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Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe
Autoren: Eric Malpass
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Trost noch Liebe spenden.
    Und Jocelyn, dachte sie, fühlte sich in seiner Rolle durchaus wohl, ohne sich Gedanken darüber zu machen. Sie merkte, wie eine gewisse Gereiztheit in ihr aufstieg, während sie im Wagen neben ihm saß. Ruhig sagte sie: »Ich würde Charles gern trösten.«
    »Wie meinst du das, May?« Er wandte den Blick nicht von der Straße.
    »Ich möchte Charles gern trösten«, wiederholte sie ruhig.
    Er fuhr schweigend weiter und sagte dann ebenso ruhig: »Wie meinst du das - trösten?«
    »So wie man ein Kind tröstet.«
    Eine Verkehrsampel. Gelb. Dann Rot. Der Wagen hielt. »Ihn an mein Herz drücken«, sagte May.
    Gelb. Grün. Der Wagen stand noch immer. »Grün, Daddy!« zischte Amanda von hinten. Sie merkte zu ihrem Kummer, daß vorn eine leise und daher sicher höchst interessante Unterhaltung im Gange war.
    Der Wagen fuhr an. »Klingt merkwürdig«, sagte Jocelyn.
    Sie schwieg. Er sagte: »Ja. Sehr lieb von dir, May. Ich verstehe schon. Aber - ich glaube, er würde es falsch auslegen.«
    »Ja«, sagte sie traurig. »Da hast du wohl recht.«
    »Und das könnte für ihn sehr peinlich sein.«
    »Ja, natürlich.«
    Wieder eine Ampel. Jocelyn wartete einen Augenblick. Dann sagte er entschieden: »Ich glaube, es geht wirklich nicht, Liebes. Du kannst nicht einen Mann einfach in die Arme nehmen. Daß ich nicht eifersüchtig bin, brauche ich wohl nicht zu sagen. Aber - nun ja, es geht nicht, verstehst du?«
     
    Als sie nach Ingerby kamen, bat May: »Laß uns noch ein bißchen herumfahren. Es ist noch früh, und ich bin so nervös.«
    »Du? Nervös? Warum?«
    »Es ist immerhin möglich, daß ich da heute abend enthüllt werde.«
    »Oh, das glaube ich nicht, Liebes.« Trotzdem fuhr er zweimal um den Platz herum und dann auf den Parkplatz des Hotels. May hatte recht gehabt, es war immer noch früh. Als sie eintraten, waren nur Charles und zwei Kellner im Raum.
    Beiden war etwas beklommen zumute. Charles hatte sie zwar eingeladen, aber die letzte Begegnung mit ihm war etwas angespannt verlaufen, und Charles war sowieso unberechenbar. Daß die Einladung freundlich, ja herzlich geklungen hatte, brauchte nichts zu bedeuten. Doch jetzt kam er strahlend auf sie zu und streckte May beide Hände entgegen. Er gab ihr einen ehrerbietigen Kuß auf die Wange und schüttelte Jocelyn die Hand. »May! Jocelyn! Vielen Dank, daß ihr gekommen seid. Hallo, Amanda!«
    May erinnerte sich an ihre Gedanken und Empfindungen im Wagen und bewunderte ihn im stillen. Wie gut er sich verstellen konnte - kein Mensch hätte ihm angemerkt, wie einsam er in Wirklichkeit war.
    Überall an den Wänden hingen Bilder von Ihm. Jocelyn betrachtete sie mit Interesse, Amanda mit Langeweile. Aber Mays Augen hingen an einem großen Bild, das mitten im Raum auf einer Staffelei stand und mit einem Tuch verhängt war. Was mochte darunter sein? Sie wandte sich Charles zu. »Gaylord läßt sich entschuldigen, Charles.«
    »Ja, ich weiß, er hat mich vorhin noch angerufen. Sehr nett und aufmerksam von ihm.«
    May strahlte. Es tat gut, von Zeit zu Zeit festzustellen, daß ihre Bemühungen Früchte trugen.
    Amanda hatte sich umgesehen. »Mr. Bunting«, sagte sie, »die Dame auf dem Bild da ist ja ganz lila.«
    »Ja, und warum nicht?« fragte Charles. Er war äußerst empfindlich.
    »Ich habe noch nie eine lila Dame gesehen.«
    O Gott, dachte May resigniert, kaum hat eines meiner Kinder mal einen guten Eindruck gemacht, kommt das andere an und verdirbt ihn. Aber Charles sah Amanda nur mit einem nachdenklichen Blick an und fragte heiter: »So, und was möchtet ihr trinken?«
    Das war ein neuer Charles! Höflichkeit war sonst nicht gerade seine Stärke gewesen. Er stand strahlend da, freundlich und zufrieden und - doch nicht glücklich? Nein, dachte May, Glück konnte es nicht sein. Für Charles gab es kein wahres Glück.
    »Furchtbar nett von dir, uns einzuladen«, sagte jetzt Jocelyn. »Ich meine, wegen...«
    »Lieber Jocelyn! Ich bitte dich! Vergessen wir das. Aber wo bleiben denn nur die anderen?« Er machte eine Handbewegung in Richtung der Staffelei. »Es ist bald Zeit... Also, wie ist es, Sherry oder Gin mit etwas darin?«
    Jetzt kamen auch andere Gäste. Charles begrüßte alle fröhlich und munter. In seinem Innern, dachte May, sah es sicherlich anders aus.
    Jetzt fiel ihr auf, daß Liz nicht da war. »Charles«, rief sie zu ihm hinüber, »wo ist Liz?«
    »Sie kommt mit den anderen«, rief er zurück.
    Mit welchen anderen? May trank einen
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