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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle
Autoren: Clive Cussler
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und nach oben drängten, nicht mehr stand. Das flüssige Gestein, mittlerweile eine weißglühende Masse, schoß an die Erdoberfläche. Unter dem unfaßbaren Druck brach eine schartige Spalte am oberen Teil des Bergkegels auf, aus der ein Inferno aus kochendem Schlamm und Dampf freigesetzt wurde, begleitet von einer donnernden Explosion, bei der das Magma in Millionen glutflüssiger Tropfen zerfetzt wurde.
    Ein gigantischer Strom geschmolzenen Gesteins schoß den Hang des Vulkans hinab wie eine Feuerwalze. Die gewaltige Menge schäumenden Magmas bildete eine Glutlawine, eine hochbrisante Mischung aus weißglühenden Gesteinstrümmern und heißem Gas, die sich wie flüssiger Sirup ausbreitete, dabei aber Geschwindigkeiten über hundertsechzig Kilometer pro Stunde erreichte. Unter fortwährendem Donnern wälzte sie sich immer schneller über die Flanke des Vulkans hinab, vernichtete alles Leben am Hang und trieb einen furchterregenden, nach Schwefel stinkenden Sturmwind vor sich her.
    Die Wirkung der überhitzten Dämpfe, die diese unerbittlich vordringende Glutlawine begleiteten, war verheerend. Alles, was von ihnen erfaßt wurde, ging in einem Regen aus Feuer und sengendem Schlamm unter. Glas schmolz, steinerne Gebäude wurden plattge walzt, und jedes Lebewesen, ob Mensch, Tier oder Pflanze, verglühte zu Asche. Der furchtbare Feuerstrom hinterließ nichts als eine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Landschaft.
    Die entsetzliche Glutlawine breitete sich schneller aus als die Aschewolke, die immer noch wie ein Leichentuch über der Insel hing. Dann wälzte sich das feurige Magma in die Lagune und brachte das Wasser zum Kochen, so daß dicke, wirbelnde Dampfwolken zum Himmel stiegen. Binnen kürzester Zeit lag die einst so liebliche Lagune unter einer häßlich grauen Schicht aus Asche, Schlamm und Trümmern, die der verheerende Glutorkan vor sich hertrieb.
    Die Insel, auf der Männer und Frauen ihre Habgier gestillt hatten, eine Insel, die, wie manche meinten, den Untergang verdient hatte, war vernichtet. Ein Vorhang aus Asche verhüllte ihren Todeskampf.
    Giordino war mit dem schnittigen Augusta Mark II, einem in Großbritannien gebauten Hubschrauber, rechtzeitig vom Oberdeck der Jacht gestartet und befand sich in sicherer Entfernung, als der Glutorkan und das kochende Gestein über den Kai und die Jacht hereinbrachen. Das volle Ausmaß der Verwüstung konnte er nicht erkennen, denn die Katastrophe spielte sich weitgehend unter einer gewaltigen Aschewolke ab, die mittlerweile dreitausend Meter hoch über der Insel stand.
    Der Anblick, den die Eruption der beiden Vulkane bot, war einerseits grauenhaft und entsetzlich, zugleich aber auch von einer atemberaubenden Schönheit. Das Ganze hatte etwas Unwirkliches an sich. Giordino kam sich vor, als blicke er in den Höllenschlund hinab.
    Er faßte neue Hoffnung, als er sah, daß die Jacht plötzlich Fahrt aufnahm und über das Wasser der Lagune auf den Kanal zwischen den beiden Wallriffen zuhielt. Ob schwer verletzt oder nicht, irgendwie hatte Pitt er geschafft, das Boot flottzumachen.
    Doch so schnell die Jacht auch sein mochte, der Glutwolke aus heißen Gasen und sengender Asche, die alles verbrannte, was ihr im Weg war, und die jetzt über die Lagune hinwegraste, konnte sie nicht entkommen.
    Auf den kurzen Hoffnungsschimmer folgte das Entsetzen, als Giordino von dem Augusta Mark II aus das ungleiche Rennen beobachtete. Das flammende Inferno fegte über das aufgewühlte Kielwasser hinweg, hüllte die Jacht ein und entzog sie jedem weiteren Blick. Aus tausend Metern Höhe schien es unvorstellbar, daß jemand längere Zeit als ein paar Sekunden in diesem Höllenfeuer überleben konnte.
    Giordino litt fürchterlich, denn er lebte, während die Mutter der beiden Kinder neben ihm und ein Freund, der ihm wie ein Bruder war, in diesem Glutofen da unten starben. Er wandte sich von dem grausigen Schauspiel ab, verfluchte die Naturgewalten und verdammte sich ob seiner Hilflosigkeit. Mit kalkweißem Gesicht saß er am Steuerknüppel und flog eher nach Gefühl als aus Erfahrung. Der tiefe Schmerz, das wußte er genau, würde nie mehr abklingen. Ein Teil von ihm, seine selbstsichere, großspurige Art, war auf Gladiator Island gestorben. Er und Pitt waren ein gutes Stück Wegs gemeinsam gegangen, und bei Gefahr war stets der eine für den anderen dagewesen. Jemand wie Pitt starb nicht, hatte sich Giordino immer wieder gesagt, wenn es so aussah, als sei sein Freund umgekommen. Pitt war
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