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Schneeflockentanz (German Edition)

Schneeflockentanz (German Edition)

Titel: Schneeflockentanz (German Edition)
Autoren: Hanna Julian
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der anderen gleicht? Sie sind alle verschieden. Individuen, die sich verbinden und trotz ihrer Unterschiedlichkeit miteinander tanzend zur Erde fallen, um unsere Welt eine Zeitlang mit ihrer Schönheit zuzudecken.“
    Can konnte fühlen, was Jo's Worte ihn ihm bewirkten. Sie berührten ihn tief innendrin, wie er es eigentlich nur von Musik kannte, die ihm gefiel. Er war unfähig, etwas zu erwidern und so nickte er einfach.
    Sie gingen einen Teil des Weges schweigend, bis Can schließlich sagte: „Wir sind da.“
    Jo sah an der Fassade des Mietshauses hinauf. „Welches Stockwerk?“
    „ Viertes. Aber es gibt einen Lift.“
    „ Ich nehme eigentlich immer die Treppe“, erwiderte Jo. Can schloss die Haustür auf und ärgerte sich, dass es im Flur so muffig roch. „Wo ist denn deine neue Wohnung?“, fragte er. „Im Severinsviertel. Nur drei Straßen von der Kanzlei entfernt, in der ich arbeiten werde. Die Wohnung wird gerade frisch renoviert, deshalb kann ich auch erst im Januar rein. Sie hat zwei Zimmer und einen kleinen Südbalkon.“
    „ Klingt super!“, sagte Can, dann fügte er an: „Wird auf jeden Fall eine krasse Verbesserung zur Übergangslösung bei mir.“ Jo erwiderte nichts, sondern wandte verlegen den Kopf ab. Es war das erste Mal, dass Can den Eindruck hatte, dass Jo sich über sich selbst ärgerte. Und obwohl er tatsächlich ein wenig neidisch hätte sein können, freute er sich für ihn, dass er es mit seiner Wohnung so gut angetroffen hatte.
    „ Dann lass uns mal als erstes dein Fahrrad in den Keller bringen“, schlug Can vor.
    Als sie nur wenig später die Wohnung betraten, sagte Jo: „Ist schön hier.“ Can zuckte mit den Schultern. „Vor allem ist es halt klein. Aber ich komme gut klar. Alleine. Also, zu zweit müssen wir mal sehen.“ Jo lachte. „Du hättest dir bestimmt auch gewünscht, das nicht unbedingt mit 'nem, anderen Kerl auszuprobieren.“
    „ Hm...“, machte Can unbestimmt. Als Jo einen quadratischen, hellen Fleck an der Wand begutachtete, sagte Can schnell: „Da hing ein Bild, aber es ist mir runter gefallen und kaputt gegangen.“ Jo's Blick wanderte zum nächsten Fleck. „Das auch?“
    Can verfluchte sich selbst, weil er vergessen hatte, die Bilderrahmen neu zu bestücken und wieder aufzuhängen, nachdem er die ursprünglichen Bilder zur Tarnung lieber entfernt hatte. Das war ja nun mal echt peinlich! Er musste sich was einfallen lassen, und zwar schnell!
    „ Das hab ich auch abgehangen, weil es ohne das andere irgendwie doof aussah.“ „Okay. Und stimmt natürlich, die beiden Flecken passen so wieder perfekt zueinander“, sagte Jo und zwinkerte ihm amüsiert zu. Can kratzte sich verlegen an der Stirn. Es war gar nicht so einfach gewesen, die ganzen verdächtigen Sachen aus dem Blickfeld zu entfernen. Nun fristeten sie in seinem Kleiderschrank ihr Dasein, und warteten darauf, dass der Heten-Besuch wieder verschwand.
    Jo stellte seinen Rucksack auf dem Boden ab. „Ist das meine Couch?“, fragte er.
    „ Ne, es ist meine. Aber du darfst sie benutzen“, erwiderte Can grinsend.
    „ Sieht bequem aus.“ Jo setzte sich probeweise darauf. „Könnte ich mal das Bad benutzen?“, fragte er dann.
    „ Klar. Fühl dich ganz wie zuhause … das ist ja schließlich der Sinn des Ganzen. Das Bad ist hinter dieser Tür. Die andere führt zur Küche. Und das war's auch schon.“
    „ Okay, die Küche sehe ich mir dann gleich an, in Ordnung?“
    „ Ja, das sollte klargehen. So wie ich meine Küche kenne, wird sie nicht weglaufen.“ Can sah zu, wie Jo im Bad verschwand, dann ließ er sich auf die Couch fallen und seufzte. Jo's Zunge kam ihm wieder in den Kopf. „Lass den Scheiß“, fauchte er sich selbst an.
    „ Hey, kann ich schnell duschen?“, erklang Jo's Stimme aus dem Bad.
    „ Ja, mach ruhig!“, rief Can zurück, flüsternd fügte er an: „Dusch ruhig ... hol dir einen runter … was auch immer. Verdammt, ich glaube, diese zwei Wochen überleb ich nicht.“
    Als ein paar Minuten später die Tür wieder aufging und Jo nur mit einem Handtuch um den Hüften das Zimmer betrat, wusste Can gar nicht wohin er schauen sollte. Wie guckte man bloß gleichgültig, wenn man den anderen in Wahrheit am liebsten auf der Stelle abschlecken wollte? Jo's schlanker Körper war offensichtlich gut durchtrainiert. Kein Wunder, wenn er regelmäßig Radrennen fuhr. Über dem Handtuchrand prangte ein verführerisches Sixpack, und was darunter war, interessierte Can so brennend, dass er
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