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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle
Autoren: Clive Cussler
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wild, das Blut rauschte ihm in den Ohren, und ringsum brüllte der Feuersturm. Nur das stete Mahlen der Maschinen und das Wissen um die Stärke dieses Bootes gaben ihm die Kraft, das Inferno zu überstehen.
    Als rundum die Fenster zersprangen, war er fest davon überzeugt, daß seine letzte Stunde geschlagen hatte. Er konzentrierte sich mit aller Macht auf das Boot, das er steuern mußte, beschwor es förmlich, als könnte er es durch schiere Willenskraft dazu zwingen, noch schneller zu fahren. Doch plötzlich wurde die Feuerwand dünner, fiel zurück, und das Boot schoß aus der Lagune. Das schmutziggraue Wasser wurde smaragdgrün, der Himmel saphirblau. Die Glutwolke aus Feuer und kochendem Schlamm hatte sich ausgetobt. Gierig wie ein Schwimmer, der vor dem Sprung in die Tiefe ein paarmal tief durchatmet, sog er die süße, salzhaltige Luft ein. Er wußte nicht, wie schwer seine Wunden waren, und es war ihm auch egal.
    Jetzt ertrug er selbst die schlimmsten Schmerzen ungerührt.
    In diesem Moment sah Pitt, daß an Steuerbord voraus etwas auftauchte, erst der Schädel, dann ein schlangenartiger Leib – ein gewaltiges Meerestier. Es sah aus wie ein riesiger Aal mit einem rundlichen Kopf, der gut und gerne zwei Meter breit sein mochte. Das Maul klaffte etwas auf, so daß man die rasiermesserscharfen, nach innen gekrümmten Fangzähne sehen konnte. Die Größe ließ sich schwer feststellen, weil es sich schlängelnd durchs Wasser fortbewegte, aber Pitt schätzte es auf etwa dreißig bis vierzig Meter Länge. Es war kaum langsamer als die Jacht.
    »Dann gibt’s Basil also tatsächlich«, murmelte Pitt vor sich hin, und jedes einzelne Wort tat ihm in der Kehle weh. Basil ist kein dämliches Meeresungeheuer, dachte er versonnen. Die riesige Seeschlange floh aus ihrem immer heißer werdenden Revier in der Lagune und suchte Zuflucht in der offenen See.
    Sobald er den Kanal hinter sich hatte, tauchte Basil vornüber in die Tiefe, schlug ein letztes Mal mit dem mächtigen Schwanz und verschwand.
    Pitt nickte ihm zum Abschied zu, dann kümmerte er sich wieder um das Cockpit. Die Navigationsinstrumente waren ausgefallen. Er versuchte einen Notruf abzusetzen, aber sowohl die Funkanlage als auch das Satellitentelefon waren tot. Nichts schien mehr zu funktionieren, bis auf die beiden Dieselmotoren, die die Jacht nach wie vor antrieben. Da der Autopilot ausgefallen war, band er das Ruder fest, nachdem er es auf Westkurs eingeschlagen hatte, auf die Südostküste von Australien zu, und zog beide Gashebel bis knapp über Leerlauf zurück, damit die letzten Spritreserven so weit wie möglich reichten.
    Mittlerweile mußten jede Menge Rettungsschiffe zum Ort der Katastrophe unterwegs sein. Irgendwer würde die zertrümmerte Jacht schon bemerken und näher in Augenschein nehmen.
    Mühsam und auf wackligen Beinen schleppte er sich zurück zu Maeve, voll Angst, daß er nur noch ihre Leiche in einem ausgeglühten Raum vorfinden würde. Bangen Mutes trat er über die Schwelle. Der Salon sah aus wie nach einem Flammenwerferangriff.
    Der dicke, widerstandsfähige Fiberglasrumpf des Bootes hatte einen Großteil des Glutorkans abgefangen, doch durch die geborstenen Fenster war dennoch eine immense Hitze eingedrungen. Erstaunlicherweise hatten die Sitzpolster standgehalten; sie waren zwar verschmort, aber nicht in Brand geraten.
    Er warf einen kurzen Blick auf Deirdre. Die einst so prachtvollen Haare waren zu einem schwarzen Klumpen verschmort, die Augen blicklos und gebrochen, und die Haut war rot wie ein gekochter Hummer. Dünne Rauchfäden stiegen wie leichter Nebel von ihrer teuren Kleidung auf. Sie sah aus wie eine Puppe, die man kurz ins Herdfeuer gehalten hatte. Der Glutorkan hatte sie vor einem Leben mit gelähmtem Körper bewahrt.
    Ohne Rücksicht auf seine Schmerzen und Verletzungen schleuderte er das Mobiliar beiseite, das er über Maeve aufgetürmt hatte. Sie mußte noch am Leben sein, dachte er verzweifelt. Sie mußte auf ihn warten, sosehr sie auch leiden und verzagen mochte, weil sie ihre Kinder erneut hergeben mußte. Er riß die letzte Polsterung weg und starrte voller Furcht auf sie hinab. Erleichtert atmete er auf, als sie den Kopf hob und ihn anlächelte.
    »Maeve«, krächzte er, ließ sich vorübersinken und schloß sie in die Arme. Dann sah er die große Blutlache, die sich zwischen ihren Beinen gebildet hatte und den Teppichboden durchtränkte.
    Er drückte sie an sich, bettete ihren Kopf an seine Schulter und strich
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