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Schneeflockentanz (German Edition)

Schneeflockentanz (German Edition)

Titel: Schneeflockentanz (German Edition)
Autoren: Hanna Julian
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Lippe, um nicht ungefragt genau dies dem attraktiven Blonden um die Ohren zu knallen. 
    „ Du arbeitest doch in 'ner Boutique, oder?“, fragte Jo plötzlich. Can bestätigte. „Damen oder Herren?“ „Herren“, erwiderte Can und überlegte, ob das bereits verdächtig war. „Wo denn?“ „In der Nähe vom Rudolfplatz.“
    „ Dann komme ich in den nächsten Tagen mal vorbei. Ich glaube, ich brauche doch noch ein paar Teile. Also, eine Hose und ein Pullover wären noch gut. So was habt ihr doch, oder?“
    „ Ja ...“, bestätigte Can kleinlaut. Was für ein Mist!  Jetzt konnte er nur noch hoffen, dass Tobi, sein ebenfalls schwuler Chef, nicht im Laden war, wenn Jo auftauchte. Tobi war nämlich nicht nur unglaublich schwuppig, sondern shakerte auch grundsätzlich mit den Kunden rum, sofern sie gut aussahen. Can hatte weder Lust, dabei Zeuge zu sein, noch sich hinterher Jo's Beschwerde darüber anzuhören. Aber hatte Tobi nicht gesagt, er müsste morgen Vormittag zum Zahnarzt und käme daher erst später? Can fiel ein Stein vom Herzen, als ihm das einfiel.
    „ Also, ich könnte dich morgen früh direkt mitnehmen. Dann suchst du dir was aus und ich sehe später mal, ob ich wegen Prozenten was machen kann und bringe dir den Kram dann abends mit.“
    „ So eilig ist es eigentlich auch wieder nicht. Wir können das auch im Laufe der Woche machen.“ „Nein, morgen früh ist gut! Dann ähm … ist die Ware immer am besten.“
    Jo stutzte. „Ich dachte, ihr verkauft Kleidung. Klingt eher so, als würdet ihr Obst und Gemüse verhökern, das ein Verfallsdatum hat.“
    Can starrte ins Spülwasser. Eine Seifenblase zerplatzte, genauso wie seine dämliche Argumentation zerplatzt war. Jetzt galt es, sich nichts anmerken zu lassen.
    „ Ne, schlecht werden die natürlich nicht. Aber wir sind gerade erst neu beliefert worden, und die Sachen sind halt schnell ausverkauft. Dann ist vielleicht nichts mehr in deiner Größe da, weißt du?“ Jo schien nicht ganz überzeugt, er nickte dennoch.
    „ Okay, dann komme ich morgen früh mit, bevor euer Laden aussieht wie ein Wochenmarkt kurz vor Feierabend.“ Can nickte nur und wünschte, er hätte es nicht so dringend machen müssen.
    Als sie später am Abend die Couch für Jo herrichteten, holte Can das Bettzeug aus seinem Kleiderschrank. Einige DVD Hüllen fielen versehentlich mit aus dem Schrank. Er sammelte sie schnell ein und stopfte sie zurück, bevor Jo die Titel sehen konnte. Natürlich hatte dieser die Aktion bemerkt und grinste breit. Can war klar, was er dachte. Aber besser, Jo glaubte, er wolle seine Pornosammlung vor ihm verstecken, als dass er an seiner Filmauswahl erkennen würde, welche Themen Can wirklich interessierten.
    Und dann waren da tatsächlich zwei, drei Schmuddelfilmchen, die er mal erstanden hatte. Can hatte kurzzeitig darüber nachgedacht, sie wegzuschmeißen und durch Filme ab 18 zu ersetzen, in denen freizügige Frauen mit dicken Möpsen die Hauptrolle spielten. Er hätte sie im Regal positionieren können, um seine Tarnung perfekt zu machen. Dann hatte er jedoch entschieden, dass es selbst für ihn irgendwo eine Grenze gab.
    „ Das Bettzeug hat Anne uns geliehen“, sagte er, während er das Kissen frisch bezog. „Das ist lieb von ihr. Und überhaupt freue ich mich, dass sie zwischen uns vermittelt hat. Seid ihr schon lange befreundet?“
    Can überlegte. „Vier Jahre, glaub ich.“
    „ Stehst du auf sie?“
    „ Was?“, erwiderte Can perplex. Jo zuckte mit den Schultern. „Sie sieht doch spitze aus. Außerdem ist sie nett, sympathisch, humorvoll. Also, hast du was für sie übrig?“
    Can schüttelte den Kopf und knirschte: „Das wird mir jetzt etwas zu persönlich. Immerhin ist sie deine Cousine.“
    „ Na, gerade deshalb! Ich meine, wenn ich sie mit 'nem netten Kerl wie dir verkuppeln kann, ist das doch geradezu meine Pflicht!“
    „ Nein, ist es nicht! Und jetzt hör auf mit dem Thema!“
    Jo präsentierte ergeben seine Handflächen. „Schon gut! Entschuldige bitte.“
    Can nickte nur und warf das Bettzeug auf die Couch. Dann drehte er sich um und nuschelte: „Gute Nacht.“
    Er ging ins Bad, zog sich um, kehrte ins Zimmer zurück und legte sich dann so schnell wie möglich ins Bett. Ein kurzer Seitenblick zeigte ihm, dass Jo bereits unter der Decke lag und ihm den Rücken zuwandte. Die erste gemeinsame Nacht …
    Can schloss die Augen und dachte darüber nach, wie gut es war, dass Jo ihn mit seiner Fragerei gerade genervt hatte.
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