Pentecost«, sagte Liz. »Ja, ich komme gern mit.«
     
    Jocelyn hielt im allgemeinen viel von gelassenem Nichtstun, vor allem wenn der gelassene Nichtstuer er selber war. Es kam jedoch - wenn auch selten - vor, daß er dem Lauf der Dinge nicht recht traute und doch lieber die Initiative ergriff - zu seinem eigenen und jedermanns Erstaunen. So trat er nach einer Weile an Mrs. Haldt heran, die plaudernd in einer kleinen Gruppe stand, steuerte sie in eine ruhige Ecke des Raumes und sagte: »Entschuldigen Sie, ich bin ein alter Freund von Charles. Ich wollte Ihnen nur gern sagen, wie sehr mir Ihr Bild gefällt.«
    »Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen, Mr. Pentecost.«
    »Ich hoffe, Mrs. Haldt, Sie nehmen mir meine Frage nicht übel. Aber Christine hat immer davon erzählt, daß sie in einem Schloß in Bayern lebt mit ihren Eltern und ihrem Großvater.«
    Sie bedachte ihn mit einem langen, kühlen Blick. »Nein, Mr. Pentecost. Sie wohnt zwar in einem Schloß in Bayern, und dort gibt es auch einen Großvater und einen Baron mit seiner Frau. Aber das sind nicht Christines Eltern. Sie lebt bei mir,
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