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Schneeflockentanz (German Edition)

Schneeflockentanz (German Edition)

Titel: Schneeflockentanz (German Edition)
Autoren: Hanna Julian
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Ihr küsst euch doch immer zur Begrüßung, oder? So mit Umarmung und Kuss rechts, links auf die Wange meine ich.“
    „ Äh ...“, stammelte Can. Einerseits fiel ihm ein Stein vom Herzen, andererseits war er irgendwie enttäuscht, dass Jo nicht Bescheid wusste. Er riss sich zusammen. „Handschlag ist schon okay. Umarmt werden nur Verwandte und gute Freunde. Und eigentlich ist es auch kein Kuss, sondern eher eine Berührung der Wangen.“
    „ Ah, ist klar“, erwiderte Jo und lächelte erneut. „Und gibt es sonst irgendwas, das ich beachten sollte, wenn ich bei dir wohne? Super übrigens, dass du mich aufnimmst! Bist echt ein prima Kumpel!“
    „ Das wird sich noch rausstellen“, nuschelte Can, laut sagte er: „Ne, du musst nichts beachten. Fühl dich einfach wie zuhause.“
    „ Okay“, erwiderte Jo. Can deutete auf dessen Rucksack. „Ist das dein einziges Gepäck?“ Der andere nickte. „Ja, ich habe eine Umzugsfirma beauftragt, die lagert die Sachen für mich ein, bis sie sie in meine neue Wohnung liefert. Kostet eine hübsche Stange Geld, aber das bezahlt die Kanzlei. Das Angebot hab ich jedenfalls sehr gerne angenommen. Ich habe jetzt nur ein paar Kleidungsstücke dabei, zwei Bücher, Rasierapparat, Zahnbürste und so was.“
    „ Und ein Fahrrad“, ergänzte Can. Jo grinste. „Das ist für mich lebenswichtig.“
    „ Kann ich mir denken, wenn du es extra mitgebracht hast. Sieht teuer aus.“
    „ War es auch“, erwiderte Jo nicht ohne Stolz. „Ich bin meist mit dem Fahrrad unterwegs, mache Touren und habe auch schon an Rennen teilgenommen. Wenn ich zu lange aus dem Training bin, ist das nicht gut für die Kondition. Deshalb hatte ich gehofft, wir können es vielleicht schon mal irgendwo bei dir unterbringen.“
    „ Natürlich“, erwiderte Can. „Wir quartieren einfach dein Fahrrad bei mir in der Wohnung ein und du schläfst im Keller.“
    „ Ginge es vielleicht auch andersrum?“ Andersrum … Can lächelte schief. „Klar, für dich machen wir es auch andersrum.“ Er wartete, ob Jo irgendwie abwehrend auf seine Provokation reagieren würde, doch da dieser nur dankbar nickte, kam Can zu dem Schluss, dass er wohl nicht deutlich genug geworden war. Er war froh darüber und erinnerte sich selbst daran, dass er mit schlüpfrigen Bemerkungen, die ihn outen könnten, viel vorsichtiger sein musste.
    Jo bei sich wohnen zu haben, würde ein echter Härtetest werden. So scharf wie der Typ aussah, würde Can alle Selbstbeherrschung aufbringen müssen, die er irgendwie mobilisieren konnte.
    „ Dann lass uns mal losziehen. Wir können zu Fuß gehen, dann brauchst du mit dem Fahrrad nicht in die Straßenbahn. Dauert aber ungefähr eine halbe Stunde. Warst du schon mal in Köln?“ Jo nickte. „Ja, schon oft. Es war ein Wunsch von mir, herzuziehen. Daher habe ich mich auch hier beworben.“
    „ Ach ja“, erwiderte Can und hätte sich am liebsten vor die Stirn geklatscht. War wohl logisch, dass Jo nicht einfach in einer Stadt arbeiten wollte, die er nicht mal kannte.
    „ Bist du in Deutschland geboren?“, erkundigte sich Jo. Can nickte. „Und, bist du glücklich hier?“ Nun überlegte Can. Diese Frage hatte er nicht erwartet. Normalerweise gingen die Leute davon aus, dass er glücklich in Deutschland war, wenn sie erfuhren, dass er hier geboren war. Er zuckte mit den Schultern. „Ja, ich lebe gerne hier. Aber ich bin auch gerne in der Türkei. Meine Familie lebt dort und ich fühle mich schon sehr verbunden mit dem Land, aus dem meine Eltern stammen. Meine Großeltern leben auch noch und sie können gar nicht verstehen, was ich hier jetzt so alleine mache. Sie wollen immer, dass ich in die Türkei ziehe, damit sie mich häufiger sehen. Aber soviel Kontrolle brauche ich nun wirklich nicht.“ Jo nickte und folgte Can, der ihm den Weg zeigte. Als sie den Bahnhof verlassen hatten, nahm Jo das Gespräch wieder auf, als wäre dazwischen keine Zeit vergangen.
    „ Ist dir in der Türkei eine Frau versprochen?“ Nun stutzte Can und starrte Jo an. „Hey, tut mir leid! Die Frage war wohl zu persönlich.“
    „ Nein, nein, ist schon okay. Mir ist niemand versprochen und ich bin niemandem versprochen. Und das ist auch besser so.“
    Jo nickte, dann erwiderte er: „Man wirft mir manchmal vor, ich würde zu viele Fragen stellen. Ich fürchte, diese Leute haben Recht.“
    „ Ein wenig vielleicht“, stimmte Can zu und lachte. Jo stimmte in das Lachen ein und sagte schließlich: „Hör mal, wenn dir
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