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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest
Autoren: Stefanie Ruehle
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von selber. Vielleicht ist er ja auch gar nicht nach Hause gefahren, sondern in den, äh, Urlaub. Vielleicht will er mich ja auch gar nicht mehr sehen. Und vielleicht ...«
    »Du hasch Schiss, gell?« Sie grinste mich breit an. »Dud mer leid. Da musch jetzt durch.«
    »Jetzt?«, fragte ich entsetzt.
    Meine Mutter verdrehte die Augen. »Faigling! Nadirlich jetzt. Wemmer jetzt ned fahred, kneifsch doch. I breng de bloß no gschwend hoim, damit de a baar Sache zammepacke kannsch. Des mach i so lang au – ond en oiner Schdond isch Abfahrt.«
    »Na toll«, flüsterte ich kleinlaut vor mich hin.
    Inzwischen hatte ich nämlich tatsächlich die Hosen voll. Natürlich wollte ich einerseits zu Volker. Am liebsten sofort und nicht erst in einer Stunde. Aber ich war wirklich so saudämlich und norddeutsch arrogant zu ihm gewesen, dass er mich vielleicht am Ende in Lübeck abblitzen ließ. Und dann? Noch hatte ich so etwas wie Würde. In ein paar Stunden musste ich mich davon vielleicht für lange Zeit verabschieden. Kein schöner Gedanke.
    Doch es half ja alles nichts. Meine Mutter warf mich vor meiner Wohnung aus dem Auto und brauste davon. Ob Abhauen etwas brachte? Vielleicht konnte ich mich bei einem meiner Freunde verstecken, dann war meine Mutter vielleicht ein paar Wochen lang sauer auf mich – aber ich konnte meine Würde behalten. Das war’s!
    Kaum war meine Mutter außer Sichtweite, sprang ich in meinen Corsa und brauste zu MO. Der werkelte gerade an den Rosen in seinem Vorgarten herum.
    »Boah, ist das spießig«, begrüßte ich ihn lautstark.
    »Finden Sie?«, gab er erstaunt zurück. »Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose. Im Übrigen ... Kennen wir uns, schöne Frau?«
    »So was aus deinem Mund?« Ich staunte Bauklötze. »Bisher war ich immer nur die Kreatur mit dem Karottensalat!«
    »Sabine?« MO quollen fast die Augen aus dem Kopf. Dann schlug er begeistert die Hände zusammen und trat näher. »Dass so etwas möglich sein kann ...«
    »Jetzt mach aber mal einen Punkt!«, schimpfte ich. »Als wir uns kennengelernt haben, hatte ich eine ähnliche Frisur ...«
    »Quatsch«, winkte er ab. »Das war ein grässliches, billiges und peinliches Drogeriemarktschwarz, noch dazu auf einer entsetzlichen Hippiefrisur. Aber das hier ...«
    »Großes Kino. Jaja, ich geb dir gleich ein Autogramm!« Dann besann ich mich. Er musste mich schließlich ein paar Tage bei sich verstecken. »Äh, MO, wir sind doch Freunde ...«
    »Was willst du? Ich soll dir wohl schon wieder aus irgendeiner Patsche helfen?«
    »Ja«, meinte ich kleinlaut.
    Er schnaubte. »Also, rück schon raus mit der Sprache.«
    »Meine Mutter will mich nach Lübeck kutschieren – in ungefähr einer halben Stunde. Weil ich ... Volker rausgeschmissen habe. Und er tatsächlich gegangen ist. Und weil er Old Shatterhand ist, besteht meine Mutter darauf, dass ich ihn zurückhole. Aber du verstehst doch sicher, dass ich das nicht kann! Ich meine, das wäre doch vollkommen würdelos. Zu Kreuze kriechen. Und was passiert, wenn er nein sagt? Dann stehe ich in Lübeck und kann nie wieder in den Spiegel schauen, was doch beim aktuellen Stand der Haar-Dinge sehr schade wäre.«
    MO starrte mich ungläubig an. »Du hast den hübschen Cowboy ... rausgeschmissen?«
    Ich nickte.
    Er stöhnte und griff sich an den Kopf. »Ohjeohje.«
    »Was ist jetzt? Versteckst du mich vor meiner Mutter?«, wollte ich wissen.
    »Und das ist nicht würdelos, oder was?«, fragte er empört.
    »Nö. Eltern sind die einzigen Menschen, die mit würdelosem Benehmen wunderbar harmonieren«, meinte ich im Brustton der Überzeugung.
    Einen Moment lang musterte er mich aus zusammengekniffenen Augen. Dann lächelte er haifischartig. »Ich sage dir, was wir machen: Du gibst mir die Nummer deiner Mutter – und ich sage ihr ab. Dann holen wir ein paar von deinen Sachen und quartieren dich ein paar Tage bei mir ein ...«
    »Danke, danke, danke!«, rief ich und fiel ihm um den Hals.
    »Also, her mit der Nummer«, befahl er.
    Während MO im Haus telefonierte, saß ich mitten im Rosenmeer und musste wider Willen zugeben, dass es wunderschön war. Seit Steves Dornröschenzimmer war ich zwar nicht mehr sehr empfänglich für den Charme von Rosen gewesen. Aber ihr Duft machte mich nun wieder schwach – und ließ mich an Volker denken, der schließlich vor ein paar Tagen mit einem gewaltigen Rosenstrauß vor meiner Tür gestanden hatte. Schlagartig kullerten mir wahre Tränensturzbäche aus den Augen.
    »Na,
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