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Schöne Khadija

Schöne Khadija

Titel: Schöne Khadija
Autoren: Gillian Cross , Tanja Ohlsen
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am liebsten das Gewehr genommen und wäre ihnen nachgelaufen. Aber stattdessen winkte ich und rief seinen Namen.
    »Mahmoud!«
    Einen Augenblick lang war er verwirrt – bis ich merkte, warum, und mir den albernen goldenen Schleier abriss. Als er mich erkannte, schrie er vor Freude auf.
    »Geri!«
    Ich lief auf ihn zu und plötzlich löste sich auch die drückende Schwüle in der Luft auf und es begann zu regnen. Ich lief den Laufsteg entlang, die Hände ausgestreckt und der Regen fiel mir auf die Schultern und am Kleid herunter.

Es war so ein schöner Anblick: Khadija lief lachend den Laufsteg entlang, die Arme nach Mahmoud ausgestreckt. Und der Regen  – wundervoller, sauberer, lebenspendender Regen – fiel vom Himmel und rann über ihr Kleid, in langen Strömen floss das Regenwasser an dem langen Rock herunter.
    Alle Kleider auf den Ständern waren ruiniert, aber das interessierte niemanden, nicht einmal Sandy, die vor Erleichterung und Freude auf und ab sprang. Die Haare standen ihr ab und sie strahlte über das ganze Gesicht.
    Es war kaum zu glauben, aber die Kamera lief immer noch und der Weblink war offen. Alle Leute, die in London auf den Bildschirm starrten, sahen Khadija wie eine Säule aus Licht auf sie zukommen, ihr Gesicht enthüllt in ihrem golden Kleid, auf dem unendlich viele funkelnde Wassertropfen glitzerten.
    Die Leute reden immer noch davon. Es war der Moment, in dem die Show ein Triumph wurde.
     
    Als der Regen am Abend aufhörte, fachten die Wachen in der Dorfmitte ein Feuer an und wir setzten uns alle zum Essen darum herum.
    Es hätte eine Feier sein sollen, ein wunderbarer Abschluss. Wir hatten von Marco bereits gehört, dass die Show ein voller Erfolg gewesen war, und Merry hatte sich ebenfalls zum Satellitentelefon gedrängelt und bot Khadija einen Vertrag an, über den sie nachdenken sollte – einen Vertrag, von dem die meisten Models nur träumen können.
    Aber irgendetwas stimmte nicht. Ich wusste es, als ich Abdis Gesicht sah und wie er und Khadija Suliman aus dem Weg gingen. Sie saßen rechts und links von Mahmoud auf der anderen Seite des Kreises und Abdi sah grimmig und unglücklich aus.
    Tony Morales führte schließlich den Ausbruch herbei. Nach dem Essen holte er seine Kamera und zeigte Sandy und Dad seine Fotos. Er war fast fertig, als er grinste und laut rief: »Die Klamotten sehen gut aus, aber – tut mir leid, Sandy – das hier sind die Bilder, mit denen man richtig Geld verdienen kann. Mahmoud und die beiden Schurken, die ihn entführt haben!«
    Plötzlich erklang Abdis Stimme von der anderen Seite. »Das sind nicht die einzigen Schurken! Der schlimmste Schurke sitzt unter uns!«
    Er sprang auf und rannte um das Feuer zu mir und meinen Eltern herüber, wo Suliman neben Sandy saß.
    Abdi zeigte mit dem Finger auf ihn und schrie:
    »Das ist der Mann, der die Entführung geplant hat! Er ist nicht mein Vater und auch nicht der von Khadija! Aber er kennt Khadijas richtige Familie und er hat sie bespitzelt, als sie in seinem Café das Internet benutzt hat. Er ist der Einzige, der es gewesen sein kann. Niemand sonst hatte alle Informationen!«
    Die Gespräche rund um das Feuer verstummten und alle Gesichter wandten sich Suliman zu. Khadija stand auf und kam schnell zu uns, dicht gefolgt von Mahmoud.
    »Das stimmt«, sagte sie zu Suliman. »Du hast gesehen, wie ich Sandys Webseite aufgerufen habe, nicht wahr? Und du hast meine E-Mail an Mahmoud gelesen. Dann hast du die Entführung arrangiert – und Abdi sein Telefon zurückgegeben, damit ihn die Entführer anrufen können.«
    Suliman riss die Augen auf. »Was soll das Ganze? Warum verleumdest du mich, nach allem, was ich für euch getan habe?« Er wandte sich an Sandy. »Ich habe mich als ihr Vater ausgegeben – damit Sie Khadija für Ihre Show bekommen. Aber mit der Entführung habe ich nichts zu tun. Den Schuldigen können Sie auf Tonys Fotos sehen.«
    Ich sah, wie Sandy stirnrunzelnd zwischen Suliman und Abdi hinund hersah und versuchte, das alles zu begreifen.
    Suliman lächelte sie gewinnend an. »Sie dürfen Abdi nicht zu hart verurteilen. Er ist durcheinander, weil einer der Entführer sein richtiger Vater ist. Ein kleiner Gelegenheitsgauner.«
    »Er ist kein Gauner!«, widersprach Abdi heftig.
    Suliman hob die Augenbrauen. »Nein? Was glaubst du, warum deine Mutter dir erzählt hat, dass er tot ist? Er hat das Geld, was ihr ihm geschickt habt, damit er nach England kommen kann, dafür genutzt, einen Anteil an
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