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Schneeflockentanz (German Edition)

Schneeflockentanz (German Edition)

Titel: Schneeflockentanz (German Edition)
Autoren: Hanna Julian
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ihn verlassen hat. Er soll mal seine Koffer packen, dein hässlicher Cousin. Ich teile meine Wohnung mit ihm bis Neujahr, und dann lädst du mich zum Dank zum Essen ein. Aber nicht an irgendeinen Imbiss, sondern in ein richtiges Restaurant! Und ich möchte auch noch ein Dessert.“ Anne hatte gestöhnt. „Wow, essen in einem feinen Schuppen und womöglich noch so eine fette Herrentorte als Nachtisch?“
    „ Klingt schon mal nicht schlecht“, hatte Can jovial erwidert. „Na gut, der Deal steht!“ Anne hatte ihn sogar einschlagen lassen. „Weißt du, was mich wundert?“, hatte sie dann gefragt. „Natürlich nicht, aber ich werde es jetzt bestimmt erfahren.“
    „ Warum hältst du es eigentlich immer noch geheim, dass du auf Männer stehst?“ Can hatte sich die Frage selbst schon mehrfach gestellt, aber immer noch keine Antwort gefunden, die  ihn selbst zufriedenstellte. „Ich weiß es nicht genau“, hatte er daher auch erwidert, „aber ich denke, ich habe mich halt viel zu lange verstecken müssen, wegen meiner Eltern und so. Nur weil sie jetzt weg sind, heißt das nicht, dass sich für mich alles so schnell verändert hätte. Ich bin halt einfach noch nicht soweit.“ Anne hatte nur genickt, sich einen neuen Kakao bestellt und das Thema nicht weiter vertieft.
     
    *~*~*
     
    Can hatte inzwischen den Bahnhof betreten und sich am entsprechenden Gleis postiert. Er würde schon mal Ausschau halten, sobald der Zug eingetroffen war, auch wenn Anne mit ihrem Cousin ausgemacht hatte, dass dieser auf Can's Handy anrief, sobald er im Bahnhof stand.
    Als der Zug einfuhr, schien es Can eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis die Räder endlich stillstanden und die Türen sich öffneten. Aus dem Inneren des Zuges ergossen sich so viele Menschen auf den Bahnsteig, dass Can's Blick hektisch hin und her wechselte. Bei der Masse, die ihm entgegen strömte, verlor er völlig den Überblick. Aber das Problematischste war, dass sich gleich mehrere Leute das Handy ans Ohr hielten. Okay, die Frauen konnte er schon mal ausschließen, ebenfalls den älteren Herren. Auch der schnuckelige Typ mit dem Fahrrad und dem Rucksack kam nicht infrage, trotzdem blickte Can ihm sehnsüchtig nach, als er an ihm vorbeiging.
    Mittlerweile leerte sich der Bahnsteig etwas. Can's Blick fiel auf einen jungen Mann, der in seiner Tasche kramte. Er hatte eine ziemlich schiefe Nase und einen viel zu schmalen Mund. Sein Haar wirkte strähnig und ungepflegt. Neben dem Typ stand eine große Reisetasche auf dem Boden. Can schluckte. Hässlich wie die Nacht … na gut, die Zeit bis Neujahr war ja nicht mehr ewig. Trotzdem hoffte Can, dass er Jo zumindest dazu überreden könnte, irgendwas mit seinen Haaren anzustellen. Er ging auf ihn zu. Als der andere einen Schokoriegel aus seiner Tasche zog, blieb Can wie angewurzelt stehen. Im gleichen Moment begann sein Handy zu klingeln. Immer noch völlig verwirrt, holte Can es aus der Tasche und nahm das Gespräch an.
    „ Hallo?“, meldete er sich. „Ah, hi! Hier ist Jo“, meldete sich der Anrufer. Der Typ mit dem Schokoriegel schnappte sich seine Reisetasche und ging an Can vorbei.
    „ Hey, Jo! Wo bist du denn jetzt?“ „Ich stehe noch am Bahnsteig“, hörte Can die Antwort. Er drehte sich um und sah in Richtung Treppen, als Jo auch schon weitersprach. „Ich habe mein Fahrrad dabei und wollte deshalb so schnell wie möglich aus dem Getümmel.“ Und tatsächlich sah Can den süßen Typen von vorhin neben der Treppe stehen. „Okay, ich sehe dich.“ Er winkte. Jo hielt mit einer Hand sein Fahrrad fest und winkte mit der anderen, in der er das Handy hielt, zurück. Er lächelte und Can spürte sofort, wie sein Körper auf diesen attraktiven Kerl reagierte. Er beendete die Verbindung und während er sein Handy wieder einsteckte, murmelte er: „So eine Scheiße! Hässlich wie die Nacht … Anne, du verfluchte Lügnerin!“
    Als Can näher kam, fielen ihm Jo's unverschämt blaue Augen auf. Das blonde Haar stand ihm etwas wirr vom Kopf ab, was ihm einen frechen Touch verlieh. Auch das Lächeln wurde irgendwie immer einnehmender, doch je näher Can ihm kam, desto nervöser schien der andere zu werden. Als sie voreinander standen, streckte Jo ihm die Hand hin. „Ist das okay mit der Begrüßung so, oder müssen wir uns küssen?“
    Can glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können. Hatte Anne ihrem Cousin etwa erzählt, dass er schwul war? Na, die konnte was erleben!
    „ Also, ich meine, weil du doch Türke bist.
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