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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle
Autoren: Clive Cussler
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unverwüstlich.
    Giordino faßte wieder einen Funken Zuversicht. Er warf einen Blick auf die Kraftstoffanzeiger. Beide standen auf »Full«.
    Nachdem er eine Karte zu Rate gezogen hatte, die an einem Klemmbrett unter den Armaturen hing, entschied er sich, Kurs nach Westen zu nehmen, nach Hobart in Tasmanien, dem nächstbesten Landeplatz, an dem er die Kinder sicher absetzen konnte. Sobald sich die Zwillinge in der Obhut der Behörden befanden, wollte er auftanken und nach Gladiator Island zurückfliegen, und sei es auch nur, um Pitts Eltern in Washington einen Gefallen zu tun und den Leichnam ihres Sohnes zu bergen.
    Er dachte nicht daran, Pitt hängenzulassen. Er hatte es früher nicht getan, als er noch lebte, und jetzt, da er vermutlich tot war, dachte er erst recht nicht daran. So seltsam es sein mochte, aber er fühlte sich allmählich wieder wohler. Nachdem er sich ausgerechnet hatte, wie lange der Flug nach Hobart und zurück zur Insel dauerte, fing er ein Gespräch mit den beiden Jungs an, die ihre anfängliche Angst abgelegt hatten und aufgeregt aus dem Fenster hinab auf die See spähten.
    Die Insel fiel zurück, bis man nur noch eine undeutliche Silhouette sah, die sich am Horizont abzeichnete. So ähnlich mußte sie sich vor hundertvierundvierzig Jahren den ausgemergelten Überlebenden auf dem Floß der
Gladiator
dargeboten haben.
    Sobald er sicher war, daß Giordino mit dem Hubschrauber gestartet und in der Luft war, raffte sich Pitt auf, weichte in der Spüle an der Bar ein Handtuch ein und schlang es um Maeves Kopf. Dann türmte er Polster, Sessel, jedes Möbelstück, das er heben konnte, über Maeve, bis sie vollständig bedeckt war.
    Mehr konnte er nicht tun, um sie vor der nahenden Feuersbrunst zu schützen. Dann preßte er die Hand an die Seite, wo eine Kugel den Bauchmuskel durchschlagen und ein kleines Loch in den Dickdarm gerissen hatte, ehe sie im Beckengürtel steckengeblieben war, und schleppte sich ins Ruderhaus. Die andere Kugel war an einer Rippe abgeprallt, hatte einen Lungenflügel verletzt und war am Rücken wieder ausgetreten.
    Mühsam musterte er die Armaturen und Schalter am Instrumentenbrett des Bootes. Er mußte seine ganze Kraft aufbieten, damit er nicht in das große schwarze Loch fiel, das sich fortwährend von seinen Augen auftat.
    Laut Kraftstoffanzeige waren die Tanks der Jacht leer.
    Dorsetts Crew faßte offenbar erst dann Treibstoff, wenn sie erfuhr, daß wieder einmal jemand aus der Familie auf große Fahrt zu gehen gedachte. Pitt fand die entsprechenden Schalter und startete die schweren Turbodieselmotoren vom Typ Blitzen Seastorm. Kaum mahlten sie im Leerlauf vor sich hin, als er auch schon den Casale-V-Jets zuschaltete und beide Gashebel nach vorn schob. Das Deck erbebte unter seinen Füßen, der Bug hob sich, und weißer Schaum wurde hinter dem Heck aufgewühlt. Er ergriff das Ruder und nahm Kurs auf die offene See.
    Heiße Asche regnete auf ihn herab. Er konnte das Knistern und Grollen des nahenden Feuersturms hören. Ein endloser Hagel glühender Felsbrocken, die vom gewaltigen Druck aus den Tiefen des Mount Scaggs emporgeschleudert wurden, fiel vom Himmel und landete dampfend und zischend im Wasser.
    Die Feuersäule verschlang die Hafenanlagen, nahm dann, so schien es, die Verfolgung auf und wälzte sich quer über die Lagune auf die Jacht zu wie ein erzürntes Ungeheuer aus den feurigen Abgründen der Hölle. Und dann, noch ehe Pitt aus. der Lagune herauskam, brach sie mit voller Wucht über ihn herein, eine wirbelnde, wogende Masse, dreihundert Meter hoch, die sich auf die Jacht herabstürzte. Das Boot wurde nach vorn geschleudert, wie von einer Riesenhand erfaßt.
    Radar- und Funkantennen wurden weggerissen, desgleichen die Rettungsboote, die Reling und sämtliches Mobiliar an Deck.
    Wie ein verwundeter Wal kämpfte sich das Boot durch den Feuersturm.
    Glühende Felsbrocken trommelten auf die Kajütdächer und Aufbauten und zertrümmerten die einstmals so elegante Jacht.
    Im Ruderhaus herrschte sengende Hitze. Pitt kam sich vor, als reibe ihn jemand mit glühender Salbe ein. Er konnte kaum noch atmen, vor allem, da sein linker Lungenflügel eingesunken war.
    Er betete inständig darum, daß Maeve noch am Leben sein möge. Keuchend und japsend, mit versengten Haaren und glimmender Kleidung stand er da und hielt verzweifelt das Ruder fest. Die überhitzten Dämpfe drangen in seine Lunge ein, so daß ihm jeder Atemzug Schmerzen bereitete. Sein Herz hämmerte wie
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