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Schneesturm und Mandelduft

Schneesturm und Mandelduft

Titel: Schneesturm und Mandelduft
Autoren: Camilla Läckberg
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schärfer, als ich dachte.« Durch ihre Ruhe war sie eine ganz neue Persönlichkeit, und das gefiel Martin. Was auch immer diese Veränderung verursacht hatte, die Wirkung war jedenfalls positiv.
    »Angenommen, ich sage, es handelt sich um eine Familienangelegenheit, die nicht das Geringste mit den Morden zu tun hat, lassen Sie es dann unberücksichtigt?« Sie legte den Kopf schief und musterte ihn, während sie seine Antwort abwartete.
    »Nein«, erwiderte Martin. »Im Augenblick lege ich fest, was relevant ist und was nicht. Ich wäre Ihnen deshalb dankbar, wenn Sie es mir erzählten, auch wenn Sie es lieber für sich behielten.«
    »Ich war mir sicher, dass Sie das sagen würden«, antwortete Vivi. »Nun ja, die Büchse der Pandora ist ja bereits geöffnet, da kann ich die Polizei auch gleich informieren.« Sie lachte, und Martin empfand zunehmend Sympathie für diese Frau. Es war, als sei sie zum Leben erwacht. Als hätte eine starke, lebendige Vivi ihre empfindliche Schale abgeschüttelt.
    »Was Sie soeben beobachtet haben, waren die Nachwirkungen eines Gesprächs zwischen mir und Miranda, in dem ich ihr gesagt habe, dass sie nicht Gustavs Tochter ist, sondern Haralds.«
    Martin war starr vor Staunen. Er war auf vieles gefasst gewesen, aber nicht darauf, und er unterbrach Vivi nicht.
    »Ich hatte eine kurze Affäre mit Harald und wurde schwanger. Das Ergebnis war Miranda.«
    »Und Bernard?« Martin war noch immer von den Socken.
    Vivi schnaubte verächtlich. »Nein, Bernard ist von Gustav, er kommt ganz nach seinem Vater. Miranda hat viel mit Matte gemein, finde ich.«
    Zum ersten Mal, seit sie angefangen hatte zu sprechen, zitterte ihre Stimme.
    »Deshalb war ich der Meinung … Ja, ich war der Meinung, dass Miranda unbedingt wissen sollte, dass ihr Bruder gestorben ist, nicht ihr Cousin.«
    »Und Gustav? Weiß er es?« Martin traute noch immer kaum seinen Ohren. Es war wie Kino.
    »Gustav … nein, er könnte sich nicht einmal vorstellen, dass ich ihn betrüge. In seinen Augen zähle ich nichts. In jeder Hinsicht. Er wäre in erster Linie wohl … überrascht, denke ich. Und natürlich wütend auf Harald.«
    »Aber Harald weiß davon?«
    Vivi lachte. »Ja, er war ja dabei, als sie gemacht wurde. Aber ganz sicher war er sich wohl nie, ob Miranda von ihm war oder doch von Gustav. Aber natürlich wusste er, dass es der Fall sein konnte.«
    »Sie müssen große Angst gehabt haben, dass es rauskam.« Bei Martins teilnahmsvollem Ton wurden Vivis Gesichtszüge weicher. Sie nickte.
    »Ja, ich hatte einige schlaflose Nächte. Aber vor allem …« Sie zögerte, und Martin drängte sie nicht. »Vor allem hatte ich Befürchtungen wegen des Erbes …«
    »Erbe? Das Geld?«, fragte Martin verwirrt. »Sie meinen, dass Ruben wütend geworden wäre, wenn …«
    Vivi schüttelte heftig den Kopf. »Nein, nicht dieses Erbe. Ich meine das genetische. Bei allem, was Matte im Laufe der Jahre durchgemacht hat … ja, diese ganzen Depressionen. Ich hatte Sorge, dass Miranda auch davon betroffen sein könnte.«
    »Aber das war sie doch nicht?«
    »Nein, Gott sei Dank nicht. Offenbar hat das nur den armen Matte erwischt.«
    »Wie schlimm waren diese Depressionen eigentlich? Keiner will so richtig darüber sprechen.«
    »Nein, das kann ich mir denken.« Vivis Ton wurde schärfer. »Der arme Junge hatte es nicht leicht. Britten hat so viel wie möglich versucht, aber die Männer in der Familie zogen es vor, alles zu verharmlosen. Nicht einmal Ruben, der Matte so gernhatte, wollte einsehen, wie schlimm Mattes mentale Probleme waren und dass er schon viel früher und umfangreicher professionelle Hilfe benötigt hätte. Nicht einmal, als er …« Ein fernes Krachen unterbrach sie mitten im Satz. Sie blickte aus dem Fenster.
    »Der Eisbrecher scheint unterwegs zu sein«, stellte Martin fest, forderte sie dann aber auf, den verlorenen Faden wiederaufzunehmen. »Sie sagten ›nicht einmal, als er‹ …«
    »Ja, genau.« Vivi wandte ihm wieder den Blick zu. »Nun, ich meine, nicht einmal, als er mehrmals versuchte, sich das Leben zu nehmen, wollten sie verstehen, wie ernst es war. Natürlich wurde er eine Weile eingewiesen, um ›sich auszuruhen‹, aber es war nie die Rede von einer seriösen Behandlung. Ich glaube, dass Harald irgendwann einmal sogar meinte, er ›hoffe, dass der Junge aus dieser Phase herauswächst‹.« Sie klang zornig.
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie. Es war Börje.
    »Der Eisbrecher ist unterwegs. Sie können
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