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Schneesturm und Mandelduft

Schneesturm und Mandelduft

Titel: Schneesturm und Mandelduft
Autoren: Camilla Läckberg
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problematisch zu sein.«
    Wieder konnte Gustav ein nervöses Lachen nicht unterdrücken. Er sah Martin weiterhin nicht in die Augen, sondern stierte auf die Tischplatte.
    »Ja, man hat es nicht immer so leicht mit der Familie. Und mein Vater hatte sehr hohe Erwartungen – gelinde gesagt.«
    »Die Idee, als man Sie und Ihren Bruder auf leitende Posten im Familienunternehmen setzte, war sicher, dass Sie sich einander annähern?«
    Ein Schnauben.
    »So richtig geglückt ist dieses Unterfangen nicht, nach dem, was ich verstanden habe …«, bohrte Martin nach.
    »Nein, das kann man nicht behaupten.« Gustav schien nicht sehr erpicht darauf, das Thema zu besprechen, aber das hinderte Martin nicht daran, fortzufahren:
    »Gestern Abend erwähnte Ihr Vater Probleme im Unternehmen. Um was handelte es sich?«
    Nun rutschte Gustav Liljecrona auf dem Stuhl hin und her, als säße er auf glühenden Kohlen. »Keine Ahnung«, sagte er nach einer Weile. Dieselbe Antwort hatte sein Bruder auch schon gegeben. Martin glaubte keinem von beiden.
    »Irgendwas muss er doch im Sinn gehabt haben, oder? Außerdem hat er kurz vor seinem Tod angekündigt, dass er Sie enterben würde. Das ist eine sehr drastische Maßnahme.«
    »Das war sicher nur Gerede«, winkte Gustav ab und zupfte nervös am Saum seines Jacketts. »Damit hat er öfter gedroht. Seine Art zu zeigen, wer das Heft in der Hand hatte. Es gab ihm das Gefühl, dass er noch über Macht verfügte. Letztlich meinte er es nicht ernst. Überhaupt nicht.«
    »Den Eindruck hatte ich allerdings nicht«, entgegnete Martin.
    »Nein, aber Sie kennen ja auch die Familie nicht«, erwiderte Gustav herablassend und nestelte weiter an seinem Jackett herum. Er wirkte unruhig.
    Martin ließ sich nicht provozieren. »Da haben Sie recht«, antwortete er stoisch. »Ich gehe jedoch davon aus, viel mehr zu wissen, wenn ich mit allen gesprochen habe.«
    Er befragte Gustav noch eine weitere halbe Stunde, bekam aber nichts Brauchbares aus ihm heraus. Er könne sich keinen in der Familie vorstellen, der Ruben hätte umbringen wollen. Nein, er hatte in den letzten Stunden nichts Verdächtiges beobachtet. Nein, er konnte sich nicht erklären, was sein Vater mit seiner Bemerkung über das Unternehmen hatte sagen wollen.
    Irgendwann wurden sie von einem vorsichtigen Klopfen an der Tür unterbrochen. Es war Kerstin.
    »Entschuldigen Sie die Störung. Ich wollte nur sagen, dass wir in der Bibliothek Kaffee angerichtet haben. Wenn Sie fertig sind, können Sie …«
    Martin seufzte. »Ich denke, wir können hier abbrechen. Wir werden das Gespräch allerdings bei späterer Gelegenheit fortsetzen.« Er hatte das nicht als Drohung gemeint, eher als eine Feststellung. Nichtsdestotrotz zuckte Gustav zusammen. Dann erhob er sich erleichtert und eilte aus dem Büro.
    Martin, der Frust in sich aufsteigen spürte, fragte sich langsam, ob er der Aufgabe wirklich gewachsen war. Wieder wünschte er, Patrik Hedström könnte ihm mit Rat und Tat beistehen. Aber es war nicht zu ändern. Er musste in den sauren Apfel beißen und konnte nur sein Bestes geben. Sobald sie wieder in die Zivilisation kämen, würde er die Unterstützung kriegen, die er brauchte. Wenn er bis dahin die Stellung hielt, würde schon alles ins Lot kommen.
    Als er durch den Flur in Richtung Bibliothek ging, hörte Martin aufgebrachte Stimmen. Beim Eintreten sah er Gustav und Harald, die einander gegenüberstanden, beide hochrot im Gesicht. Sie schrien sich an, dass Spucke durch die Luft flog.
    »Du bist immer so verdammt selbstzufrieden! Bildest dir ein, der Beste in allem zu sein!« Gustav drohte seinem älteren Bruder mit der Faust.
    »Wenn ich so selbstgerecht bin, dann nur, weil ich in allem besser bin als du! Hast du schon einmal irgendetwas geschafft? Sag! Hast du das?«
    Haralds Gesichtsfarbe ließ Martin befürchten, dass der vor aller Augen einen Herzinfarkt bekäme. Offenbar plagte Britten die gleiche Sorge, denn sie stand dicht hinter ihrem Mann und flehte ihn an aufzuhören.
    »Als ob du selber so verflucht makellos wärst! Ich habe gehört, warum die amerikanischen Lieferanten im Frühjahr ausgestiegen sind. Du hattest dich unfähig und unzuverlässig verhalten und sogar ihren Generaldirektor beleidigt. Wegen dir haben wir einen lukrativen Vertrag verloren!«
    Harald stürzte sich auf Gustav. Der sprang rasch zur Seite. Britten zerrte noch fester am Arm ihres Mannes, um ihn zurückzuhalten.
    »Bitte, Harald, hör auf. Das ist doch völlig
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