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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle
Autoren: Clive Cussler
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Insel am Horizont auftauchen.« Huggins’ häßliche Fratze verzog sich zu einem widerlichen Grinsen. »Bist du dabei, Wegelagerer?«
    »Ich habe nichts zu verlieren, wenn ich mit dir gemeinsame Sache mache, Jake«, sagte Dorsett mit einem verkniffenen Lächeln. »Aber die große blonde Frau gehört mir. Mit den anderen kannst du machen, was du willst.«
    »Hab’ schon gesehen, daß du einen Narren an ihr gefressen hast. Aber meine Jungs und ich teilen alles ehrlich untereinander auf. Ich laß dich zuerst ran. Danach ist sie für alle da.«
    »Von mir aus«, sagte Dorsett trocken. »Wann wollen wir losschlagen?«
    »Eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit. Auf mein Zeichen hin greifen wir die Soldaten an und schnappen uns ihre Musketen. Sobald wir bewaffnet sind, machen uns Scaggs und seine Männer keinen Ärger mehr.«
    »Nachdem ich bereits einen Platz am vorderen Mast habe, kann ich mich um die Soldaten kümmern, die die Frauen bewachen.«
    »Du willst wohl zuerst ans Frischfleisch ran, was?«
    »Da werde ich doch schon vom Zuhören hungrig«, sagte Dorsett spöttisch.
    Dorsett kehrte zu Betsy zurück, erzählte ihr aber nichts von dem gräßlichen Vorhaben der Sträflinge. Er wußte, daß Huggins und seine Männer ihn genau beobachteten und jeden Versuch, die Besatzung der
Gladiator
und die Soldaten zu warnen, unterbinden würden. Die einzige Gelegenheit bot sich ihm nach Einbruch der Dunkelheit, und dann mußte er Huggins zuvorkommen, ehe dieser das Zeichen zum großen Gemetzel geben konnte. Er legte sich so nahe neben Betsy hin, wie es der Posten zuließ, und tat so, als döste er in der Nachmittagshitze vor sich hin.
    Sobald sich die Dämmerung über die See senkte und die ersten Sterne am Himmel auftauchten, verließ Dorsett Betsy, robbte bis auf wenige Schritte an Ramsey heran und sprach den Ersten Offizier mit gedämpfter Stimme an.
    »Ramsey, rührt Euch nicht. Laßt Euch nicht anmerken, daß Ihr jemandem zuhört.«
    »Was ist los?« versetzte Ramsey gepreßt. »Was willst du?«
    »Hör mir zu«, sagte Dorsett leise. »Innerhalb der nächsten Stunde wollen die Sträflinge unter Jake Huggins die Soldaten angreifen. Wenn sie alle getötet haben, werden sie die Waffen gegen Euch und Eure Männer einsetzen.«
    »Warum sollte ich den Worten eines gemeinen Gauners Glauben schenken?«
    »Ihr werdet alle sterben, wenn Ihr es nicht tut.«
    »Ich sag’ dem Käpt’n Bescheid«, entgegnete Ramsey mißmutig.
    »Dann erinnert ihn daran, daß es Jess Dorsett war, der Euch gewarnt hat.«
    Damit kroch Dorsett zu Betsy zurück. Er zog seinen linken Stiefel aus, schraubte Sohle und Absatz ab und holte ein kleines Messer mit einer zehn Zentimeter langen Klinge darunter hervor. Dann setzte er sich hin und wartete.
    Am Horizont ging eine schmale Mondsichel auf, in deren fahlem Licht die erbarmungswürdigen Geschöpfe an Bord des Floßes wie eine grausige Geistererscheinung wirkten. Plötzlich erhoben sich einige Gestalten und drangen zu dem verbotenen Bereich in der Mitte vor.
    »Schlachtet die Schweine!« schrie Huggins, worauf er losstürzte und die erste Angriffswelle auf die Soldaten anführte.
    Der ganze Haß der Sträflinge auf die Obrigkeit entlud sich nun, und halb von Sinnen vor Durst stürmten sie von allen Seiten zur Mitte des Floßes.
    Eine Musketensalve riß Lücken in ihre Reihen, und der unerwartete Widerstand lähmte sie vorübergehend.
    Ramsey hatte Dorsetts Warnung an Scaggs und Sheppard weitergegeben. Die Infanteristen warteten mit geladenen Musketen und aufgepflanzten Bajonetten neben Scaggs und seinen Männern, die sich mit den Säbeln der Soldaten, den Hämmern und Beilen des Zimmermanns und jedem halbwegs geeigneten Gegenstand bewaffnet hatten, dessen sie habhaft geworden waren.
    »Laßt ihnen keine Zeit zum Laden, Jungs!« brüllte Huggins.
    »Auf sie!«
    Wieder stürmte die wahnwitzige Meute vor, und diesmal stieß sie auf spitze Bajonette und messerscharfe Säbel. Doch nichts konnte ihren Zorn zügeln. Die Sträflinge stürzten sich auf den kalten Stahl, und manche packten die blanken Klingen gar mit bloßer Hand.
    Verzweifelte Männer hieben und stachen im fahlen Mondlicht inmitten der schwarzen See aufeinander ein.
    Die Seeleute und Soldaten setzten sich verbissen zur Wehr.
    Auf dem ganzen Floß wurde auf Leben und Tod miteinander gekämpft.
    Immer mehr Männer gingen zu Boden, und immer öfter stolperten die Kämpfer über die Toten. Blut tränkte die Planken, so daß man sich kaum noch auf den
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