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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern
Autoren: Matthias Wittekindt
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kämpfen!
    Vor zwei Wochen hatte er Sina vorgeschlagen, zu einemFriseur ihrer Wahl zu gehen und dann ein paar schicke Sachen zu kaufen. Damit die Jungs mal sehen, wie schön du bist! Sina hatte sofort angefangen zu weinen und war auf ihr Zimmer gegangen. Von diesem Zwischenfall hatte er Juliet erzählt, woraufhin die mit der Hand eine Bewegung vor ihrem Gesicht machte, die bedeutete, dass er nichts von Frauen und noch weniger von sechzehnjährigen Mädchen verstand.
    Was ist denn an meinem Wunsch so verrückt? Sina soll sich doch nur mal schön machen, so wie die anderen!
    Roland Colbert hört, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wird. Juliet kehrt zurück. Sie kommt ins Wohnzimmer, bleibt im Raum stehen. Macht nichts.
    Roland Colbert sieht sie eine Weile an, steht auf, geht zu ihr. Kurz darauf ist er sich sicher, dass er doch etwas von Frauen versteht.

    Geneviève tanzt. Geneviève glitzert. Geneviève fällt einigen Jungen auf.
    Thomas, Philippe und Max zum Beispiel, die am Rand der Tanzfläche stehen und seit einer Stunde Wodka-Zitrone trinken.
    Max ist so gut drauf, dass er mit einem einzigen Wort auskommt. Dafür singt er das Wort im Takt der Musik.
    »Wodka!«
    Es wird noch besser. Thomas bringt Nachschub.
    »Jetzt nehmt mir doch mal die Gläser ab! Und du, Max, hör auf, so blöde zu singen! Ja? Hörst du mal auf, bitte!«
    Es sind große Gläser. Man kann im
Chaise Longue
so viel trinken, wie man will.
    »Worauf trinken wir?«, fragt Thomas.
    »Fotzen«, sagt Max mutig.
    »Fotzen schlachten«, sagt Philippe.

    Sergeant Ohayon sitzt so bequem, dass das Bequeme Teil seines Traums wird. Er träumt nämlich davon, dass er in seinem Auto sitzt, weit zurückgelehnt, vollkommen entspannt. In seinem Traum kommen lauter junge Frauen vor, die alle was von ihm wollen. Das ist schön. Ganz allmählich verwandelt sich der Traum. Es werden immer mehr Frauen. Und irgendwann wird es dann so anstrengend, dass er aufwacht.

    Da! Der Mann im Auto öffnet die Augen. Er sieht sofort auf die Uhr. Viertel nach eins. Das heißt, er hat fast zwei Stunden geschlafen. Das ist ihm noch nie passiert, dass er während einer Observation eingeschlafen ist. Vielleicht die Kälte. Es ist eisig im Auto, er sieht nichts. Der Mann kratzt ein kleines Loch ins Eis und guckt zum Eingang des
Chaise Longue
. Ist sie schon weg? Der Mann ist sich jetzt sicher. Es liegt an der Kälte, dass er so lange geschlafen hat. Sein Körper ist ganz steif. Hätte glatt erfrieren können … Er weiß, was das bedeutet. Er muss abbrechen. Er kann nicht länger hier in der Kälte sitzen. Scheiße! Morgen gleich noch mal auszurücken ist gegen die Regeln. Er observiert nie an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Das könnte auffallen. Ja, und Sonntag kommt seine Frau zurück, dann ist es erst mal vorbei mit den Observationen. Als er gerade den Motor anlassen will, sieht er, wie einige Jugendliche das
Chaise Longue
verlassen. Und sie ist dabei. Außerdem ein paar Jungen. Es versetzt ihm immer einen kleinen Stich, wenn die Mädchen mit Jungen aus dem
Chaise Longue
kommen. Aber andererseits ist das auch gut. Wenn sie mit den Jungs irgendwo hinfährt, besteht keine Gefahr. Er wird ihr folgen, er wird viel erleben. In seiner Fantasie. Wenn er Glück hat, fahren sie zum Feensee. Da fahren die Jungs doch immer mit ihnen hin! Bestimmt kann er sie dort beobachten. Glück gehabt! Der Abend ist doch noch nicht gelaufen. Und das Beste daran ist, dass die Kleine im Glitzermini ein paar Jungen dabei hat. Sie ist also sichervor ihm. Er wird den Wagen nicht verlassen, sondern nur observieren.

    Sexuelles Interesse zu wecken kann sehr schwer sein, unmöglich sogar, kann aber auch sehr leicht sein. Jedenfalls sieht Philippe gut aus, und Geneviève will ja, dass heute Abend was Besonderes passiert. Sie spielt also mit, ignoriert, dass die Jungs total betrunken sind, lässt sich ein paar Drinks spendieren und zieht dann mit ihnen los. Angst hat sie keine. Außerdem ist sie ja nicht allein.
    Max fährt den Wagen, was Geneviève nicht gut findet. Der ist doch niemals achtzehn! Er wirkt so klein hinter dem Steuer! Das kann aber auch am Auto liegen. Sie sitzen in einem riesigen Schlitten, einem goldenen Opel Admiral aus den siebziger Jahren. Max hat Schwierigkeiten mit der Lenkradschaltung. Und auch mit dem großen Lenkrad. Kristina sitzt neben ihm und sagt nichts. Keiner beachtet Kristina. In ihrer grauen Jeans, ihrem schwarzen Parka sieht sie aus wie ein Junge. Geneviève in ihrem silbernen
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