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Schöne Ruinen

Schöne Ruinen

Titel: Schöne Ruinen
Autoren: Jess Walter
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bewegend.«
    »Danke.« Lydia schüttelt ihm die Hand.
    Nun gilt sein Augenmerk wieder Debra: Sprechen Sie immer zuerst mit der schwierigsten Person im Raum. »Dee, ich habe deinem Sohn erklärt, wie hervorragend ich seine schauspielerische Leistung fand. Einer vom alten Schlag, wie es so schön heißt.«
    Pat schrumpft förmlich bei diesem Lob. Verlegen kratzt er sich am Kopf wie ein Schuljunge, der mit dem Fußball eine Lampe kaputt gemacht hat.
    Einer vom alten Schlag – Debra erschauert bei der Beschreibung und spürt eine undeutliche Bedrohung (Was will der Kerl?) in der Art, wie Michael Deane von dem Raum Besitz ergreift und ihren Sohn mit diesen toten, hungrig berechnenden Augen und einem schiefen Grinsen auf dem unversöhnlichen Plastikgesicht anstarrt.
    Pasquale spürt ihr Unbehagen. »Mi dispiace.« Er streckt ihr die Hand entgegen. »Era l’unico modo per trovarti.« Es war die einzige Möglichkeit, dich zu finden.
    Debra sammelt ihre Kräfte wie eine Bärin, die ihr Junges beschützen will. Sie konzentriert sich auf Michael Deane und spricht ihn möglichst ruhig an, doch es gelingt ihr nicht ganz, die Schärfe aus ihrer Stimme zu nehmen. »Was führt dich hierher, Michael?«
    Michael Deane tut, als wäre das eine aufrichtige Frage nach seinen Absichten, eine Aufforderung, seinen Vertreterkoffer zu öffnen. »Ja, darauf muss ich gleich kommen, nachdem ich dich so spät am Abend noch gestört habe. Danke, Dee.« Nachdem er Dees Argwohn in eine Einladung verwandelt hat, wendet er sich an Pat. »Ich weiß nicht, ob Ihre Mutter je von mir erzählt hat, aber ich bin ein Filmproduzent …« Er lächelt mit gespielter Bescheidenheit. »Mit einem gewissen Ruf, denke ich.«
    Claire fasst ihn am Arm. »Michael …« ( Wenn Sie jetzt den Produzenten raushängen lassen, ruinieren Sie alles) – aber Michael ist genauso wenig aufzuhalten wie ein Tornado. Er benutzt Claires Geste, um sie mit hineinzuziehen, und tätschelt ihr die Hand, als hätte sie ihn gerade an seine Manieren erinnert. »Natürlich, verzeihen Sie. Das ist Claire Silver, meine Entwicklungsleiterin.«
    Entwicklungs leiterin ? Das kann er doch nicht ernst meinen. Trotzdem ist sie lang genug sprachlos, um zu registrieren, dass sie von allen angestarrt wird – vor allem von Lydia, die an der Thekenkante lehnt. Claire bleibt nichts anderes übrig, als Michaels Lob aufzugreifen: »Es ist wirklich ein großartiges Stück.«
    »Danke.« Lydia läuft vor Dankbarkeit rot an.
    »Ja, großartig.« Auch in diesem Landhaus gehört der Raum jetzt ihm, genauso wie in all den Konferenzzimmern, in denen er je eine Filmidee gepitcht hat. »Und deswegen haben Claire und ich uns gefragt … ob Sie vielleicht an einem Verkauf der Filmrechte interessiert wären …«
    Lydia lacht nervös, fast beschwipst. Nach einem kurzen Blick zu Pat fragt sie Michael Deane: »Sie wollen mein Stück kaufen?«
    »Das Stück, vielleicht den ganzen Zyklus, alles möglicherweise …« Michael Deane lässt seine Worte einen Moment wirken. Dann schlägt er einen betont beiläufigen Ton an. »Ich möchte eine Option auf alles. Auf die ganze Geschichte.« Mit einer subtilen Körperdrehung schließt er Pat mit ein. »Die Geschichte von Ihnen beiden.« Dees Blick weicht er aus. »Ich wäre interessiert an …« Er verstummt, als wäre der Rest nur ein nachträglicher Einfall. »An Ihren Rechten auf Lebenszeit.«
    Wir wollen, was wir wollen.
    »Rechte auf Lebenszeit?« Pat freut sich für seine Freundin, aber dieser alte Kerl macht ihn misstrauisch. »Was soll das heißen?«
    Claire weiß es. Buch, Film, Reality- TV , alles, was sie über Richard Burtons verkrachten Sohn verkaufen können. Auch Dee weiß es. Sie reißt die Hand vor den Mund und bringt nur ein einziges Wort hervor: »Moment …«, dann geben ihre Knie nach, und sie muss sich an der Arbeitsplatte festhalten.
    »Mom?« Pat rennt um die Theke herum und gelangt gleichzeitig mit Pasquale zu ihr. Jeder von ihnen fasst sie an einem Arm, als sie zusammensackt. »Machen Sie ihr Platz!«, brüllt Pat.
    Pasquale versteht nicht (Platz machen?) und schaut sich Hilfe suchend nach seinem Übersetzer um, doch Shane ist be trunken und verzweifelt und zieht es vor, Lydia Michael Deanes Angebot zu übersetzen. »Vorsicht.« Leise flüsternd lehnt er sich vor. »Manchmal tut er nur so, als ob er begeistert wäre.«
    Immer noch schockiert von ihrer unverhofften Beförderung, nimmt Claire ihren Chef am Arm und zieht ihn Richtung Wohnbereich. »Michael,
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