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Schneesturm und Mandelduft

Schneesturm und Mandelduft

Titel: Schneesturm und Mandelduft
Autoren: Camilla Läckberg
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Bibliothekstür stehen, bevor er sie öffnete und hineinging. Beim Eintreten spürte er beinahe körperlich, wie ihm die Trauer entgegenschlug. Einen Moment lang überlegte er, wieder kehrtzumachen und die anderen nicht zu stören. Aber zugleich war ihm klar, dass es keine Alternative gab.
    Er räusperte sich.
    »Gibt es wirklich keine Möglichkeit, von hier wegzukommen?« Brittens Stimme klang schwach und brüchig. Martin, der nur zwei Meter von ihr entfernt stand, konnte sie kaum hören.
    Er schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Aber Börje und Kerstin waren unten am Steg, und wenn der Sturm noch ein bisschen nachlässt, kommt der Eisbrecher.«
    »Können wir dann Matte mitnehmen?« Britten wickelte sich fester in die Decke. Martin sah, dass sie mit den Zähnen klapperte, obwohl das Feuer inzwischen den Raum erwärmt hatte.
    »Wir werden dafür sorgen, dass er mitkann«, sagte Martin und hoffte, keinen Fehler zu machen, wenn er ihr es versprach. Er brachte es nicht über sich, ihr das zu verweigern, da sie jeden Moment zusammenzubrechen drohte.
    »Ich habe eine Frage. Kennt jemand dieses Handy?« Er hielt das Mobiltelefon hoch.
    »Das ist meins«, antwortete Bernard sofort. »Wo haben Sie es gefunden?«
    »In Mattes Zimmer.«
    Bernards Gesicht zeigte keine Regung. »Wie ist es dort gelandet?«
    »Genau das wollte ich Sie fragen«, erwiderte Martin und sah Bernard herausfordernd an.
    »Ich habe keine Ahnung. Als ich es zuletzt gesehen habe, lag es in meinem Zimmer. Ich wollte es nicht die ganze Zeit mit mir rumschleppen, wo es hier ja doch keinen Empfang gibt.«
    »Und wann haben Sie es zuletzt gesehen?«
    »Heute Morgen beim Aufwachen«, antwortete Bernard. »Ich habe es als Wecker benutzt und draufgeguckt, als ich aufgewacht bin.«
    »Und seitdem waren sie also nicht in Mattes Zimmer?« Martin hörte, wie barsch er klang, aber nach diesem Tag war er so gestresst, dass er seine Gefühle nicht mehr richtig in Schach halten konnte.
    »Nein, ich war überhaupt nicht in Mattes Zimmer! Beschuldigen Sie mich etwa?« Bernard trat einen Schritt vor, aber sein Vater legte ihm beschwichtigend eine Hand auf den Arm.
    »Martin macht nur seine Arbeit, Bernard. Immer mit der Ruhe. Wir werden dieser Sache schon auf den Grund gehen.« Gustav warf einen Blick zu Britten, die ins Leere starrte und nicht mitzukriegen schien, was gesagt wurde.
    Bernard schüttelte die Hand seines Vaters ab und wiederholte in ruhigerem Ton: »Ich war nicht in Mattes Zimmer. Ehrlich nicht.«
    »Dann haben Sie auch keine Ahnung, wie Ihr Telefon dorthin gelangt sein könnte?«
    »Jemand muss in meinem Zimmer gewesen sein und es genommen haben«, sagte Bernard stirnrunzelnd. »Ja, so muss es sein. Jemand will den Verdacht auf mich lenken. Der Mörder muss mein Telefon genommen haben und dann in Mattes Zimmer gelegt haben.«
    »Könnte ich einen Blick in Ihr Zimmer werfen?«
    »Ja klar.« Bernard breitete die Arme aus und ging zur Tür. »Ich habe nichts zu verbergen. Sie können jederzeit nachsehen.« Sein Ton war leicht höhnisch, und Martin musste sich zusammenreißen, um ihm keinen Fußtritt zu verpassen.
    Er folgte Bernard in die erste Etage. Ganz oben auf der Treppe trafen sie Vivi und Miranda, die auf dem Weg nach unten waren. Beide hatten einen seltsamen Ausdruck im Gesicht, aber Martin zerbrach sich nicht weiter den Kopf darüber.
    »Was macht ihr?«, fragte Vivi Bernard.
    »Nichts. Wir überprüfen nur etwas«, sagte Bernard abwehrend und ging zu seinem Zimmer. Martin war ihm dicht auf den Fersen.
    »Sehen Sie, es ist nicht abgeschlossen. Jeder könnte einfach reinspazieren.« Bernard öffnete demonstrativ die Tür und bedeutete Martin mit einer Handbewegung, vor ihm hineinzugehen.
    Alles im Zimmer war unglaublich ordentlich. Drei weiße, sorgfältig gebügelte Hemden hingen im offenen Wandschrank. Ein Paar glänzende schwarze Schuhe, die gleichen wie die, die Bernard trug, standen darunter. Keine Reisetasche war zu sehen, die musste also irgendwo weggeräumt sein. Ein Buch lag auf dem Nachtkästchen. Die Abenteuer des Sherlock Holmes. Martin ging gerade durch den Kopf, dass er Bernard nicht für einen großen Leser gehalten hätte, als der hinter ihm wie vom Donner gerührt stehen blieb.
    »Das habe ich nicht dorthin gelegt.«
    »Was?«, fragte Martin und drehte sich um, damit er sehen konnte, wohin Bernard blickte.
    »Das Buch. Das gehört mir nicht.«
    Martin hob eine Augenbraue. »Sie behaupten also, dass sich jemand hier reingeschlichen hat, um
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