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Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe
Autoren: Eric Malpass
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Nein. Sie war vernünftig, und auch Gaylord war vernünftig. Jetzt hörte sie das Getöse eines Feuerwehrwagens, das rasch näher kam. Weiße Lichtstreifen durchschnitten die Nacht, blaue Lichter blitzten ungeduldig. Der Feuerwehrwagen und ein roter Jeep hielten neben ihnen, und der Lärm verstummte. In der plötzlichen Stille hörte sie das Knacken und Knistern des Feuers.
    Männer sprangen von dem Wagen herunter und entrollten Schläuche. Einer trat zu ihnen und sagte: »Ich dachte schon, es wäre eine Motorjacht. Ist aber wohl nur ein Ruderboot, wie?«
    »Es gehört unserm Sohn«, sagte May.
    Der Mann sah sie scharf an. »Haben Sie eine Ahnung, was mit dem Boot passiert sein kann?«
    Jocelyn meinte: »Bei den Wikingern war das ein Bestattungsritus - eine Art Einäscherung. Aber
    »Aber viele Wikinger dürfte es hier in der Gegend nicht mehr geben - das wollten Sie doch sagen, nicht wahr?«
    »Stimmt«, sagte Jocelyn.
    In diesem Augenblick rief eine Stimme aus der Dunkelheit: »Hallo, Mum!«
    »Gaylord!« schrie Amanda. »Was ist passiert? Bist du ins Wasser gesprungen, als das Boot brannte?«
    »Hallo, Gaylord«, sagte Liz still. Sie hatte einen Moment befürchtet, sie werde umsinken vor Erleichterung, als sie ihn unversehrt vor sich sah.
    »Gaylord!« May hätte ihren Sohn am liebsten in die Arme genommen und an sich gedrückt. »Was ist geschehen?« Und als er ins Scheinwerferlicht trat, rief sie: »Du bist ja ganz naß!«
    »Ja. Wir haben uns geprügelt, Miles und ich, und da sind wir ins Wasser gefallen.«
    »Und warum habt ihr euch geprügelt? « fragte sie.
    »Er hat deine Ehre beschmutzt!« erklärte Gaylord.
    »Mein Gott!« Sie überlegte. »So, und nun lauf schnell nach Hause und zieh die nassen Sachen aus. Du holst dir sonst noch eine Erkältung! «
    Aber der Feuerwehrmann hielt Gaylord fest: »Moment, junger Mann. Haben Sie das Boot angezündet? Vorsätzlich?«
    »Ja, so ungefähr.«
    »Darf man fragen, warum?«
    »Ich weiß es nicht. Es war - es war ein Scheiterhaufen.«
    »Und was soll das?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Gaylord und sah den Mann verwirrt an. »Ich weiß es wirklich nicht, Sir.«
     
    May hatte eine Idee. »Liz, geh du schon mal mit Gaylord voraus und sorg dafür, daß er ein heißes Bad nimmt.« Sie lächelte Liz aufmunternd zu. »Verwöhne ihn mal tüchtig, ja?«
    »Ja, gern, Mrs. Pentecost«, sagte Liz und machte sich mit Gaylord auf den Weg.
    May wandte sich an den Beamten: »Möchten Sie noch irgend etwas wissen?«
    Das Feuer war inzwischen gelöscht. »Wissen Sie«, sagte der Feuerwehrmann, »ich kenne das schon, bei jungen Leuten hat es meist keinen Zweck, nach den Gründen zu fragen. Man muß die Dinge hinnehmen und hinterher versuchen, sich einen Vers darauf zu machen.«
    Jocelyn sah ihn voller Anerkennung an. »Sehr weise, wenn ich das bemerken darf.«
    »Danke, Sir.«
    Die Feuerwehrleute zogen die Reste der Christine ans Ufer und machten sie fest.
    May und Jocelyn gingen zu ihrem Wagen zurück. Die Nacht war wieder dunkel und still.
    »Ein Scheiterhaufen? Für wen?« sagte May. »Für seine Liebe? Seine Freundschaft?«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Wofür denn?«
    »Das wird niemand je erfahren und am allerwenigsten Gaylord selber. Aber - vielleicht für seine Kindheit.«
    »Du bist ein kluger Vogel«, sagte May. »Darauf wäre ich nie gekommen.«
    »Komm, laß uns nach Hause fahren«, sagte Jocelyn. »Ich hole Amanda. Gaylord kam mir ziemlich erschöpft vor.«
    »Liz kümmert sich um ihn, das kann sie sehr gut, und außerdem ist sie selig, wenn sie für ihn sorgen kann.«
    »Oder war es ein Scheiterhaufen für so etwas wie die verlorene Unschuld?« sagte Jocelyn nachdenklich.
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte May. »Seltsam, aber ich glaube, seine Unschuld wird Gaylord nie ganz verlieren. Ich denke, was immer er durchstehen muß, sie wird ihm bleiben. Wie ein Schild.«
    Sie schlenderten zum Ufer hinunter. May sagte: »Ichhoffe, daß Charles und seine lustige Witwe...«
    »Ja, er ist wirklich sehr einsam geworden. Und du? Ich meine, du hast ihn doch gern gehabt. Du bist doch jetzt nicht
    Sie hängte sich bei ihm ein. »Was ich an Schriftstellern immer so bewundere, das ist die Klarheit, mit der sie sich ausdrücken«, sagte sie. »Nein, natürlich bin ich nicht...« Und sie dachte: Mein Gott, das soll mir eine Lehre sein. Ich bin mein Leben lang realistisch gewesen. Meine Liebe ist immer real gewesen, mein Mitgefühl auch, mein Herz sitzt hoffentlich am rechten
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