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Schöne Ruinen

Schöne Ruinen

Titel: Schöne Ruinen
Autoren: Jess Walter
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nicht nur gelesen, sondern ein Seminar darüber besucht.
    Titel: DEATH – ZWEITER TEIL
    Genre: TEENIEHORROR
    Logline: Der Frühstücksclub trifft Nightmare on Elm Street , die Geschichte einer Gruppe Studenten, die gegen einen gestörten Aushilfslehrer kämpfen müssen, der vielleicht sogar ein Vampir ist …

    Dann, nach noch nicht einmal drei Monaten in diesem Job, las Claire einen mittelmäßigen Bestseller, ein ausufernd sentimentales Grufti-Epos, und als sie zu dem lächerlichen Deus-ex-Machina-Schluss gelangte (ein Sturm reißt einen Strommast um, und dem Schurken schlägt ein elektrisches Kabel ins Gesicht), … schrieb sie ihn einfach um. Es war so einfach, als hätte sie in einem Bekleidungsgeschäft einen unordentlichen Stapel Pullover zurechtgerückt. In der Synopsis ließ sie die Heldin an ihrer Rettung mitwirken, dann dachte sie nicht mehr daran.
    Doch zwei Tage später bekam sie einen Anruf. »Hier spricht Michael Deane«, meldete sich die Stimme am anderen Ende der Leitung. »Wissen Sie, wer ich bin?«
    Natürlich wusste sie es, obwohl sie überrascht war, dass er noch lebte: der Mann, der als »Deane von Hollywood« bezeichnet wurde und bei einigen der größten Filme des späten zwanzigsten Jahrhunderts die Hand im Spiel gehabt hatte – all die Gangster, Monster und wahnwitzigen Romanzen –, ein ehemaliger Studioguru und Produzent aus einer Ära, als man darunter noch einen wutschnaubenden, karriereprägenden, schauspielerinnenverschleißenden, koksschnupfenden Macher verstand.
    »Und Sie«, sagte er, »sind die Coverage-Lektorin, die gerade den gebundenen Haufen Scheiße repariert hat, für den ich hunderttausend gezahlt habe.« So kam sie wie aus dem Nichts an einen Job, ausgerechnet in einem Filmstudio, ausgerechnet bei Michael Deane, und sollte als leitende Produktionsassistentin Michael dabei helfen, »den Arsch wieder ins Geschäft zu kriegen«.
    Zuerst liebte sie ihre neue Tätigkeit. Nach der Plackerei an der Uni waren die Meetings und der Wirbel einfach nur aufregend. Jeden Tag flatterten ihr Drehbücher, Treatments und Romane auf den Tisch. Und die Pitches! Sie war hin und weg von diesen Filmideen in Kurzform – Da ist dieser Typ, und als er aufwacht, merkt er, dass seine Frau ein Vampir ist – und den begeisterten Austausch von Autoren und Produzenten im Büro (Mineralwasser für alle!) – Beim Vorspann sehen wir ein Alien-Raumschiff, dann Schnitt auf einen Typen, der vor einem Computer sitzt. Selbst als ihr allmählich klar wurde, dass diese Pitches zu nichts führten, genoss Claire sie noch. Pitchen war eine eigene Form, eine Art existenzielle darstellende Kunst in der Gegenwartsform. Dabei spielte es keine Rolle, wie alt die Geschichte war: Gleich, ob es ein Film über Napoleon, über Höhlenmenschen oder gar die Bibel war, alles wurde im Präsens vorgetragen: Da ist dieser Typ, er heißt Jesus, und eines Tages steht er von den Toten auf … wie ein Zombie –
    Da war sie also, kurz nach ihrem achtundzwanzigsten Geburtstag, und arbeitete in einem Filmstudio; sie machte nicht unbedingt das, was sie sich erträumt hatte, sondern das, was die Leute in dieser Branche eben machten: an Meetings teilnehmen, Drehbücher lesen, Pitches anhören und immer so tun, als würde man alles mögen, während man Tausende von Gründen findet, um nichts zu realisieren. Und dann geschah das Schlimmstmögliche: der Erfolg.
    Noch heute hat sie den Pitch im Ohr: Es heißt Hookbook. Eine Art Video-Facebook für Sexkontakte. Wer ein Video an die Website schickt, kommt automatisch in die Auswahl für unsere Fernsehshow. Wir suchen uns die attraktivsten, geilsten Leute aus, filmen ihre Dates und folgen der ganzen Entwicklung: Kennenlernen, Hochzeit, Trennung. Und das Beste ist, die Besetzung läuft von selbst. Wir müssen keinen Cent dafür bezahlen!
    Michael startete die Show in einem zweitrangigen Kabelsender und hatte über Nacht seinen ersten Hit seit zehn Jahren, einen dampfenden Haufen von TV -Web-Synchronizität, der Claire voll gegen den Strich geht. Micheal Deane war zurück! Und Claire erfuhr, warum sich die Leute so anstreng ten, um nichts zu realisieren, denn wenn man einmal etwas machte, wurde das zur eigenen Sache, zur einzigen Sache, die man beherrschte. Jetzt hört sich Claire jeden Tag Pitches an wie Eat it (beleibte Menschen, die im Rekordtempo riesige Mahlzeiten verspeisen) und Reiche Moms, arme Teens (Dates von geilen Frauen mittleren Alters mit geilen jungen Männern).
    Inzwischen ist es
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